Die Ziele der Oerlenbacher Feuerwehr sind seit Jahrzehnten gleich
Autor: Stefan Geiger
Oerlenbach, Freitag, 26. Juni 2015
Bei der Gründung der Feuerwehr gehörten neben Uniformen Helme, Laternen und Leitern zur Grundausstattung. Heute braucht es Fahrzeuge, Gerätschaften und Schutzkleidung, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Seit 135 Jahren besteht die Freiwillige Feuerwehr Oerlenbach, die ihr Jubiläum am Wochenende, 26., 27. und 28. Juni, im und am Feuerwehrhaus feiert. Im Mittelpunkt stehen Festgottesdienst, Schauübungen und Vorführungen.
Der Schutz vor Feuer ist aber noch viel älter, wie es die Dorfchronik von Dr. Andreas Werner belegt. Im Jahr 1720 gab es im Ort je drei Feuerwehrleitern und Feuerhaken, zwölf lederne Feuerwehreimer und ein Feuerwehrhaus.
Jedes junge Ehepaar musste einen Eimer stiften, so dass deren Zahl im Laufe der Zeit anstieg. 1755 werden zwei Spritzen - einfache Handbuttenspritzen mit wenig Löschkraft - urkundlich erwähnt. 1776 errichtet die Gemeinde ein "neues Bäulein" für die Löschgeräte. 1821 kauften Ebenhausen, Oerlenbach und Poppenhausen gemeinsam eine "Feuerlöschmaschine". Im Jahr 1845 folgte ein weiterer gemeinsamer Spritzenkauf.
1872 wurde auf Befehl der Bezirksbehörde ein Reservelöschweiher nahe des Feuerwehrhauses an der "Weth" angelegt.
Von Katastrophen blieb Oerlenbach - wie Dr. Werner darlegte - lange verschont. Erwähnt sind Einsätze bei Bränden in Nachbarorten, als Feuerläufer zu Fuß mit Eimern oder mit Pferdefuhrwerken und Spritzen halfen. Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 wurde das Feuerwehrwesen gefestigt. Gesetzliche Vorgaben verpflichteten die Bürger unter der Leitung des Dorfschultheißen (Bürgermeisters) zur Hilfe.
Förderung der Gemeinschaft
Am 5. September 1880 gründeten schließlich 23 Bewohner die Oerlenbacher Feuerwehr und wählten einen Vorstand. Noch im gleichen Jahr, so ist es im Protokollbuch vermerkt, wurde eine Uniform beschafft. Wie die Niederschriften der Generalversammlungen nachweisen, standen zwei Aufgaben im Mittelpunkt: Zeitgemäße Ausrüstung und Ausbildung sowie Förderung der Gemeinschaft mit geselligen Angeboten. Diese Ziele gelten bis heute.
In den ersten Jahren erwarb die Wehr mit Unterstützung der Gemeinde Helme, Laternen und Leitern. 1885 feierte die Wehr Stiftungsfest zum fünfjährigen Bestehen, für das jedes Mitglied einen finanziellen Beitrag leisten musste. Im Mittelpunkt stand ein Festball, bei dem die genehmigte Zeit überschritten wurde und der Verein sechs Mark Strafe zahlte. Eine jährliche Christbaumverlosung füllte die Kasse.
Mit einem Gartenfest feierte die Wehr 1905 ihr 25-jähriges Bestehen. Not und Elend brachte der Erste Weltkrieg: Viele Kameraden mussten an die Front, nur ein Teil von ihnen kehrte zurück. Gesellige Veranstaltungen entfielen. 1923 fraß die Inflation das gesamte Vereinsvermögen. 1928 wurde an der "Weth" ein neues Spritzenhaus erbaut. Drei Tage lang feierte die Wehr im Juli 1930 ihren 50. Geburtstag mit Fackelzug, Ehrenabend, Festgottesdienst, Festrede des Kommandanten Wilhelm Kuhn, Übung mit der 200 Jahre alten Buttenspritze, Festball und Seelengottesdienst. 1933 richtete die Wehr erstmals einen Faschingstanz aus. 1934 ernannte die Wehr Dr. Werner zum Ehrenmitglied.
Große Gefahren für den Ort
Die Eintragungen im Protokollbuch enden zunächst im Jahr 1938. Die Jahre des Zweiten Weltkriegs fasste 1946 der damalige Feuerwehrführer Engelbert Hofmann im Vereinsbuch zusammen und schilderte vor allem die Gefahren durch das Tanklager mit brennendem Dorfgraben durch abfließendes Benzin und den Einmarsch der Amerikaner mit Brand dreier Scheunen. 1948 brach im Hannbusch ein weiterer Brand, der mit raschem Eingreifen eingedämmt werden konnte, aus.
Gebührend beging die Wehr 1955 ihr 75-jähriges Bestehen. 1965 legten Aktive erstmals Leistungsprüfungen ab. Zwei Jahre später erhielt die Wehr ein neues Fahrzeug und eine neue Motorspritze. 1974 konnte das neue Feuerwehrhaus im Dorfzentrum eingeweiht werden. Vier Tage lang beging die Wehr 1980 ihr 100-jähriges Bestehen.
Eingestuft als Stützpunktwehr
In der Folgezeit bis heute meisterte die Wehr alle Aufgaben, die sich neben der Brandbekämpfung vermehrt auf technische Hilfeleistungen erstreckten. Die Ausstattung mit Fahrzeugen, Gerätschaften und Schutzkleidung ergänzte und erweiterte die Gemeinde laufend, zumal die Einstufung als Stützpunktwehr und als Standort der "Unterstützungsgruppe örtliche Einsatzleitung" zusätzliche Herausforderungen brachte.
Finanziell brachte sich die Wehr selbst nach ihrem Leistungsvermögen mit ein, um möglichst optimal ausgerüstet zu sein. Die Aktiven bilden sich in regelmäßigen Übungen in den Löschgruppen sowie in Sondereinheiten wie Atemschutz und als Maschinisten weiter. Hohen Stellenwert legt der Verein auf die Nachwuchsarbeit, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
Festproramm Freitag, 26. Juni: 21 Fire-Feier mit DJ Herter. Samstag, 27. Juni: 18 Uhr Festbetrieb. Sonntag, 28. Juni: 10.15 Uhr Kirchenparade mit anschl. Festgottesdienst; 11.30 Uhr Mittagessen; 14 Uhr Festbetrieb mit Kaffeebar. Außerdem sind Schauübungen und Vorführungen angedacht.
Jugendgruppe Aktuell befinden sich zwölf Jugendliche in Ausbildung. Gründung der Jugendgruppe im Jahr 1979, Eintritt ab zwölf Jahre, Übungen jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat, dazu Alarmtests und Leistungsprüfungen sowie Zeltlager, Ausflüge und Jugendberufsfeuerwehrtag.
Termine im Jahreslauf Wiederkehrend hat die Freiwillige Feuerwehr einige Termine im Programm: Januar Generalversammlung, Februar Rosenmontagsball, März Aktivenversammlung, Maibaumaufstellung, August Dorfplatzfest, September Familienwandertag, Oktober Kameradschaftsabend.