Die Küchenchefs lassen sich's schmecken
Autor: Sabine Memmel
Bad Kissingen, Freitag, 21. Dezember 2012
Das ganze Jahr über stehen sie für ihre Gäste in der Küche. Doch was machen die Bad Kissinger Köche eigentlich an Heiligabend in ihrer privaten Küche? Großes Festtagsmenü für die ganze Familie oder Auszeit vom hektischen Alltagstrubel? Wir haben nachgefragt.
Ein Tag Küchenpause
Fast 70 Gänse hat Christian Hippler in den letzten sechs Wochen in den Ofen geschoben. Eine nach der anderen. Immer und immer wieder. Innereien raus. Zwiebeln, Brot und Beifuß rein. Ab in die Röhre. Je nach Gewicht bis zu vier Stunden. Die Gäste in der "Weinstube Schubert" können nicht genug davon bekommen, die meisten Tische sind reserviert.
Abschalten vom Alltagstrubel
Bis Weihnachten geht das noch so. Aber dann ist erstmal Schluss. An Heiligabend hat Hippler nämlich frei, muss er keine Gänse mehr sehen und schon gar nicht zubereiten - auch nicht bei sich zuhause. Denn der Küchenchef gönnt sich an diesem Tag eine Küchenpause, und lässt den Ofen zumindest einmal aus.
"Ich koche sehr gerne, aber an Heiligabend will ich meine Ruhe."
Hungern müssen er und seine Familie deshalb aber noch lange nicht. Anstatt sich nämlich selbst an den Herd zu stellen, bestellt Hippler sein Weihnachtsmenü direkt bei seinen eigenen Händlern. Das macht er schon mehrere Jahre so. Auf den Tisch kommen dieses Jahr Räucherfisch, Käse und Schinken. Unkompliziert, ohne große Vor- und Zubereitung. "Vor allem mein Sohn macht gerne Brotzeit", erzählt der Koch.
Einmal durchschnaufen
Vormittags besucht er mit seiner Frau und seinem Sohn den Weihnachtsmarkt, anschließend den Gottesdienst und schließlich die Schwiegereltern. "Das sind nur ein paar Stunden, in denen ich mal runter komme", erklärt Hippler. Denn schon am ersten Weihnachtsfeiertag geht der Betrieb in der Weinstube Schubert weiter - und Hippler wird dann wieder am Ofen stehen.
Griechisches Menü für zehn:
Mittags ist bei "Lampros" an Heiligabend noch geöffnet, Melpo Ntintis steht noch am Herd, so wie sie das jeden Tag macht. Danach muss sie aber schleunigst in die eigene Küche, an den eigenen Herd. Denn an diesem Tag kocht sie nicht nur für ihre Gäste im Restaurant, sondern auch für ihre eigene Familie. Anderthalb Kilo Schweinefleisch vom Kamm und ein halbes Spanferkel warten auf sie. Eine Menge Fleisch, aber es kommen ja auch zehn Verwandte zu ihr an den Tisch. "Ich freue mich, für meine Familie zu kochen. Das ist natürlich schon was anderes, als im Restaurant zu kochen", sagt die Griechin.
Vieles wird Ntintis schon einen Tag vor Heiligabend vorbereiten. Das wichtigste Gewürz bei der Zubereitung ihres griechischen Menüs ist Oregano. Nicht fehlen dürfen außerdem Zitronen. Und Lauch. Davon besorgt sie gleich zwei Kilo. "Lauch ist ganz wichtig", erklärt sie. Vor dem Essen und der Bescherung besucht Ntintis mit ihrem Mann die orthodox-griechische Christmette in Schweinfurt. Seit 32 Jahren leben die beiden in Bad Kissingen. Ihre griechische Heimat am nördlichen Festland besuchen sie jedes Jahr.
Gefüllt mit Nüssen und Zimt
Und aus der Heimat kommt auch die Nachspeise: Melpo Ntintis' selbst gebackene Weihnachtsplätzchen. Nach altem, griechischem Rezept. "Die sind ganz leicht, selbst zu machen", findet Ntintis und erklärt, wie es geht: Der Teig besteht aus zwei Tassen Butter, einer Tasse Puderzucker, zwei Eiern und muss eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen. "Dann machst du in jedes Plätzchen ein Loch und füllst es mit Nüssen, Zimt und Zucker", erklärt Ntintis. Bei 160 Grad kommt das Gebäck für 20 Minuten in den Ofen. Für ihre Familie hat die Griechin in weiser Voraussicht bereits eine ganze Schüssel vorbereitet.
Hauptsache Fisch:
Am 24. gibt es bei uns schon immer Fisch", sagt Vito Parrillo, Chef des italienischen Restaurants "da Vito" am Rosengarten. Ob Forelle oder Lachs, jedes Jahr serviert er einen anderen Fisch - aber immer nach italienischem Rezept. "Das habe ich so von meiner Mutter gelernt, und diese Tradition habe ich mit nach Deutschland genommen", sagt der Koch und schwärmt von der italienischen Küche.
Parrillo lässt es sich nicht nehmen, das Weihnachtsmenü persönlich zuzubereiten. Obwohl er schon das ganze Jahr, sieben Tage die Woche, in der Küche steht: "Kochen ist für mich Spaß. Ich habe bei Mutti schon als kleines Kind zugeschaut." Diese Weihnachten hat sich Parrillo für einen hausgemachten Meeresfrüchte-Salat mit Nudeln als Vorspeise und eine Brasse mit Ofenkartoffeln als Hauptspeise entschieden. Die Brasse füllt er mit Knoblauch, Zwiebeln, frischem Rosmarin, Cherry-Tomaten, Petersilie, Salz und Pfeffer. Bei 200 Grad kommt der Fisch für 15 bis 20 Minuten in den Ofen. "Dazu ein schön gekühlter Weißwein, der darf nicht fehlen. Zum Beispiel ein Gavi di Gavi", empfiehlt der Italiener. Gefeiert wird zuhause im Familienkreis im Hammelburger Ortsteil Pfaffenhausen . 1978 kam Vito Parrillo nach Deutschland, 2008 eröffnete er sein Restaurant in Bad Kissingen. Das hat an Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag geschlossen. Ab dem 7. Januar bleibt es sogar für fünf Wochen zu. Dann gönnen sich Parrillo und seine Familie Urlaub in der Heimat, im süditalienischen Potenza.