Die Heizung war ein echter Luxus
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Samstag, 13. Oktober 2012
Gerade rechtzeitig wurde die Volksschule in Münnerstadt vor 50 Jahren eingeweiht. Daran erinnert sich heute Oberlehrerin i.R. Erika Schmitt.
Am 28. September 1962 war die offizielle Einweihung und nur wenige Wochen später folgte ein Jahrhundertwinter. Erika Schmitt hat die Worte ihres verstorbenen Kollegen Oskar Kern gut im Gedächtnis: "Welch ein Glück, dass wir in der neuen Schule sind".
Das neue Volksschulgebäude am Karlsberg bot endlich zeitgemäßen, modernen Komfort. Der hatte im alten Schulhaus, der Zehntscheune, komplett gefehlt. Deshalb waren dort die Winter immer ein Graus. Und der Winter 1962/63 wäre in dem alten Gebäude besonders schlimm geworden. "Wir waren glücklich und begeistert über die neue Schule", erklärt Erika Schmitt. Der Luxus einer Heizung war für Lehrer wie Kinder damals eine große Besonderheit an der neuen Schule. In der Zehntscheune habe man noch mit Öfen geheizt, weiß Erika Schmitt. Wer direkt vorm Ofen saß, habe im Winter regelrecht gekocht. Und ansonsten habe es durch Fenster und Türen gezogen, weiß Erika Schmitt.
Ihr haben die vielen kleinen Details des neuen Schulhauses gefallen. Erika Schmitt erwähnt die Wandbilder des Künstlers Herbert Jeschke und die neuen Garderoben und Schränke. Für die Garderobe hat die Stadt Münnerstadt hochwertiges Tropenholz verwendet. Aus Teak waren die Schränke, ist einem Bericht der Münnerstädter Zeitung vom 28. September 1962 zu entnehmen.
"Alles war so gemütlich und sehr schön", kommentiert Erika Schmitt das neue Schulhaus rückblickend.
Mehr als ein Million verbaut
1,4 Millionen Mark hat der Neubau der Volksschule gekostet. 40 Firmen waren damals am Bau beteiligt. Die Planungen für den Neubau liefen ab dem Jahr 1960. Ursprünglich wollte die Stadt die 16-klassige Schule in drei Bauabschnitten verwirklichen. Doch aufgrund guter Baufortschritte beschloss man 1961, gleich zwei Abschnitte zu bauen.
Begangen wurde die feierliche Einweihung der neu gebauten Volksschule mit Gottesdiensten in der katholischen Stadtpfarrkirche und der evangelischen Auferstehungskirche. Danach folgte ein Festakt mit Schlüsselübergabe. Die Sängerknaben gestalteten die Feier musikalisch, ist nachzulesen. Für die Bevölkerung gab es am Nachmittag noch einen Tag der offenen Tür. Erika Schmitt erinnert sich nur noch daran, dass es im Saal des Fränkischen Hofes eine Feier mit Stadtrat und Lehrerkollegium gegeben hat. Hans Beudert, damals ein neunjähriger Schulbub, weiß noch, dass es für die Kinder "Eingebackene vom Neuen Bäcker" gab. Und er erinnert sich daran, dass die Schüler in den neuen Klassenzimmern Hausschuhe tragen musste, egal bei welchem Wetter Das war ungewohnt - allerdings nicht nur für die Schüler. Auch Erika Schmitt hat diese Veränderung noch im Gedächtnis, denn sie brachte für die Lehrerinnen und Lehrer der unteren Klassen deutlich mehr Arbeit mit sich. Jeden früh und zu den Pausen u mussten sie jetzt darauf achten, dass alle Kinder auch wirklich ihre Hausschuhe angezogen hatten.
Mit dem Bau des neuen Gebäudes war die Schule erstmals nicht mehr mitten im Ort, sondern im Neubaugebiet des Karlsberges. Der Stadtrat hatte langfristig geplant, was auch heute noch zu sehen ist. Denn die Einrichtung ist bis heute an ihrem Platz. Eine Generalsanierung vor einigen Jahren hat dafür gesorgt, dass das Gebäude fit ist für die nächsten Jahrzehnte.