Diskussionen übers Ehrenamt
Autor: Björn Hein
Münnerstadt, Mittwoch, 17. Oktober 2012
Die Unterstützung der freiwilligen Helfer und die Kooperation und Vernetzung der Vereine sollten verbessert werden.
Ehrenamtliches Engagement ist für die Gemeinschaft sehr wichtig. Für Aktive und alle, die sich für ein Ehrenamt interessieren, bietet der Landkreis Bad Kissingen mit dem "Netzwerk Bürgerengagement" in Zukunft Hilfe und Unterstützung an. Ziel ist es, das Ehrenamt zu stärken und weiter auszubauen. In der Alten Aula trafen sich Ehrenamtliche zum Regionalforum, um ihre Sorgen und Nöte vorzutragen und darüber zu diskutieren, wo sie vom Landkreis und den Kommunen in Zukunft besser unterstützt werden können.
"Wir wollen durch unsere Arbeit und die Mithilfe aller Beteiligten Netzwerke knüpfen und das Ehrenamt weiter voranbringen", meinte Thomas Röbke, der Geschäftsführer des Landesnetzwerkes für bürgerschaftliches Engagement in Bayern.
Stellvertretender Landrat Emil Müller (CSU) meinte, dass man in Zeiten des rapiden Bevölkerungsrückgangs in der Region das bürgerschaftliche Engagement stützen müsse, um auch in Zukunft attraktiv sein zu können. "Wir wollen das Ehrenamt nicht neu entwickeln, sondern wir wollen heute unsere Erfahrungen austauschen und ausloten, wo Handlungsbedarf besteht", sagte Müller.
Auf mehreren Schultern
Münnerstadts Bürgermeister Helmut Blank (CSU) sieht einen Wandel in der ehrenamtlichen Arbeit: Die früheren Aufgaben eines Vorsitzenden beispielsweise in einem Sportverein wird heute auf mehrere Schultern verteilt, so dass häufig mehrere gleichberechtigte Vorsitzende existieren. Blank meinte, dass ehrenamtliche Tätigkeiten in Zukunft noch wichtiger würden, gerade in Zeiten klammer Staats- und Stadtkassen.
Während des Regionalforums wurde an drei Tischen in Gesprächskreisen diskutiert. Zum einen tauschte man sich in den Dialogrunden über das ehrenamtliche Engagement vor Ort aus, zum anderen über die Zukunft des Ehrenamts im Landkreis.
Klaus Schebler, Teilnehmer am Regionalforum und Ortssprecher von Windheim, sieht vor allem in den bestehenden Gesetzen ein Problem für das ehrenamtliche Engagement, besonders für Vereinsvorstände: "Die Vorstände haben meiner Meinung nach nur sehr wenig freie Hand: Der Gesetzgeber bürdet ihnen vieles auf und lässt sie dann allein." Als Beispiel nannte er den Jugendschutz, der auf Festen gewährleistet sein muss. Natürlich stellte Schebler außer Frage, dass dieser wichtig sei.
Für den Vorsitzenden, der bei Verstößen gegen den Jugendschutz mit seinem Privatvermögen hafte, bedeute eine Veranstaltung auch immer, dass er quasi mit einem Bein schon im Gefängnis stehe. "Das kann nicht sein, hier müsste von staatlicher Seite Unterstützung kommen, um das Ehrenamt attraktiver zu machen und für den Ehrenamtlichen Sicherheit zu bieten", sagte Schebler.
Aus eigener Erfahrung wisse er, dass es ohnehin schwer genug sei, Ehrenamtliche zu finden. Schebler hofft darauf, dass durch das Regionalforum auch die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen verbessert wird, die sich dann gegenseitig unterstützen können. "Sinnvoll wird es sein, zuerst einmal im kleineren Rahmen, beispielsweise der Kommune, die Zusammenarbeit untereinander zu stärken und sich erst dann auf Landkreisebene zu vernetzen", sagte der Windheim Ortssprecher.
Fabian Nöth, Schriftführer und Kassierer der Freiwilligen Feuerwehr Reichenbach, würde sich wünschen, dass das Ehrenamt größere Anerkennung auch von staatlicher Seite aus erhalten würde. "Die Stadt und der Landkreis sollten bei der Einstellung von Personen darauf achten, dass diese sich auch im Ehrenamt engagieren, beispielsweise auch im Feuerwehrbereich", sagte Nöth. Gerade bei Stellenvergaben im öffentlichen Bereich werde dies im Moment noch zu wenig berücksichtigt. Dabei wäre es wichtig, das Ansehen des Ehrenamtes in der Öffentlichkeit zu stärken. Als Problem sieht er aber auch, dass viele Eltern sich nicht mehr ehrenamtlich engagierten und damit oft auch ihre Kinder nicht.
Nachwuchsarbeit ist wichtig
Rainer Fries, stellvertretender Vorsitzender der Blaskapelle Großwenkheim, meinte, dass der demografische Wandel nicht aufgehalten werden könne und die daraus entstehenden Nachwuchsprobleme sich nicht einfach so lösen ließen. Hierbei seien die Vereine selbst gefordert, diese Probleme mit guter Nachwuchsarbeit so weit wie möglich abzufedern. Ganz konkret hielt es Fries für wichtig, dass der Landkreis die Vereine bei Baumaßnahmen finanziell unterstützt, beispielsweise beim Vereinsheimbau. Die Zusammenarbeit der Vereine in den Dörfern bezeichnete Fries als sehr gut: "Hier haben wir bereits ein Netzwerk, an dem man anknüpfen kann."
Als Ergebnis der Diskussion wurde festgehalten, dass in der Region sehr viel Einsatz im Ehrenamt zu erkennen ist. Kritisiert wurde, dass die Stadt Münnerstadt das Ehrenamt noch zu wenig würdige und dass das Wissen der Ehrenamtlichen noch zu wenig genutzt würde.
Gefordert wurde von der Versammlung eine Informations- und Unterstützungsplattform auf Stadt- und Landkreisebene sowie die Kooperation und die Vernetzung von Vereinen. Man müsse es wagen, Neues auszuprobieren und neue Wege zu gehen, beispielsweise mit zeitlich begrenzten Projekten.