Die Lindesmühle beim Festzug
Autor: Werner Vogel
Bad Kissingen, Montag, 21. Juli 2014
Der Heimatverein Botenlauben erinnert beim Umzug am Sonntag mit einem neuen Festwagen an die einst zur Burg gehörende Mühle. Sie ersetzt die mittelalterliche Bauernbackstube.
Reiterswiesen — Wir bleiben zusammen, bis der TÜV uns scheidet ... Über 25 Jahre prägte der Wagen mit einer mittelalterlichen Bauernbackstube neben dem Festwagen mit dem Grafenpaar die Präsentation des Heimatvereins beim Rakoczyfestzug. Im letzten Jahr aber war es so weit. Die Kontrolleure des Technischen Überwachungsvereins verkündeten das Aus. Der Oldtimer aus Reiterswiesen genügte den Sicherheitsanforderungen nicht mehr.
Wollte man beim Festzug das höfische und das dörfliche Element zeigen, musste ein fast gänzlich neuer Wagen her, lediglich das Fahrgestell konnte übernommen werden. Die Bodenplatte musste erneuert, der Kutschbock stabilisiert werden und eine neue Bremse war erforderlich. Auch den alten Reifen trauten die Handwerker des Heimatvereins nicht mehr.
Das Motiv für den "neuen" Wagen war schnell gefunden: Zur Burg gehört eine Mühle, und im Freilichtspiel beim Burgfest fällt dem "Lindesmüller" eine tragende Rolle zu. Die Lindesmühle von heute nachzubauen, kam allerdings nicht in Betracht. Sie hat zwar einen durchaus wehrhaften Charakter, ist jedoch keineswegs mittelalterlich.
Deshalb erinnerte man sich beim Heimatverein an die 750- Jahr-Feier des Dorfes 1984, als der Gesangverein einen Wagen mit einer Mühle gebaut hatte. In einer Scheune lagerten die meisten Teile von damals noch, und die kreativen Helfer des Vereins konnten Müllerhäuschen, Mühlrad und Brunnen wieder verwenden und den Wagen so herrichten, dass er zum mittelalterlichen Gesamtbild passt. Den Lindesmüller freut's besonders: "Bisher musste ich immer den Schubkarren mit dem schweren Mehlsack schieben. Das war meinem Stand nicht angemessen", meinte der Darsteller Bernhard Thomas und legte zusammen mit Ludwig Metz, dem technischen Leiter des Vereins, letzte Hand an den Lindesmüllerwagen. Dem Müller wird eine weitere Figur aus dem Burgtheater an die Seite gestellt: Auch dem Salzsieder ist der Fußweg künftig nicht mehr zuzumuten. Er schaut künftig standesgemäß vom Wagen auf Müllersknechte, Fronbauern und Fußvolk herab.