Du, pass fei auf!
Autor: Klaus Werner
Bad Bocklet, Montag, 26. Mai 2014
Fredi Breunig gibt beim Frühschoppen tiefe Einblicke in die Besonderheiten der fränkischen Sprache.
"Döff doss doss?" - "Doss döff doss!" - "Mit zwei Wörtern erfüllt der Franke sein Bedürfnis nach Konversation", sagt Fredi Breunig beim kabarettistischen Frühschoppen in Bad Bocklet. Auf unterhaltsame Art und Weise reflektierte der Komödiant die fränkische Seele und ließ sich auch nicht von der geringen Zuhörerschaft aus dem Konzept bringen.
Dabei schaute der Träger des "Frankenwürfels 2013" nicht nur in das Innere seiner fränkischen Leidgenossen, sondern ihnen auch auf das Maul - und heraus kam ein dialektgefärbter Auftritt vor ca. 60 Gästen im Kursaal. Alle acht Wochen soll Fredi Breunig auf der Bühne in Bad Bocklet stehen und damit man auch zum Stammgast des unterhaltsamen Vormittags wird, hat sich der Kabarettist ein Regie-Buch zugelegt. In dieses schreibt er jeden Tag eine Nachricht, die bühnentauglich ist und die er auf seine ironische Art und Weise ausschlachten kann. Bevor er aber in dieses Geheft eintaucht, geht es an die "Marktforschung" - damit ist die bei Kabarettisten beliebte Abfrage nach dem Woher der Gäste gemeint: "Aus Hammelburg! Seit ihr heute Morgen losgefahren oder habt ihr übernachtet?" oder "Aus Bad Kissingen! Aber net wegen mir?"
Mit seiner humorvollen Art reagiert Breunig auf die Antworten und kommt sogar dem Publikum mit Handschlag entgegen, wobei er selbstironisch meint: "Bei 300 Leut´ könnt´ ich des gar net mach." Danach erläutert der Dialekt-Fan nicht nur die Besonderheiten der fränkischen Sprache, sondern auch der "Hardcore-Variante rhönerisch". So ist ein "Säu-Hund" immer ein Mann, ein "Säu-Mensch" immer eine Frau, oder das Wörtchen "fei" steht immer für eine Verschärfung der Aussage - ein Beispiel: "Du, pass auf!" oder "Du, pass fei auf!"
Flughafen und Kreuzbergbier
Dann ging es anhand von Schlagzeilen durch die letzten acht Wochen, wobei er mit trockenem Humor seine Kommentare dazu abgab. Zum Berliner Flughafen fiel ihm ein, dass es billiger wäre, Berlin abzureißen und die Stadt in der Nähe eines funktionierenden Flughafens wieder aufzubauen. Zu der Nachricht, dass Ehefrauen immer brutaler in der Ehe reagieren, gab es eine Zuschauer-Befragung, die die Tendenz mit "Krankenhausaufenthalt - Kieferbruch" und einem sichtbar betroffenen Breunig bestätigte. Nichtsdestotrotz wurde auch daraus ein Witzchen zum fränkischen Charakter formuliert: "Mein Mann ist beim Kartoffelholen die Kellertreppe runtergefallen." - "Was hast Du dann gemacht? - "Nudel!"
Die Nachricht, dass das Kreuzberg-Bier knapp ist, brachte den Statistiker Breunig zum Vorschein: "An einem Tag des Oktoberfestes wird mehr Bier getrunken, als Kreuzberg-Bier pro Jahr gebraut wird." - und ergänzend: "Mit einem Prosit werden in einem Bierzelt 250 Liter Bier gesoffen - und die Kapellen müssen 10 mal pro Stunde ein Prosit der Gemütlichkeit anstimmen."
Nach der Pause wurde Breunig zum Autor, als er eine Lesung mit drei Glossen aus seinem publizistischen Alter ego "Gotthold & Eustach" zelebrierte. Stuhl, Tischchen, Leselampe, Lesebrille, Wasserglas und eine Kabelrolle wegen des provisorischen Eindrucks waren die notwendigen Utensilien für seine Dialektstückchen, die er mit dem Hinweis "Wer nix versteht, bitte melden" ankündigte.
Dann ging es weiter mit fränkischen Eigenheiten ("Der Franke red´ wenig, kann´s aber a net vertrach, wenn´s still is.") oder mit unterhaltsamen Witzchen: "Ich war 5 Mal untreu", so im Beichtstuhl, worauf der Pfarrer eine Wallfahrt nach Vierzehnheiligen als Buße verhängt. Der nächste beichtet "Ich war 2 Mal untreu." - und für den gibt´s den Ratschlag für eine gerechte Buße: "Sie sind noch 3 Mal untreu und dann ...." - das Ende geht im Gelächter der Gäste unter.
Den Schluss macht eine Publikumsrunde als Talkshow, wobei die Europawahl im Mittelpunkt stand und die fünf "Opfer" bereitwillig die Stühle auf der Bühne einnahmen. Hier zeigte der Neustädter Kabarettist nochmals seine Qualitäten im direkten Kontakt mit dem Publikum und in seinen spontanen Reaktionen auf deren Äußerungen. Die Gäste dankten mit herzlichem Applaus für einen unterhaltsamen Morgen.