Echte Schätze und ihre Sammler werden weniger
Autor: Peter Rauch
Bad Kissingen, Freitag, 01. April 2016
Rund ein Dutzend Philatelisten kommt noch zu den regelmäßigen Treffen.
           
Einst waren es die Kissinger Honoratioren, die den Briefmarkensammlerverein aus der Taufe hoben: Hoteliers, Geschäftsleute, Privatiers und höhere Beamte, sie bekamen Post von auswärts, durch die damaligen Kurgäste auch Briefe und Karten, oft aus fremden Ländern, und alles war damals noch mit Briefmarken frankiert. So war der Kissinger Briefmarkenverein, dem heute Heinz Stempfle vorsteht, damals eigentlich ein sehr exklusiver Verein, der bis in die siebziger und 
achtziger Jahre des vergangen Jahrhunderts auch ständig an Mitgliedern zulegte. 
Heute kommt zu den regelmäßig abgehaltenen Treffen gerade mal ein Dutzend Mitglieder, große Tauschbörsen und Ausstellungen, wie sie noch in den 1990er Jahren abgehalten wurden, sind heute fast undenkbar, denn mit ganz wenigen Ausnahmen haben alle im Kissinger Briefmarkenverein organisierten Philatelisten das Rentenalter längst überschritten. "Wir verlieren unsere Mitglieder nicht durch Austritt, sondern durch Tod oder durch Wegzug", so Heinz Stempfle anlässlich der jüngst durchgeführten Jahreshauptversammlung.
  
  Noch 50 Millionen Sammler
 
Noch gebe es weltweit 50 Millionen Briefmarkensammler unter den fünf Milliarden Menschen, "aber auch hier werden die Sammler weniger, wenngleich wieder etliche Menschen eine Flucht in Sachwerte antreten". So gehörten vor 
allem Briefmarken, die früher als "Aktie des kleinen Mannes" bezeichnet wurden zu den "Sachwerten in den Schwellenländern". Vor allem reiche Russen, Chinesen und neuerdings auch Inder würden die "Schätzchen" auf dem europäischen Markt aufkaufen. Zwar beschwor Stempfle das gekommene Dutzend Mitglieder fast inbrünstig "sammelt weiter, aber macht euch keine Hoffnung auf große Gewinne, denn auch die kaufen nur, was wirklich gut und teuer ist". Gute und teure 
Marken würden bei der Massenflut, die die Postverwaltungen derzeit aber herausgeben, nicht mehr dabei sein. Allerdings gebe es immer wieder Ausnahmen wie die "Gscheidle-Marke" oder die "rauchende Audrey Hepburn", die es so als deutsche Briefmarken eigentlich gar nicht geben dürfte, und die aber unter Sammlern daher mit sechsstelligen Summen gehandelt werden.
Claudia Lay und Herbert Bauer die bereits seit 60 beziehungsweise 50 Jahren dem Briefmarkensammlerverein Bad Kissingen angehören und an diesem Abend geehrt wurden, besitzen zwar keine solch hochwertigen Kostbarkeiten, aber ein paar "gezackte Schätzchen" haben auch sie in ihren Alben.