Dorflinde verschwindet Stück für Stück
Autor: Jana Keul
Gauaschach, Freitag, 03. Mai 2013
Etliche Zuschauer sind spontan gekommen, um die Fällung der alten Dorflinde zu beobachten. Sie muss wegen mangelnder Standfestigkeit entfernt werden.
"Ich habe die Säge gehört und bin gleich hergekommen", sagt etwa Maria Weidner. Man blickt in wehmütige Gesichter, die eine oder andere Träne wird verdrückt.
Jeder in Gauaschach ist mit dem Baum aufgewachsen, kennt ihn und hat schon unter ihm gestanden und auf den Bus gewartet. Bei der Kommunion spielte an der Linde die Musik auf. Hochzeitsbilder wurden dort gemacht.
Doch die Gauaschacher können sich damit trösten, dass eine neue Sommerlinde gepflanzt wird.
Dass der Baum morsch und innen hohl war, zeigen die abgesägten Teile. "Leider ist nichts für die Ewigkeit", wie der Mann an der Säge nach getaner Arbeit sagte. Ein Naturdenkmal sei nicht so oft auf seiner Liste, auch wenn er die Anzahl der gefällten Bäume nicht mehr genau zählen kann. Der Mann an der Säge beherrscht sein Handwerk. In nur gut einer Stunde hat er Ast für Ast in kleinen Stücken abgeschnitten, sodass nur noch der Stumpf steht. Nach einer weiteren halben Stunde fällt auch dieser. Der Stumpf wird mit einem Seil umschlungen, die Fallkerbe eingesägt. Mit kräftigen Schlägen treiben Arbeiter Keile von hinten in den Stamm. Zwei Mann ziehen in die gewünschte Richtung und der Bagger gibt dem Stamm einen Schubs.
Die Äste werden am Ort geschreddert. Übrig bleiben einige Ster Holz und viele Sägespäne. Vom Stamm wird noch ein Ring abgetrennt. Diesen wird Winfried Grübert, der für das Amt für ländliche Entwicklung die Fällung überwacht, analysieren. Das wahre Alter der Linde soll bestimmt werden.
Es gibt Überlegungen, den alten Stamm in das geplante Denkmal an der früheren Milchsammelstelle zu integrieren, für das ein Kunstwettbewerb ausgeschrieben werden soll. So könnte ein Teil des alten Baumes weiter zur Ortsgestaltung beitragen.