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Die Michaelskirche hat kunstgeschichtliche Bedeutung


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Montag, 27. Mai 2013

Vor 50 Jahren wurde die Michaelskirche eingeweiht. Sie ist typisch für die Nachkriegsarchitektur und nicht ohne die Bundeswehr denkbar.
Die Taufe Jesu am Jordan ist eine der biblischen Szenen, die auf dem Westportal der Michaelskirche abgebildet sind. Fotos: Arkadius Guzy


Die Michaelskirche hat eine ganz eigentümliche Architektur, die nicht jedem gefällt. "Es gibt Brautpaare, die fragen, ob sie sich in der katholischen Kirche trauen lassen können", sagt Pfarrer Robert Augustin. Ihnen sei es im evangelischen Gotteshaus zu grau und düster. Denn das Licht wird dort bewusst auf den Altarraum konzentriert.

Die Lichtinszenierung ist ein Markenzeichen der Bauten von Olaf Andreas Gulbransson.

"Mir gefällt die Kirche ausgesprochen gut", meint Pfarrer Augustin. Die Gottesdienstbesucher blickten immer Richtung Altar, von dem man sich nie weit entfernt fühle. "Durch die Sitzanordnung entsteht ein Gemeinschaftsgefühl."

Die evangelische Kirche ist vor 50 Jahren eingeweiht worden. Der Zuzug von Flüchtlingen und die Einrichtung des Bundeswehrstandorts hatte die Gemeinde anwachsen lassen. Der Betsaal reichte nicht mehr aus. So begannen 1962 die Arbeiten an dem Neubau. Das Gotteshaus mit Kindergarten samt Kirchnerwohnung und Wohnung für die Kindergärtnerin kostete 975 000 DM, wie der damalige Dekan an den Landeskirchenrat schrieb.

Das Verteidigungsministerium gab einen Zuschuss und die Bundeswehr half auf der Baustelle mit einem Kranpanzer aus. "Die Finanzierung wird dem Pfarramt noch einige Sorgen bereiten, da das Bundesverteidigungsministerium für das Jahr 1963 keine weiteren Zuschüsse gewähren wird", berichtete der Dekan dem Landeskirchenrat.

Gulbransson erlebte die Grundsteinlegung nicht mehr. Er starb 1961 mit 45 Jahren nach einem Autounfall. Gulbransson gilt als einer der Architekten des protestantischen Kirchenbaus der Nachkriegsjahre. In Würzburg, Schweinfurt, Nürnberg sind seine Gebäude zum Beispiel zu finden. Die Michaelskirche ist sein letzter Entwurf. Pfarrer Augustin erklärt: "Für Gulbransson war immer wichtig, dass die Kirche schlicht ist und eine dienende Funktion für die Gemeinde hat."

Diese Wirkung unterstützt die Kunst von Karlheinz Hoffmann (1925-2011). Der Bildhauer hat den Altar samt Kerzenständern, den Taufstein, die Kanzel und vor allem die Eingangsportale gestaltet. Er verantwortete also die Einrichtung. Lediglich das neun Meter hohe Wandmosaik im Altarraum stammt nicht von ihm, sondern von Arno Bromberger.

"Die Portale sind typisch für die Formensprache meines Vaters", sagt Simon Hoffmann. Die Eingangstüren der Michaelskirche zeigen verschiedene Szenen aus der Bibel.

Es ist kein Zufall, dass die Arbeiten von Karlheinz Hoffmann in dem Gotteshaus zu finden sind. Karlheinz Hoffmann hat mit Gulbransson zusammengearbeitet, wie sein Sohn erklärt, das erste Mal in Hamburg. Simon Hoffmann: "Mein Vater hat viele Wettbewerbe gewonnen. Später ist er von den Gemeinden eingeladen worden, Kirchen auszustatten. Das war der Broterwerb meines Vaters."

Die Familie ist dabei die Werke Karlheinz Hoffmanns fürs Internet zusammenzutragen (karlheinz-hoffmann.de). "Wir wollen die alten Arbeiten aufspüren und dokumentieren", erklärt Simon Hoffmann. Der Innenarchitekt interessiert sich daher auch für die Michaelskirche.