Die Lebensbäume im Innenhof des Luitpoldbades wurden gefällt
Autor: Thomas Mäuser
Bad Kissingen, Mittwoch, 11. Dezember 2013
Die beiden um die 30 Meter hohen Thuja-Bäume im Innenhof des Luitpoldbades wurden am Mittwoch gefällt. Laut eines Gutachtens waren sie ein Sicherheitsrisiko. Aufgefallen waren die Schäden bei einer Routinekontrolle.
Sie arbeiten sich die Stämme entlang von unten nach oben und dann von oben nach unten, die schrillende Kettensäge in der Hand. Im Auftrag des Staatlichen Bauamtes fällen Mitarbeiter der Nüdlinger Firma Thomas die beiden Bäume im Innenhof des Luitpoldbades.
"Thuja plicata" nennt der Fachmann die beiden Bäume. Auf Deutsch: Riesenlebensbaum. Am Mittwoch haben sie ihr Leben ausgehaucht. Anscheinend nach längerer Krankheit.
Eigentlich hätten die beiden Thujabäume dem Ausbau des Luitpoldades zum Behördenzentrum nicht im Wege gestanden und sollten stehen bleiben. Doch laut Bauamt waren die Bäume nicht mehr verkehrssicher. Das bestätigen auch die Mitarbeiter der Firma Thomas. Sie werden während des Fällens Risse entdecken, die von außen gar nicht zu sehen waren.
Stückweise abgesägt
Zunächst entfernen die Gärtner die Äste, arbeiten sich von unten bis hinauf in schwindelnde Höhen vor. Dann müssen die Stämme fallen. Und zwar Stück für Stück. In Abständen von etwa vier Metern werden die Stämme von oben nach unten durchgesägt. Denn konventionell fällen lassen sich die riesigen Bäume in dem engen Innenhof nicht. Der eine misst 28 Meter, der andere ist noch höher.
Martin Renninger von der Firma Thomas spricht von "tickenden Zeitbomben". Die Krone des einen Baumes war schon mit speziellen Maßnahmen gesichert.
Jahresringe
Renninger beugt sich über den Stumpf eines Nebentriebes und zählt die Jahresringe. Er kommt auf 86 Jahre. Wenn dieser Nebentrieb schon so alt ist, so schätzt er das Alter der Bäume auf 200 wenn nicht gar 250 Jahre. Ganz so alt dürften sie allerdings nicht geworden sein. Sie waren wohl zusammen mit dem Bau des Luitpoldbades gepflanzt worden, und das wurde 1871 fertig gestellt.
Aufgefallen waren die Schäden laut Bauamt bei einer Regelkontrolle. Dabei wurde an einem der Bäume ein Riss im Stamm festgestellt. Die Kurgärtnerei hat umgehend den Einbau von Kronensicherungen als Notsicherungsmaßnahme veranlasst, so Bruno Geiger vom Sachgebiet Landschaftsbau im Staatlichen Bauamt.
Zur Feststellung des genauen Schadens hat das Bauamt einen Gutachter beauftragt. Die Untersuchung ergab, dass einer der beiden Nebenstämmlinge des Baumes im Holzkörper komplett durchgerissen war und akute Bruchgefahr bestand. Dies hätte bei Stürmen oder durch Schneelast zum Auseinanderbrechen des mächtigen Baumes führen können. Verstärkend hätte dabei laut Geiger die immergrüne Belaubung gewirkt, die ganzjährig eine hohe Angriffsfläche für Wind und Schnee bot.
"Welcher Schaden beim Bruch des 28 Meter hohen Baumes mit seinem 1,32 Meter dicken Stamm entstehen würde kann man sich leicht vorstellen", so Geiger. Zumal der durch den Riss geschwächte Stämmling selbst einen Durchmesser von knapp einem Meter hatte, etwa 20 Meter hoch war und dabei vier bis fünf Meter fast waagrecht auskragte.
Mögliche Sicherungsmaßnahmen durch Verschrauben des Stammes mit Gewindestäben und einer Vielzahl von Seil-Haltesicherungen in der Krone hätten die Bruchgefahr laut Geiger minimieren aber nicht ausschließen können. Die in den letzten Jahren ständig zunehmenden Stürme hätten das Bruchrisiko erheblich verstärkt.
Trockenschäden
Außerdem hätten die beiden sehr flach wurzelnden Bäume erhebliche Trockenschäden durch Trocken- und Frostperioden aufgewiesen, erkennbar an den braun verfärbte Zweigen.
Die Bäume wurden vom Gutachter als nicht verkehrssicher bzw. bedingt verkehrssicher eingestuft. "Die Verantwortung für die Sicherheit des öffentlich zugänglichen und künftig durch die Behördennutzung noch stärker frequentierten Bereiches kann auch bei Ausführung der genannten Sicherungsmaßnah-men niemand übernehmen", lautete das Fazit des Bauamtes.
Im Zuge der Umbaumaßnahme des Luitpoldbades zum Behördenzentrum sollten die beiden Lebensbäume eigentlich erhalten werden. Laut Bruno Geiger waren umfangreiche Schutzmaßnahmen während der Bauzeit vorgesehen. Allerdings soll der Innenhof des Luitpoldbades wieder begrünt werden. "Vor der weiteren Planung zur Gestaltung des Hofes wird das Ergebnis einer bereits für den gesamten Luitpoldpark in Auftrag gegebenen gartendenkmalpflegerischen Untersuchung abgewartet", teilt das Staatliche Bauamt mit.
Übrigens, ganz werden die beiden Lebensbäume nicht als Brennholz in irgendwelchen Öfen verschwinden. Ein Baumfreund hat sich fünf Meter hohe Fragmente der beiden Hauptstämme gesichert.