Die Heilige Pforte ist geschlossen
Autor: Marion Eckert
Klosterkreuzberg, Dienstag, 25. Oktober 2016
Mit der Schließung endete das Wallfahrtsjahr 2016. Über 100 Gläubige macvhten sich mit Weihbischof Ulrich Boom auf den Weg zur Klosterkirche.
"Barmherzig, geduldig und gnädig ist er, viel mehr als ein Vater es kann. Er warf unsre Sünden ins äußerste Meer. Kommt, betet den Ewigen an." Mit dieser Liedzeile auf den Lippen zogen die Gläubigen am Ende des Gottesdienstes durch die Heilige Pforte im Kloster Kreuzberg in die Welt hinaus. Es war ein ergreifender Moment, den Weihbischof Ulrich Boom in seiner Ansprache und mit Gebeten vorbereitet hatte.
Denn, wenn auch am Ende der Wallfahrtszeit die Heilige Pforte der Barmherzigkeit auf dem Kreuzberg geschlossen werde, die Türe der Barmherzigkeit Gottes könne niemals und von niemand geschlossen werden.
Der Weihbischof lud die Menschen ein, sich beim Durchschreiten der Heilige Pforte genau das noch einmal ganz bewusst zu machen. "Wir dürfen darauf vertrauen, dass uns der gnädige und barmherzige Gott immer entgegen kommt."
Ende
der Wallfahrtszeit
Die Schließung der Heiligen Pforte war der Schlusspunkt der Wallfahrtszeit auf dem Kreuzberg, die traditionell mit der Haselbacher Wendelinus-Wallfahrt abgeschlossen wird. Der Weihbischof hat die Haselbacher auf ihrem Weg zum Heiligen Berg durch Nebel und Nieselregen begleitet. In diesem Jahr waren es gut 100 Gläubige, die den beschwerlichen und steilen Weg über die alte Straße hinauf zum Kreuzberg auf sich nahmen.
Mit dabei auch Musiker des Haselbacher MGHV und Sänger der Liedertafel Bischofsheim, die den Gottesdienst in der Klosterkirche musikalisch mitgestalteten. Pater Georg Andlinger, der derzeit verantwortliche Franziskaner auf dem Kreuzberg, begrüßte die Pilger und vielen Gäste in der Wallfahrtskirche. Viele Pilger seien in diesem Jahr durch die Heilige Pforte getreten und hätten sich bewusst gemacht, wie sehr sie der Barmherzigkeit bedürfen - Gottes Barmherzigkeit und der Barmherzigkeit der Menschen, so Pater Georg.
In der Predigt verglich der Weihbischof Boom das Leben mit einem Pilgerweg, an dessen Ende die letzte Heilige Pforte zu durchschreiten sei. "Wir dürfen glauben, dass es eine Pforte der Barmherzigkeit sein wird und uns der entgegen kommt, der uns in Jesus Christus seine Liebe und Barmherzigkeit gezeigt hat."
Vom Pharisäer und vom Zöllner
Anhand des
Tagesevangeliums zeigte der Weihbischof auf, wie Gottes Barmherzigkeit zu verstehen sei. Da ist ein Pharisäer, ein auf den ersten Blick gerechter Mann, der nicht betrügt, lügt und dessen Ehe in Ordnung scheint. Er tut Gutes, betet und fastet viel, mehr als notwendig wäre und er gibt zehn Prozent seines Einkommens für den Tempel. Das sei alles beachtlich und anerkennenswert, ein ernsthaftes Bemühen könne ihm nicht abgesprochen werden.
Auch sei sein Beten kein ständiges Betteln um Gaben von Gott. Er dankt im Gebet. "Aber was ist das für ein Dank. Er dankt dafür, dass er nicht so ist, wie der andere", erklärte der Weihbischof. Ganz anders der Zöllner, der mit den Römern paktiert, der mehr Zoll einnimmt, als ihm zusteht, der ein Betrüger und Sünder ist. Er weiß, dass er mit seinen Taten vor Gott keine Chance hat. Sein Gebet ist einfach: Gott, sei mir Sünder gnädig.
Jesus nennt in dem Gleichnis diesen Sünder einen vor Gott Gerechten, den Phariäser aber nicht.
Vertrauen auf Gott
"Der Zöllner vertraute auf Gott, er wusste genau, dass allein die Liebe Gottes ihn retten kann." Der Satz "Gott, sei mir Sünder gnädig" ginge den Menschen nicht leicht über die Lippen.
Der Weihbischof berichtete von der Priesterwallfahrt nach Rom und einem Gottesdienst mit Papst Franziskus in Rom, in dem er genau über diese Bibelstelle aus dem Lukasevangelium sprach und die anwesenden Priester aufforderte genau diesen Satz zu sprechen. "Der Pharisäer bringt es nicht über die Lippen. Er geht davon aus, dass seine religiöse Leistung doch ausreichen müsse.
Er meint, Gott durch seine gute Taten in der Hand zu haben, er versucht ihn durch die guten Taten zu manipulieren." Doch so funktioniere Barmherzigkeit nicht. Natürlich seien die guten Werke der Menschen wichtig und notwendig, doch die Barmherzigkeit Gottes könne damit nicht erworben werden. "Gott richtet nicht nach unseren Werken, sondern unserem Glauben und Vertrauen." Dabei seien Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Geschwister, die zusammen gehören.
"Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit ist Grausamkeit. Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit ist Auflösung von allem", so der Weihbischof. Dessen sei sich der Zöllner bewusst gewesen, er habe gar nicht versucht seine Sünden zu beschönigen. "Er hat sich auf den gerechten, barmherzigen und liebenden Gott verlassen. Er lieferte sich Gott ganz aus.
Darin liegt die Größe des Zöllners und sei Beispiel für uns."Verbunden mit der Gewissheit, dass die Heilige Pforte der Barmherzigkeit Gottes nie geschlossen werden könne, sei dies trostvoll und Mut machend. "Es macht uns stark, auch über das Jahr hinaus, die heilsame und heilende Barmherzigkeit Gottes, durch die Pforte der Barmherzigkeit in die Welt hinaus zu tragen."