Die Spannung sorgt für Spannung
Autor: Sigismund von Dobschütz
Lauter, Sonntag, 15. Februar 2015
Beim Faschingsumzug von Lauter nach Katzenbach ist die Südlink-Stromtrasse das große Thema der närrischen Wagen und Fußgruppen - aber nicht nur.
Manche politische Entscheidung lässt sich nur mit viel Humor ertragen, hatte sich wohl der Vereinsring Lauter-Katzenbach gedacht, als er seinen diesjährigen Faschingsumzug unter das Motto "Narrentrasse statt Südlink" stellte. So zog am Sonntag pünktlich um 13:13 Uhr der fröhliche "Narrenstrom" von Lauter ins Katzenbacher Vereinsheim, wo sich Mitwirkende und Gäste abschließend zur feuchtfröhlichen After-Zug-Discoparty trafen.
Die meisten der
knapp 25 Gruppen hatten sich mit ihren Dekorationen, Spruchbändern und Verkleidungen an das Umzugsmotto gehalten, freute sich Cheforganisator Matthias Nürnberger. Der Kommandant der Lauterer Feuerwehr hatte die in den 80er Jahren eingeschlafene Faschingstradition vor sechs Jahren wieder zum Leben erweckt und mit dem Vereinsring 2009 den ersten neuzeitlichen Faschingsumzug organisiert.
Seitdem findet der Umzug alle zwei Jahre statt, immer im Wechsel von Lauter oder von Katzenbach aus.
Ein Spagat geht immer noch
Zum ersten Mal war heuer die "Ü40-Tanzgarde" mit ihrer Trainerin Elena Pätzold dabei, eine temperamentvolle Truppe aus zehn Damen zwischen 40 und 50 Jahren. "Wir fanden die Idee witzig und wollten den Jüngeren mal zeigen, was wir können." Sportliche Darbietungen wie einen Spagat oder ein Rad beherrschen sie immer noch. Zum vierten Mal machten die Mitglieder der BSC-Damengymnastikgruppe als "BSC-Leuchten" in Begleitung einiger männlicher "Stromprüfer" mit. "Wir sind allergisch gegen die Stromtrasse", meinte deren Trainerin und Abteilungsleiterin Ulrike Metz. Alle Damen hätten durch die Gymnastik so viel eigene Energie, "dass wir die Trasse nicht brauchen".
Spenden für die arme Tennet AG
Fast alle Gruppen zeigten mit Sprüchen und Verkleidungen, was sie von der geplanten Südlink-Trasse halten, nämlich überhaupt nichts. Dabei richtete sich die Kritik erstaunlicherweise diesmal gar nicht gegen die Politiker, sondern gegen die Tennet AG, den für den Bau der Trasse verantwortlichen Netzbetreiber. In der Vermutung, es ginge Tennet nur ums Geld, sammelten Helfer mit Klapperbüchsen bei den Schaulustigen am Straßenrand Spenden.
Mit fetziger Musik, Helau-Rufen und Kamellen-Würfen war der Faschingszug schon nach kurzweiligen 45 Minuten an den Zuschauern vorbei. "Einfach klasse", beschrieb Karin Geist aus Burkardroth ihren Eindruck. Rita May aus Zahlbach war sonst immer beim Umzug in Burkardroth dabei. Auch ihr gefiel es in Lauter: "Beide Umzüge sind gleich gut."
Zum ersten Mal hatte sich Johannes Vorndran aus Waldfenster mit seiner Familie den Faschingszug angesehen. "Die Qualität des Lauterer Umzugs spricht sich langsam herum", meinte er und fand das lustige Spektakel "ganz super". Ob ihm eine Gruppe besonders aufgefallen ist? Eigentlich fand er alle gut. Aber dann fiel dem Mann aus Waldfenster doch noch ein: "Die Waldfensterer Musikanten."
Denn nicht nur Gruppen aus Lauter und Katzenbach hatten sich angemeldet. Auch Vereine aus Waldfenster, Stralsbach, Poppenroth und Stangenroth waren dabei. So ergab es sich, dass mancher Wagen doch ein anderes Motto mitbrachte wie "Bauer sucht Frau". Aber wer weiß: Vielleicht stand dieser Bauer ja auch unter Strom?