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Droht an Kissinger Schulen und Kitas wieder der Elterntaxi-Stau?


Autor: Charlotte Wittnebel-Schmitz

Bad Kissingen, Sonntag, 12. Sept. 2021

Die Schule beginnt und damit die Zeit der Elterntaxis. Nach den Pfingstferien mit Rückkehr in den Regelunterricht war die Situation an mehreren Schulen im Landkreis Bad Kissingen besonders schlimm. Mit Beginn des neuen Schuljahres droht erneutes Chaos.
Das Foto, im Juni aufgenommen, zeigt wie Olaf Gräf von der Kissinger Polizei an der Außenstelle der Sinnberg-Grundschule auf das eingeschränkte Halteverbot hinweist, in dem Eltern nach Schulschluss stehen, um auf ihre Kinder zu warten.  Ab Dienstag beginnt offiziell wieder die Schule.  Foto: Archiv/Benedikt Borst


Eltern, die ihr Kind noch schnell vor Schulen und Kitas mit dem Auto absetzen - das führt oft zu Verkehrschaos. Rund 20 Minuten dauert der Spuk, dann kehrt Ruhe ein. Das nett gemeinte, aber oft umgehbare Kutschieren des Kindes zur Schule führt dazu, dass Kinder regelmäßig Gefahr laufen, auf den letzten Metern zur Schule von einem Auto angefahren zu werden. Auch wichtige Zugangswege für Feuerwehr und Notärzte werden versperrt.

Stau vor den Schulen und Kitas

"Manche Eltern haben keine Hemmungen mit dem Auto bis vor die Tür der Schule zu fahren, obwohl sie im absoluten Halteverbot stehen. Teils lassen sie ihre Kinder aus dem fahrenden Auto springen", sagt Elternlotsin Claudia Presl. Andere wenden auf einer Kreuzung, setzen zurück, versperren die Straße. Busse müssen durch, an manchen Tagen kommt die Müllabfuhr dazu.

Was zwischen dem Sinnberg-Kindergarten und der Sinnberg-Grundschule und an der Außenstelle am Geschwister-Scholl-Platz in Bad Kissingen in der Vergangenheit kurz vor 8 Uhr passierte, geschieht nicht nur in Bad Kissingen, sondern an vielen anderen Schulen oder Kitas. In Bad Brückenau etwa stauten sich an der Grundschule oder am Schulzentrum mit dem Gymnasium, der Mittel- sowie der Realschule die Autos.

Polizei kündigt an, zu kontrollieren

"Das passiert vor jedem Kindergarten, vor jeder Schule", sagt Verkehrserzieher und Schulkontaktbeamter Matthias Kleren von der Polizeiinspektion Bad Kissingen. Das Phänomen trete das ganze Schuljahr hinweg auf. Bei Beginn der Schulzeit aber besonders, deshalb sei die Polizei die ersten 14 Tage vor Schulen verstärkt im Einsatz.

An der Sinnberg-Grundschule in Bad Kissingen ist die Lage besonders kritisch, weil zu den Elterntaxis auch Autofahrer kommen, die die Veit-Stoß-Straße zur Schule als Abkürzung nutzen, um ins Bad Kissinger Gewerbegebiet zu kommen.

Muss es erst zum Unfall kommen?

Claudia Presl befürchtet, es ändere sich erst etwas, "wenn etwas passiert", es also zu einem schlimmen Unfall kommt. Als Elternlotsin und ehemaliges Mitglied des Elternbeirats setzte sie sich über Jahre gemeinsam mit anderen dafür ein, dass sich etwas ändert. "Ich habe zehn Jahre dafür gekämpft", sagt sie. Ihr Kind geht nun auf eine weiterführende Schule, aber das Problem sei auch nach Jahren nicht gelöst, findet sie.

Zwar stehen Elternlotsen am Kindergarten, an der Schule und am Bettenlager. Doch auch sie können nur warnen, die Wege der Kinder lenken, aber nicht dafür garantieren, dass kein Unfall passiert. "Ohne Lotsen wäre es wirklich dramatisch", sagt Presl.

Noch mehr Kontrollen gefordert

Presl findet, dass Polizei und Ordnungsamt noch mehr kontrollieren müssten. Auch Eugen Chrebtow vom Elternbeirat äußert, dass dies einen positiven Einfluss hätte.

Auf dem Schulweg kontrolliert die Polizei die Geschwindigkeit der Autos aber insbesondere auch, dass niemand im Halte- und Parkverbot steht (Verwarngeld bei eingeschränktem Haltverbot bzw. Haltverbot zehn bis 35 Euro), dass die Feuerwehr-Anfahrtszone frei ist (zehn bis 65 Euro) und, ob ein Gurt angelegt ist (Erwachsene 30 Euro, Kind nicht vorschriftsmäßig gesichert 30 Euro, Kind ohne jede Sicherung befördert 65 Euro und ein Punkt), erklärt Kleren. Zu Beginn des neuen Schuljahres gibt es von der Polizei die leuchtende Sicherheitsweste und Verkehrserziehungskurse für die Kinder.

Elternbeirat Chrebtow sagt: "95 Prozent der Leute verhalten sich verständig, aber es gibt fünf Prozent Unbelehrbare, die ihren Sprössling auch die letzten Meter bis zur Lehrerin bringen." Das hemme die Selbstständigkeit. Er empfiehlt, zehn Minuten mehr für gewisse Eventualitäten einzuplanen und außerhalb der Schule zu parken, um dann mit dem Kind ein paar Meter zur Schule zu laufen. Schon lange gebe es die Abmachung, dass Eltern auf dem Parkplatz vor dem Bettenlager parken könnten, sagt Presl. "Das nutzt nahezu niemand, das ist total schade."

Das sagt die Schulleitung

"Die letzten Monate war es recht vernünftig", sagt Marietta Menz, die neue Schulleiterin der Sinnberg-Grundschule. Es habe wenig Probleme gegeben. "Aber das kann wieder aufflammen." Das sei auch vom Wetter abhängig. Regen oder Schnee verschärft das Problem.

Ähnlich wie ihre Vorgängerin Anja Weigand-Hartmann will Menz die Kinder und Eltern morgens vor der Schule begrüßen. Auch Hausmeister Benjamin Herrberger helfe mit, damit die Kinder sicher in der Schule kommen. Die meisten Eltern reagierten verständnisvoll, wenn man sie bitte, woanders zu parken, sagt die Schulleiterin.

Claudia Presl berichtet von anderen Erfahrungen.Typische Reaktionen, wenn man Eltern anspreche, seien die Aussagen "ich halte doch nur kurz", "das dauert doch nicht lange", "hier hält doch eh jeder".Eine Person der Elternlotsen sei sogar schon beschimpft und bis in die Stadt verfolgt worden.