Druckartikel: Die Tücken des Ehelebens auf der Bad Bockleter Bühne

Die Tücken des Ehelebens auf der Bad Bockleter Bühne


Autor: Björn Hein

Bad Bocklet, Donnerstag, 04. April 2013

Gertrud Kutzberger und Dieter Fraunholz wissen, wie man Klischees auf die Bühne und das Publikum zum Lachen bringt. Als "Nürnberger Oldiekiste" gastierten sie in Bad Bocklet.
Gertrud Kutzberger und Dieter Fraunholz von der Nürnberger Oldiekiste präsentierten in Bad Bocklet Sketche, die aus dem Leben gegriffen scheinen, und sich als Ehepaar, das eindeutig zu viele Jahre miteinander verheiratet ist. Foto: Björn Hein


"Aus dem Leben gegriffen" waren sie wirklich, die Sketche und Bühnenstücke, die die "Oldiekiste Nürnberg" in Bad Bocklet präsentiert hat. Und Gertrud Kutzberger und Dieter Fraunholz verfügen über reichlich Bühnenerfahrung. Das konnte das Publikum ihrem Schauspiel anmerken.

Gertrud Kutzberger spielt seit fast 25 Jahren Theater und besetzt nach wie vor im Staatstheater in Nürnberg in den Kammerspielen größere Rollen. Sie ist Mitglied seit der Gründung der Oldiekiste im Jahre 2001. Dieter Fraunholz ist seit seinem zwölften Lebensjahr immer wieder auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Nach eigenen Aussagen ist er aber schon viel länger Schauspieler. "Um genau zu sein, seit über 40 Jahren. Ich war nämlich in meinem Berufsleben Handelsvertreter", erzählt der Schauspieler und lächelt verschmitzt.

Was wirklich wichtig ist

Selbst beim Umräumen der Bühne, die die Darsteller in Eigenregie vornahmen, behielten sie ihre Rollen bei. Sie wirkten wie ein Paar, das zwar perfekt zusammenpasst, aber schon ein paar Jahre zu lange verheiratet ist. Beim Sketch "Die Kleiderprobe" zeigte sich, dass man mit dem Ehemann über alles reden kann, von der Atomkraft bis hin zur Umweltverschmutzung. Nur eben nicht über die Kleiderwahl der eigenen Ehefrau.

Trefflich spielte das Duo mit Klischees, die auf der Bühne oftmals gezielt dekonstruiert wurden: etwa im Stück "Der Theaterbesuch", in dem der ach so kultivierte Ehemann seine alten Socken in den Anzug gesteckt hatte. Auch Typen wurden treffend aufs Korn genommen: so der schmarotzende "Burle", der für seine alte Mutter angeblich immer nur das Beste will - aber sie dann letztendlich doch nur ausnutzt.

Beim Stück "Der Partnertest" zeigte sich, dass so manche Frau nicht immer nur den Superhelden als Ehemann haben will. Auch das "Langweilige, Lätscherte, Fade" werde von manchem Frauenzimmer bevorzugt, so dass jedenfalls auf der Bühne - jeder Topf auch immer seinen Deckel findet. Auch besinnliche Worte durften nicht fehlen. Das Gedicht "Alles, was mich glücklich macht" zeigte, wie schnell sich die Bedürfnisse im Leben eines Menschen ändern können. Doch eines bleibt gleich: Stadtwurst kann man immer und überall essen, wie Fraunholz und Kutzberger in einem weiteren Sketch bewiesen.

Als Bravourstück des Abends zeigten Dieter Fraunholz und Gertrud Kutzberger "Schiller und Schaller", bei dem die Besucher auf einen Bildungstrip durch die deutsche Literaturgeschichte eingeladen wurden. Ob es nun tatsächlich ein Trauerspiel war, wie Schiller die Maria Stuart auf dem Tisch vom Schaller bearbeitete, muss dahingestellt bleiben.