Diese Mottener Familie fliegt auf Bienen
Autor: Stephanie Elm
Motten, Sonntag, 07. Juni 2020
Neugier war der Anfang von Markus und Martina Wills Hobby. Jetzt gehört die Imkerei zu ihrem Leben. Aber: Leidenschaft allein genügt nicht.
Inzwischen ist es einfach nur Leidenschaft. Schon als Kind flog Martina Will auf Bienen, und als sie mit ihrem Mann Markus vor vier Jahren zufällig einen Radiobericht über das Imkern hörte, traute sie ihren Ohren kaum. Auch ihr Mann fand die Imkerei "interessant" und war sofort "die treibende Kraft", erinnert sich Martina Will. Inzwischen gehört die Beschäftigung mit den Bienen zu ihrem Alltag, die dreijährige Tochter Livia wächst ganz selbstverständlich mit den Tieren auf.
Infos durch Kurse
Leidenschaft allein reicht allerdings nicht, um Bienen zu halten. Die Lektüre von einigen Büchern vermittelte schon eine Vorstellung von der Verantwortung und den Pflichten, Kurse sorgten für eine gute Vorbereitung. In Sachen Bienenhaltung, Bienenkrankheiten, Hygiene im und um den Stock sowie Honigverarbeitung kannten sich die beiden Bienenbegeisterten schon aus, als sie von Karin Schmidt, der Vorsitzenden des Bad Brückenauer Imkervereins, das Angebot zum Probe-Imkern erhielten.
Imker auf Probe
Obwohl das Probe-Imkern als Entscheidungshilfe gedacht ist, dient es oft als Bestätigung. "Die meisten haben sich schon vor der Kontaktaufnahme zum Imkern entschieden", verrät Karin Schmidt. Vom Imkerverein Münnerstadt kam die Idee zum Probe-Imkern nach Bad Brückenau und versprach Vorteile für alle Beteiligten. Das Projekt sorgte für wachsende Mitgliederzahlen, der Verein wird zudem vom bayerischen Staat finanziell gefördert. "Im zweiten Probe-Jahr sieht man: Es sortiert sich", weiß Karin Schmidt. "Aber die meisten bleiben dabei." Grundsätzlich ist es "besser, wenn Imker organisiert sind". Von Profis erhalten sie fachliche Tipps, gefährlich sei dagegen das "Halbwissen aus dem Internet", immerhin geht es um Lebewesen, die auch unsere Nahrung beeinflussen.
"Ich bin Umweltschützer"
Karin Schmidts Auftrag ist klar: "Ich bin Umweltschützer". Dies färbt schnell auf die Nachwuchs-Imker ab, sind doch eine intakte Natur mit gesunden Bienenvölkern eng verbunden. "Jeder Imker schaut in seinem eigenen Garten, welche Pflanzen für Bienen sinnvoll sind und welche für Bienen nur ein `leeres Regal´ darstellen".
Das Probe-Imkern brachte Martina und Markus Will die letzte Gewissheit: "Es ist so eingetroffen, wie wir uns das vorgestellt hatten". Über den Imkerverein erhielten die Zwei ihre ersten beiden Bienenstöcke, der Fachmann spricht von Bienenbeute. Der Fachjargon geht Martina und Markus Will schon wie selbstverständlich von den Lippen. Varroa-Behandlung, Weiselzellen oder Melezitose-Honig bedürfen einer Erklärung für den Laien, die beiden Mottener tauschen sich nach Feierabend jedoch so über ihr neues Hobby aus.
"Bienen sind eine Wissenschaft für sich" sagen die beiden Jung-Imker und mit etwas Bedauern über verlorene Bienenvölker: "Man lernt auch durch seine Fehler". Die beiden Erstvölker vermehrten sich rasch, eineinhalb Jahre nach ihrem Imker-Start gingen sie mit 19 Völkern in den Winter 2019/2020. Nur acht Völker überlebten: "Sie waren für den Winter zu klein und zu schwach".
Dabei hatte das Paar schon so viel investiert. Zeit ist das Eine. Im Winter steht lediglich eine Fütterung und ein bis zwei Varroamilben-Behandlungen an. "Die Arbeit im Sommer ist natürlich zeitintensiver", erzählt Martina Will. Auf der Suche nach neuen Königinnen wurden die Stöcke jede Woche nach den Weiselzellen, die die Bienen extra für die Aufzucht der Königin anlegen, durchsucht. Hatten Martina und Markus Will eine Königin gefunden, wurde sie mit einer gewissen Menge an Arbeiterinnen dem Volk entnommen und mindestens zwei Kilometer entfernt in einem neuen Stock gebracht. "Sonst würden die Bienen zum alten Volk zurückfliegen". Da die Ländereien des ehemaligen landwirtschaftlichen Guts weitläufig sind, "kann ich meine Völker quer durch Motten verteilen", scherzt die 45-Jährige.