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Dienst am alten Menschen


Autor: Thomas Mäuser

Bad Kissingen, Dienstag, 27. Januar 2015

Die Frankenpark Klinik in Bad Kissingen hat sich in ihrer geriatrischen Abteilung auf die Behandlung alter Menschen spezialisiert. Der Bedarf steigt ständig.
Physiotherapeutin Anna-Sophie Seuffert und Chefärztin Evelyn Müller-Bödefeld begleiten Luise von Marklowski bei der Medizinischen Trainingstherapie in der Frankenpark-Klinik. Foto: Thomas Mäuser


Adolf Niedermeyer übt an der Sprossenwand, Luise von Marklowski am Ergometer. Johanna Reh und Gabriele Müller machen ein Frage- und Antwort-Spiel. Sie alle sind betagte Menschen, sie alle wurden von ihrer Krankenkasse an die geriatrische Abteilung der Frankenpark Klinik überwiesen. Zur Reha oder zur Anschlussheilbehandlung.

Geriatrie, das bedeutet ganzheitliche Behandlung alter Menschen.

Sie kommen zum Beispiel nach der Operation eines Beinbruchs, haben aber auch noch Diabetes, möglicherweise Herzprobleme, der Blutzucker ist durch die Stress-Situation einer OP entgleist. "Die Menschen werden immer älter und kränker", sagt Chefärztin Evelyn Müller-Bödefeld. Geriatrische Kliniken haben Zukunft.


Wieder selbstständig leben

"Unsere Patienten brauchen mehr Pflege", fährt die Chefärztin fort: "Ziel ist es, sie wieder auf ein selbstständiges Leben vorzubereiten." Evelyn Müller-Bödefeld nennt ein Beispiel: Mit einer neuen Hüfte kann sich der Patient erst einmal nicht so weit bücken, um sich die Strümpfe selbst anzuziehen. Der Umgang mit der neuen Situation muss gelernt werden. Das gilt auch für viele weitere Bereiche, so das Treppensteigen, die Zubereitung des Essens, die Körperpflege und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

"Man muss alte Menschen mögen, um sie gut behandeln zu können", betont die Chefärztin, "man muss Respekt vor dem Alter und dem Leben des Patienten haben." Dinge wie Ungeduld den Patienten gegenüber oder gar das Duzen der alten Menschen sind nicht drin.


Speziell geschultes Personal

"Unser Personal ist für den Umgang mit älteren Menschen geschult", so die Chefärztin weiter. Und: "Geriatrie ist Teamarbeit", betont Evelyn Müller-Bödefeld, die selbst Fachärztin für Allgemeinmedizin, Physikalische und Rehabilitative Medizin sowie Geriatrie ist. Bei den Besprechungen über Patienten sind neben ihr ein Assistent, ein Physio- und ein Ergotherapeut, ein Psychologe, ein Logopäde, ein Vertreter der Pflegeabteilung und ein Sozialpädagoge mit dabei: "Nur so wird ein Gesamtbild des Patienten möglich."

Der stationäre Aufenthalt in der Klinik hat sehr wohl Vorteile gegenüber der ambulanten Therapie. Da sind neben dem speziell geschulten Personal in zahlreichen Disziplinen die kurzen Wege. Und die speziellen Therapieangebote und -einrichtungen, angefangen von Lehrküche und Haushaltstraining bis hin zu Sitzfahrrädern, an denen die Patienten auch vom Rollstuhl aus üben können.

"Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen dem Krankenhaus und dem Hausarzt", ergänzt Evelyn Müller-Bödefeld. Letzterer soll seinen Patienten möglichst so zurückbekommen wir vor dem Ereignis". Außerdem gilt es, die Angehörigen der Patienten mit einzubinden.


Kassen sehen die Notwendigkeit

Den Krankenkassen, die die Patienten schicken, sehen offensichtlich die Notwendigkeit solcher stationärer Maßnahmen. Der Aufwand und der Pflegesatz sind zwar höher als in einer rein orthopädischen Klinik. "Aber noch teurer wäre es, die Menschen in einem Pflegeheim unterbringen zu müssen", sagt Evelyn Müller-Bödefeld.
44 der insgesamt 186 Betten der Frankenpark Klinik gehören zur geriatrischen Abteilung, die erst unlängst für 200000 Euro ausgebaut wurde. Drei bis vier Wochen dauert der Aufenthalt. Der jüngste Patient war 57 Jahre alt, der älteste 101 Jahre.

"Im Moment ist nicht an einen Ausbau der Bettenzahl gedacht", sagt Evelyn Müller-Bödefeld.: "Aber der Bedarf an geriatrischer Reha steigt zusehends."