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Die Windräder sind jetzt im Bau


Autor: Heike Beudert

Nüdlingen, Freitag, 20. Juni 2014

Die Nüdlinger Energiegenossenschaft will die Bürger der Gemeinde mit eigenem ökologischem Strom versorgen. Dem Ziel kommt sie jetzt Stück für Stück näher.
Der Turm der Windräder wird aus Stahlrohrmodulen zusammengesetzt. Die ersten Module werden derzeit mit einem Kran zusammengefügt. Fotos: Heike Beudert


Lastwagen haben im Nüdlinger Wald auf dem Lerchenberg momentan Vorfahrt. Auf den Bäumen und Sträuchern links und rechts der Baustellentrasse liegt grauer Staub. Der Bau der beiden Bürgerwindräder hat begonnen.
Für den Vorstandsvorsitzenden der Nüdlinger Energiegenossenschaft, Burkard Schramm, ist die laufende Bauphase fast ein Vollzeit-Job. "Das kann sich ein Außenstehender gar nicht vorstellen", meint der Haarder. Denn die Energiegenossenschaft lässt sich keine schlüsselfertigen Windräder liefern, sondern managt rund um den Bau der Windräder vieles selbst.
"Wir wollen eine vernünftige Wirtschaftlichkeit", sagt Burkard Schramm. Er geht davon aus, dass die Genossenschaft enorm viel Geld spart, in dem sie sich selbst um die Organisation des Bauablaufs mit kümmert. Schramm spricht von einem Einsparpotenzial von rund 400 000 Euro pro Windrad. Die Einsparungen sollen sich auf die Wirtschaftlichkeit des Projektes auswirken. Wichtigstes Ziel für Schramm ist, dass die Genossenschaft langfristig die Nüdlinger Bürger mit selbst produziertem Strom versorgen kann. "Unser Hauptanliegen ist eine ökologische Stromversorgung für die Nüdlinger", betont Schramm. Aber natürlich sollen auch die Mitglieder, die über ihre Einlagen das Rad mitfinanzieren, eine vernünftige Rendite erhalten.
Das benötigte Eigenkapital für die Finanzierung der zwei Bürgerwindräder zusammenzubekommen, war in Nüdlingen kein Problem. Neue Beteiligungen sind für die Windräder nicht mehr möglich, erläutert Schramm.

Für Binnenstandorte ausgelegt

Im Wald auf dem Nüdlinger Lerchenberg entstehen zwei Windräder, deren Türme aus Stahlrohrmodulen gefertigt werden. Diese Bauweise, erläutert Schramm, sei für Binnenstand orte besonders geeignet. Schramm verspricht sich durch diese spezielle Konstruktion einen höheren Ertrag als bei anderen Modellen. Der Hersteller, die Firma Nordex, wirbt auf ihrer Homepage damit, dass die Räder "in Regionen mit leichterem Wind eine hohe, stetige Stromproduktion sicherstellen". Mitten im Wald steht bereits ein Kran, der die ersten Module für den Turm des Windrades 1 aufsetzt. Am zweiten Windrad laufen die Arbeiten am Betonfundament. Burkard Schramm hofft, dass die Windräder ihren Betrieb Ende Oktober aufnehmen können.
Bürgermeister Harald Hofmann betont, dass die Gemeinde Mitglied der Nüdlinger Energiegenossenschaft ist und ihren Beitrag zur Verwirklichung des Projektes geleistet habe. Die Kommune habe die Flächen für die Windräder zu günstigen Konditionen an die Genossenschaft verpachtet.
Hofmann betont, dass die jetzige Lösung ein Kompromiss ist. Ursprünglich waren drei Räder vorgesehen. Nachdem es Bedenken gegen ein drittes Rad gegeben hatte, einigte man sich auf zwei. "Es sollen am Ende alle mit leben können", ist Hofmanns Einstellung. Er ist der Überzeugung, dass das gelungen ist. Proteste gegen Windenergie wie anderswo habe es in Nüdlingen nicht gegeben.
Eines macht Hofmann aber deutlich: Mehr Windräder als die jetzt bereits genehmigten möchte er rings um Nüdlingen herum nicht mehr. "Wir haben unseren Beitrag geleistet", sagt er und meint damit nicht nur die Windräder auf Gemeindegebiet, sondern auch die Akzeptanz weiterer Anlagen, die in Sichtweite Nüdlingens entstanden sind oder noch entstehen sollen. Er verweist auf den Windpark bei Burghausen und das von der Münnerstädter Energiegenossenschaft geplante Projekt nahe der Pyramide. Alle Anlagen sind von Nüdlingen oder Haard aus zu sehen. Das ist, findet er, genug.

Standort Die Windräder befinden sich im Gemeindewald, 1500 Meter von der Bebauung entfernt.

Die Windräder Der Turm hat eine Höhe von 200 Metern. Der Rotordurchmesser beträgt 117 Meter, ein Rotorblatt hat eine Länge von 58 Metern.

Leistung Nach Angaben des Herstellers, die Firma Nordex, kommt das Rad Nordex 117 (2,4 Megawatt) an Binnenlandstandorten auf über 3500 Volllaststunden. Der Kapazitätsfaktor (Nutzungsgrad) soll bei 40 Prozent liegen und andere Anlagen somit um 20 Prozent übertreffen. Der Nutzungsgrad für Windenergieanlagen im Binnenland wird in Statistiken derzeit mit rund 19 Prozent durchschnittlich (Wikipedia) angegeben.