"Drei-Hütten-Tour":Auf abgeschiedenen Pfaden in der Rhön
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Mittwoch, 28. August 2013
Die "Drei-Hütten-Tour" verläuft abseits überfüllter Wege. Hans Lickel vom Rhönklub Bad Kissingen erklärt seine Lieblingsstrecke und was einen guten Wanderwart ausmacht.
Hans Lickels Füße stecken in schweren, ledernen Wanderschuhen. Mit Wanderstöcken und einem Proviant-Rucksack ausgerüstet begibt sich der Rentner zu einem Halbtagesausflug in die Rhön, auf eine seiner Lieblingsstrecken. Schon zu Beginn freut er sich auf den letzten Anstieg zur Kissinger Hütte. "Der Ausblick dort oben, wenn man aus dem Wald herauskommt, ist einfach der Schönste überhaupt", schwärmt der Wanderwart des Rhönklub Zweigvereins Bad
Kissingen.
Lickel stapft durch den Wald, über einen weichen, unebenen Boden. Er genießt die Stille abseits der stark frequentierten Wanderwege - das ist kein Vergleich zum überlaufenen Kreuzberg, findet er. Am Basaltwerk unterhalb der Kissinger Hütte liegt der Startpunkt zur "Drei-Hütten-Tour", einem etwa zwölf Kilometer langen Rundweg zum Würzburger Haus, zur Oberbacher und schließlich zur Kissinger Hütte.
Der Bad Kissinger Rhönklub betreibt die Schutzhütte seit fast 100 Jahren - 2014 ist großes Jubiläum. Der Verein ist eng mit ihr verbunden. Hier trifft man sich zu Versammlungen, hier werden Sommer- und Wintersonnenwende gefeiert. Vor allem aber finden Wanderer hier Geborgenheit. "Eine Hütte ist ein romantischer Zufluchtsort", sagt Lickel. Er schwärmt, wie schön es ist, im Winter erschöpft aus der verschneiten Landschaft heraus zu treten und einen warmen Platz am Kamin zu finden.
Jeden Meter Strecke auswendig
Die "Drei-Hütten-Tour" ist sozusagen die Hausstrecke des Bad Kissinger Wanderwartes. Er kennt die Abkürzungen, weiß wie die Berge heißen, die man in der Ferne sieht und kann an jeder beliebigen Stelle der Strecke genau sagen, wie weit man noch zu laufen hat. "Es ist ein leichter Wanderweg mit einer schönen Aussicht und vielen Möglichkeiten einzukehren", sagt Lickel. Weitere Pluspunkte sind die Lage und die infrastrukturelle Anbindung. "Der Reiz ist einfach, dass man mit dem Auto hierher fahren kann", erklärt er. Die Hütten sind bekannte Ausflugsziele, gut erschlossen und sowohl vom Bad Kissinger Raum wie auch aus dem Rhön-Grabfeld leicht erreichbar. Für Wanderer ist das ideal.
Touren planen
Lickel ist seit zwölf Jahren aktives Rhönklub-Mitglied, seit sechs Jahren engagiert er sich als Wanderwart. Was macht einen guten Wanderwart aus? "Antworten auf diese Frage habe ich mir selbst gesucht", sagt er. Hauptsächlich sieht er sich dafür verantwortlich, einen anspruchsvollen Wander- und Veranstaltungsplan zu erstellen. Selbstverständlich nicht allein. "Meine Aufgabe ist es, qualifizierte Wanderführer zu suchen und zu betreuen", sagt Lickel. Momentan bieten 22 Wanderführer Touren für den Rhönklub Bad Kissingen an.
Matthias Reichert ist einer von ihnen. Er hat letztes Jahr eine entsprechende Ausbildung absolviert. "Dort bekommt man beigebracht, wie man Touren plant", erklärt er. In der Ausbildung werden beispielsweise Kenntnisse in Gruppenleitung, Erste Hilfe, Kartenlesen, Pflanzenkunde, Rhöner Kultur und Geschichte vermittelt. Die Rhönklub-Wanderführer bieten drei bis vier Touren pro Jahr für den Verein an. Der Wanderwart koordiniert die Planung "Sie bringen ihre Vorschläge zu mir und dann wird ein Wanderplan erstellt", sagt Lickel.
Erloschene Vulkane
Das Programm muss ausgewogen und breitgefächert sein, damit Junge wie Ältere, Vereinsmitglieder und Kurgäste angesprochen werden: Es muss Tages und Halbtageswanderungen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden geben, Radtouren und längere Busreisen - etwa in den Schwarzwald oder an den Bodensee. Lickel: "Aber der Schwerpunkt bleibt die Rhön, denn wir sind der Rhönklub."
Wer sich auskennt, findet auch vor der eigenen Haustüre anspruchsvolle Wanderstrecken mit interessanten Sehenswürdigkeiten und Naturdenkmälern. Bei der Drei-Hütten-Tour bietet sich der "Gebirgsstein" unweit der Oberbacher Hütte an. Der erloschene Vulkankrater wird vom Bayerischen Landesamt für Umwelt zu den schönsten Geotopen Bayerns gezählt und als "einzigartiges Lehrobjekt" bezeichnet. Lickel atmet durch, als er in dem dicht bewachsenen Krater steht. "Hier ist es einmalig."