Druckartikel: Drei ganz besondere Glocken läuten in Elfershausen

Drei ganz besondere Glocken läuten in Elfershausen


Autor: Markus Reeh

Elfershausen, Mittwoch, 02. Januar 2013

Zwei Wandergießer aus Frankreich stellten vor fast 400 Jahren die Glocken her, die heute im Kirchturm von Elfershausen hängen.
Die größte der drei Glocken ist mit Krone 1,25 Meter hoch und wiegt 930 Kilogramm. Fotos: Sabina Weinand


Renate Graser hat eine Vorliebe für Heimatgeschichte und wieder etwas Spannendes entdeckt. "Die Bevölkerung von Elfershausen weiß sicher nicht, was da in ihrem Kirchturm hängt", meint die umtriebige Auraerin.
Gemeint sind die drei Kirchenglocken, die vor fast vierhundert Jahren gegossen wurden.

Sie sind aus Bronze und von herausragender Qualität, hat Graser herausgefunden. "Unter den neueren Kirchenglocken, wie zum Beispiel in Aura, sind viele noch keine hundert Jahre alt und schon kaputt", betonte Graser. Eine weitere Besonderheit: Die Glockengießer haben sich mit ihren Namen verewigt, was heute auch nicht mehr üblich ist.


Von Stuttgart bis zur Nordsee

Es waren zwei Glockengießer, die seinerzeit aus dem französischen Lothringen anreisten und auf ihrem Weg durch Deutschland auch Station in Unterfranken machten.

In den Jahren 1628 und 1631 gossen Francois Racle und Claude Voillo im Hof des Anwesens Veth/ehemals Emmert am Gänsberg die drei Glocken. Das hat Werner Scholz aus dem thüringischen Wasungen herausgefunden und auch im Jahrbuch des hennebergisch-fränkischen Geschichtsvereins publiziert. Der Historiker zeichnete den Weg der Wandergießer nach, der vom Raum Stuttgart über Unterfranken, Südthüringen, Mainz und Köln bis zur Nordsee führte.

Im Buch "Die Glocken des Landkreises Hammelburg" von Robert Kümmert steht zudem, dass die Glocken mit überaus reichem Barockornament versehen sind und "mitten im Dreißigjährigen Krieg am Ort" gegossen wurden.


Die Einschmelzung drohte

Die größte der drei Glocken ist mit Krone 1,25 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 95 Zentimetern und wiegt 930 Kilo. Die mittlere, die so genannte Marienglocke, gleicht der ersten und ist mit Krone 92 Zentimeter hoch. Ihr Durchmesser beträgt 88 Zentimeter, ihr Gewicht 430 Kilo. Die beiden Glocken wurden während des Zweiten Weltkriegs am 27. März 1942 abgenommen und sollten für Rüstungszwecke eingeschmolzen werden, blieben aber verschont und kamen 1946 beziehungsweise 1948 wieder zurück.

Zur Entstehung der Glocken für Elfershausen und Trimberg im Jahre 1628 zitiert Kümmert eine von der Bevölkerung überlieferte Erzählung: "Die Glocken wurden im Hof von Haus Nr. 54 ½ gegossen. Die Elfershäuser hatten die Wahl zwischen drei großen Glocken. Da gaben sie dem Gesellen ein Trinkgeld und der schlug mit einer Rute an eine der drei Glocken, diese wurde gewählt."

Das mit der Wahl dürfte nicht stimmen, hielt Robert Kümmert fest. Schließlich habe die Glocke eine ganz bestimme Widmung. Die dritte, kleine Glocke wurde 1631 gegossen. Mit Krone misst sie 80 Zentimeter in der Höhe, der Durchmesser beträgt 79 Zentimeter, das Gewicht 310 Kilo. Sie wurde im Krieg nicht abgehängt. Auf allen drei Glocken ist auch der Name Georg Vogel zu lesen, der von 1623 bis 1634 Pfarrer in Elfershausen war.
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, hat dazu am Sonntag, 20. Januar, ab 14 Uhr beim Pfarreiennachmittag hierzu Gelegenheit. Dann wird im Pfarrheim eine Ausstellung mit Texten und Fotos zu den drei Glocken zu sehen sein.