Druckartikel: Die Radarfalle schnappt immer noch häufig zu

Die Radarfalle schnappt immer noch häufig zu


Autor: Heike Beudert

Bad Kissingen, Freitag, 20. Januar 2017

Im Landkreis Bad Kissingen fahren Autofahrer weder auffallend schnell, noch besonders langsam. Die Blitzerstatistik ist, so die Polizei, unauffällig.
Autofahrer im Visier: Reinhard Kuklinski von der Polizeiinspektion Bad Brückenau steht mit der Laserpistole bei Wildflecken. Foto: Ulrike Müller


Als vor 60 Jahren der erste Feldversuch mit Radarkontrollen in Düsseldorf startete, gab es im damaligen Landkreis Bad Kissingen gerade 1418 Kraftfahrzeuge, darunter 680 Personenwagen. Doch die Zahl der neuen Autos auf den Straßen wuchs rasant und damit nahm auch die Zahl der Verkehrssünder zu. Wenige Jahre später, etwa ab 1960, wurden Radargeräte deshalb auch bereits im hiesigen Raum eingesetzt.
Die Verkehrspolizeiinspektion Schweinfurt-Werneck (VPI) ist bis heute für die Geschwindigkeitsmessungen mit Großmessgeräten in der gesamten Region Main-Rhön zuständig. Die Kontrollen erfolgen nach Angaben von Erstem Polizeihauptkommissar Bernhard Meyer in Absprache mit den Kollegen der Polizeiinspektionen vor Ort.
2016 führte die VPI 1344 Geschwindigkeitsmessungen durch. 350 Messstellen lagen im Landkreis Bad Kissingen, 4000 Autofahrer waren hier zu zu schnell unterwegs. Zusätzlich gab es von der Polizeiinspektion Bad Kissingen die Laserpistolen-Messungen. 191-mal wurde 2016 gelasert. 548 Autofahrer erhielten ein Bußgeld, 115 eine Verwarnung, 38 ein Fahrverbot.
"Im Schnitt liegen alle Messstellen im Landkreis Bad Kissingen bei einer Beanstandungsquote von ca fünf Prozent und sind damit unauffällig", erklärt Bernhard Mayer. Unauffällig bedeutet nicht, dass die Autofahrer im Landkreis besonders vorbildlich fahren. 116 Verkehrsunfälle passierten im Bereich der Kissinger Polizeiinspektion 2016 aufgrund nicht angepasster oder zu hoher Geschwindigkeit, sagt Polizeihauptkommissar Olaf Gräf von der Bad Kissinger Polizeiinspektion. Die Zahl weiblicher Temposünder nehme zu, ist eine weitere Beobachtung.


Unterschiedliche Techniken

Der "Raser des Jahres 2016" bei der VPI wurde auf der B 303 zwischen Coburg und Schweinfurt geblitzt. Er fuhr 206 Stundenkilometer. Erlaubt waren 100 km/h. Auch die Polizeiinspektion Bad Kissingen hat einen Temporekord 2016. Er wurde mit der Laserpistole gemessen.Die Laserpistole ist die kleine, flexible Schwester der großen Radargeräte und wird in den Polizeiinspektionen für Zusatzkontrollen eingesetzt. Bei einer solchen fuhr ein Autofahrer statt der erlaubten 60 Stundenkilometer 120, erklärt Olaf Gräf.


Unachtsamkeit als Ursache

Die Laserpistole wird im Landkreis seit 2000 vor allem an neuralgischen Punkten eingesetzt; die KG 43 bei Eltingshausen gehört dazu. Anders als bei den fotounterstützten Radarmessungen der VPI benötigt der Einsatz der Laserpistole keinen großen Aufbauaufwand und lässt sich kurzfristig in den Dienst der Polizeibeamten einbauen.Oft sei es Unachtsamkeit, weshalb Autofahrer zu schnell fahren, meint Olaf Gräf. So werden Tempolimit-Schilder gerne übersehen. "Auch der dringende Besuch einer Toilette wird öfters bei Geschwindigkeitsverstößen als Begründung genannt", weiß Bernhard Meyer. Und es menschelt im Straßenverkehr. Manchmal kämen Autofahrer auf die Messbeamten zu, wenn sie verhindern wollen, dass Anhörung und Bußgeldbescheid nach Hause geschickt werden, erklärt Bernhard Meyer. Das passiere vor allem, wenn auf dem Beweisfoto neben dem Autofahrer eine weibliche Begleitung zu erkennen sei.
Für die Autofahrer sind die Blitzer oft ein Ärgernis. Doch die Polizisten machen die Erfahrung, dass die Bürger selbst den Wunsch nach Radarkontrollen äußern. "Viele Privatleute kommen zu uns und sagen: `Da müsst ihr euch mal hinstellen`," betont Olaf Gräf.
Früher war es nur die Lichthupe, mit der Autofahrer andere Fahrzeuglenker vor einer Radarfalle warnten. Heute geht diese Warnung auch über die sozialen Netzwerke. Seit 2011 gibt es eine eigene Landkreis-Blitzergruppe auf Facebook. Florian Kriener hat sie ins Leben gerufen. "Es geht uns nicht darum, die Leute zum Rasen zu animieren", betont er. Er sieht diese Seite vielmehr als verkehrserziehende Maßnahme, um der Community bewusst zu machen, wann und wo ein Blitzer steht. Wenn nur 50 Prozent von denen, die einen Beitrag lesen, dann langsamer fahren, könne man von einem Erfolg sprechen, sagt Kriener. Gelesen wird die Seite gut. 3200 "Gefällt-mir-Klicks" hat sie mittlerweile. Das sei für die Region schon sehr gut, findet Florian Kriener. Zu Spitzenzeiten habe sie eine Reichweite von 1200 Personen, die einen Beitrag sehen bzw. lesen. Auf der BlitzerKG-Facebook-Seite kann jeder, der im Landkreis eine Geschwindigkeitsmessstelle entdeckt, diese mitteilen und somit andere Autofahrer warnen.