Die Invasion der Stiefmütterchen
Autor: Thomas Mäuser
Bad Kissingen, Freitag, 12. Oktober 2012
"Bad Kissingen muss auch im Herbst und im Winter attraktiv für die Gäste sein," sagt Kurgärtnerei-Chef Matthias Dürr bei seiner Visite im Kurgarten. Die Sommerbepflanzung muss raus, die Herbstbepflanzung rein. Bänke und Pflanzkübel wandern Stück für Stück in ihr Winterdomizil.
Mitte Oktober ist Großkampfzeit für die Gärtner. Gut 15 Mitarbeiter sind gerade im Kurgarten zugange. Sie entfernen nicht winterfeste Stämmchen, die ins Gewächshaus kommen, dort umgetopft und zurecht geschnitten werden, damit sie nächstes Jahr wiederkehren können. Der Boden der Beete wird umgegraben, die alten Blumenzwiebeln werden gleich mit eingesammelt.
Vor den Arkaden stehen massenweise Kisten mit Blumen. 18 000 Stiefmütterchen und 500 Vergissmeinnicht warten darauf, für die Herbstbepflanzung gesetzt zu werden. Beide sind winterfest. Die Stiefmütterchen hat die Kurgärtnerei angekauft. "Wir haben mal probiert, sie selbst zu züchten," sagt Dürrs Stellvertreter Roland Metz, aber die winterharte Sorte ist nicht für die Topfhaltung geeignet."
Exakt geplante Farbenspiele
Nebenan steht ein Kleinbus der Gärtnerei, im Laderaum kistenweise Blumenzwiebeln. Auch die müssen jetzt unter die Erde - generalstabsmäßig. Denn sie werden nach Farben gesetzt, damit es im Frühjahr ein schönes Bild abgibt. Genau so, wie am Schreibtisch in der Gärtnerei geplant. Auch hier eine beeindruckende Zahl: 18 000 Tulpenzwiebeln werden gepflanzt.
Dabei wandern die beim Umgraben zu Tage geförderten Zwiebeln nicht etwa auf den Kompost. Sie finden ihren neuen Platz jenseits der Saale.
Die Palmen wreden eingeholt
Eben hat ein Gabelstapler zwei Palmen auf die Ladefläche eines Lkw gehievt. Es geht ab ins Palmenhaus der Kurgärtnerei. 120 Palmen werden jetzt aus den Parks abgezogen. Und auch hier ist Generalstabsarbeit gefragt. Die Palmen werden ausgeputzt und zurecht geschnitten, um dann "mit System", wie es Matthias Dürr formuliert, unter das Glasdach gestellt zu werden. So, dass jeder Quadratmeter des Palmenhauses ausgenutzt wird. Die restlichen gut 100 Kübelpflanzen müssen ebenfalls ins Winterquartier.
400 Bänke
Ein Traktor zieht einen flachen Anhängern hinter sich her. Mitarbeiter der Gärtnerei sammeln peu à peu die gut 400 Bänke in den Kuranlagen ein. Sie müssen jetzt in der hauseigenen Schreinerei und der Malerei ausgebessert werden, bevor sie im Hochregal unter Dach überwintern. "Auch hinter den Kulissen sind viele Mitarbeiter der Gärtnerei tätig, wir setzen die gesamte Mannschaft ein," sagen Dürr und Metz.
Zum Beispiel auch für das Entfernen des Laubes. "Jeder Hobbygärtner weiß, dass Laub auf dem Rasen schädlich ist," so Metz. Der Rasen würde leiden, und im Luitpoldpark wäre herumliegendes Laub ein "Fressen" für das Hochwasser.
Hochwasser ist auch das Stichwort in Sachen Rosengarten. "Dort verzichten wir im Winter seit Jahren auf eine Bepflanzung. Ein Hochwasser würde alles wegfluten," erklärt Matthias Dürr. Auf den Wegen wäre das Laub an Regentagen eine "rutschige Angelegenheit". "Wir müssen unserer Verkerssicherungsplicht nachkommen," betont Dürr: "Außerdem kommen saubere Wege bei den Gästen gut an." Dazu kommen die letzten Mäharbeiten für dieses Jahr, die Pflege der Bäume und das Abschneiden von Totholz.
Dann kommt Bad Bocklet
Sind die Bad Kissinger Kuranlagen für den Herbst gerichtet, heißt es noch nicht aufatmen. Dann kommt der Bad Bockleter Kurpark an die Reihe. "Wir haben in Bad Bocklet sogar mehr Wechselpflanzen als in Kissingen," sagt Metz, die Beet-Fläche dort ist größer.
Und dann? Dann müssen sich Matthias Dürr und seine Mitarbeiter schon um die Weihnachtsdeko für die Kuranlagen kümmern. Eine Pause gibt es in der Kurgärtnerei nicht, sagt Roland Metz, allenfalls am 1. Mai.