Druckartikel: Die Magie der alten Bäume im Landkreis Bad Kissingen

Die Magie der alten Bäume im Landkreis Bad Kissingen


Autor: Heike Beudert

Bad Kissingen, Montag, 20. August 2018

Im Landkreis sind knapp 80 Bäume als Naturdenkmal ausgewiesen. Es sind knorrige, in die Jahre gekommene Bäume mit den Spuren eines langen Lebens.
Ein kleines Schild weist diese Linde bei Haard als Naturdenkmal aus. Fast 80 Bäume haben im Landkreis diesen Status.


Winzig klein sind die Schilder, die einen Baum als Naturdenkmal ausweisen. Im Landkreis Bad Kissingen gibt es aktuell 76 geschützte Bäume. Ihr Stamm muss nicht kerzengerade in den Himmel wachsen, um als Furnierbaum einen guten Marktpreis zu erzielen. Diese Bäume dürfen ausladend, verwachsen, durchlöchert sein, je knorriger sie sind, desto mehr werden sie von den Menschen ihrer Umgebung geliebt.

Baumdenkmäler gibt es überall im Landkreis. Sie stehen an Waldrändern, auf Dorfplätzen. An ihnen führen Straßen, oftmals aber auch Wanderwege vorbei. Naturdenkmäler sind Bäume, die je nach Beschaffenheit oder Eigenschaft durch prägende Merkmale, Größe, Alter und historischen Bezug prädesteniert sind, unter Schutz zu stehen, heißt es in einer Stellungnahme der Presseabteilung des Landratsamtes. Die Untere Naturschutzbehörde entscheidet, ob ein Baum solche Kriterien erfüllt und weist ihn als Naturdenkmal aus. Die Eigenheit und Schönheit sollen damit, so gut es geht, dauerhaft erhalten bleiben, heißt es.

Regelmäßige Kontrolle

Ist ein Baum als Naturdenkmal ausgewiesen, steht er unter der dauerhaften Kontrolle und Pflege der Naturschutzbehörde. Überall im Landkreis gibt es solche alten, manchmal schon sehr gebrechliche Baumriesen; oft sind es Eichen oder Buchen. Auf Dorfplätzen und an Ortsrändern finden sich Linden, unter ihnen nicht selten eine Bank, manchmal auch ein Bildstock, wie am Ortseingang in Haard.

Denn solche Bäume haben auch eine kulturhistorische Bedeutung für die Menschen, betont Kreisheimatpfleger Christian Neugebauer (Großenbrach). Das erkennt man manchmal an der Namensgebung. In Aschach tragen sie Namen wie Dreifaltigkeitseiche oder Marieneiche und sind mit sakralen Bildern geschmückt. Alte Bäume seien bis heute für die Menschen etwas besonders, meint Neugebauer. "Da hat man automatisch Ehrfurcht", sagt der Kreisheimatpfleger. Er selbst überlege immer, welche geschichtlichen Ereignisse ein solcher Baum im Laufe seines langen Lebens schon alle erlebt hat.

Die Naturdenkmäler spiegeln auch die volkstümliche Religiosität zwischen Rhön, Saale und Lauer wider. Besonders gut ist das an den Bildeichen zu sehen. Eine steht im Münnerstädter Wald. Zahlreiche Heiligenbildchen zieren den Stamm. Keiner kann mehr sagen, wie alt diese Tradition schon ist. Auch die alten Münnerstädter erinnern sich nur noch daran, dass es immer schon so war.

Während die Menschen die Umgebung an einem Naturdenkmal oft als einen besonderen Platz wahrnehmen, ist ihr Ursprung oft ganz praktischer Natur. In Aschach lassen sich laut Auskunft des Landratsamtes mehrerere Naturdenkmäler unweit voneinander betrachten. Sie stehen dort, weil es sich um eine alte Viehtrift handelt. Auf diesem Weg wurde das Vieh früher vom Stall auf die Weiden getrieben. Das trug zum Entstehen dieser Bäume bei. Auch Hutebuchen und -bäume finden sich im Landkreis unter den Baumdenkmälern. Sie sind typisch für die frühere Rhöner Weidewirtschaft und haben es in früheren Zeiten erfolgreich geschafft, sich gegen den Verbiss durchzusetzen; sofern nicht zwischenzeitlich von Wald umringt, bieten sie bis heute Weidetieren Schatten an heißen Tagen.

Erhalt nicht um jeden Preis

Doch auch das Leben von Naturdenkmälern ist trotz Schutz und Pflege endlich. In solchen Fällen akzeptiert die Untere Naturschutzbehörde den Gang der Zeit, wie an der Bildeiche bei Münnerstadt. Immer mehr kahle Äste ragen in den Himmel. Seitdem wird nicht mehr der Baum geschützt, sondern nur noch die Spaziergänger, die am nahen Wanderweg an ihm vorbeikommen. Eine Lattenzaun trennt sie vom schwach gewordenen Baumriesen.

Jahrelang hatte auch ein Zaun die historische Hutbuche in Frauenroth umgeben, bis sie Anfang 2017 in einem Sturm umkippte. Wie eng die Verbindung des Dorfes mit dem Baum ist, zeigt aber, dass sie auch dieses Jahr das traditionelle Hutbuchenfest gefeiert hat. Der Bezug sei noch da, sagt Hermann Metz, der Mitorganisator des Festes. Deshalb wurde auch heuer wieder gefeiert. An der Hutbuche lässt sich aber auch das Vergehen und Werden in der Natur gut sehen. Denn neben den morschen Überresten des einst stattlichen Baumes sind einige seiner Sämlinge zwischenzeitlich zu kleinen Buchen herangewachsen, erzählt Hermann Metz. Vielleicht gibt es ja das Hutbuchenfest immer noch, wenn sie einmal groß genug sind, um den Besuchern ausreichend Schatten zu spenden.