Die Grippefälle im Kreis Bad Kissingen sind jetzt konstant
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Mittwoch, 13. März 2013
Seit Februar geht die Grippewelle im Landkreis Bad Kissingen um. Besonders stark betroffen sind Kindergartenkinder. Aber auch junge, gesunde Erwachsene leiden an schweren Verläufen, die bis ins Krankenhaus führen.
Seit Wochen schwappt die alljährliche Grippewelle über den Freistaat.
Sie kommt "mit dem vollem Programm", sagt Dr. Gernot Schneeberger, Amtsarzt des Bad Kissinger
Gesundheitsamtes. Mit Husten, Schnupfen, Fieber und Gliederschmerzen. "Influenza beginnt meistens
akut."
Im fiebrig-verschleimten Würgegriff befindet sich der Landkreis nicht mehr; die Hochphase ist offenbar überschritten. In den letzten 14 Tagen wurden acht bis neun neue Fälle gemeldet. Gernot Schneeberger kann für 2013 insgesamt 54 Erkrankungen offiziell bestätigen. "Die Zahlen sind konstant geblieben. Seit der ersten Februarwoche liegen die Zahlen immer in diesem Bereich", fasst der Mediziner zusammen. Damit könne zwar noch nicht von einem Abebben der Krankheitswelle gesprochen werden. Die Zahl der Erkrankungen liege aber im Rahmen dessen, was zu erwarten war.
"Ob das viel oder wenig ist kann man nicht sagen." Nicht jeder Arzt erfasst die Zahlen. Und es geht nicht jeder Patient sofort zum Arzt, um sich krankschreiben zu lassen. Außerdem treten momentan häufig Atemwegserkrankungen auf, die eine klare statistische Zuordnung erschweren. Leidet der Patient nun an Lungenentzündung, Bronchitis, Schnupfen, Husten oder Grippe? "Insgesamt macht mir die Situation aber nicht den Eindruck, als ob es dieses Jahr sehr viele Erkrankungen gibt", schätzt Gernot Schneeberger.
Schwere Krankheitsverläufe
In den Kindergärten stellt sich die Lage anders dar. "Uns hat die Grippewelle stark erwischt", sagt Erzieherin Stephanie Gläser vom Sinnberg-Kindergarten. Zum Teil waren die Gruppen sehr ausgedünnt, nicht einmal die Hälfte der Kinder besuchte die Einrichtung. "Die Kinder waren länger krank und hatten hohes Fieber", hat sie beobachtet. Vereinzelt traten laut Gläser schwere Krankheitsverläufe mit Lungenentzündungen auf. Ein paar Kinder mussten im Krankenhaus behandelt werden. "Das haben wir in dieser Masse bisher nicht gekannt."
Kornelia Assel, stellvertretende Leiterin des Garitzer Kindergartens "Am See" stimmt ihrer Kollegin zu. Im Februar blieb ein Großteil der Kinder krank zuhause. "Erst diese Woche läuft es wieder normal", sagt Assel.
Darin, dass besonders die Kindergärten betroffen sind, sieht der Bad Bockleter Allgemeinmediziner Joachim Jaitner kein ungewöhnliches Phänomen. "Das haben wir immer beobachtet."
Mit Blick auf seine Sprechstunden stuft Jaitner die Zahl der Grippefälle in den letzten Wochen als überdurchschnittlich ein, wenngleich sie abnehmen. Er betont, dass man immer wieder überdurchschnittliche Jahre erlebe. Bei schweren Verläufen falle jedoch auf, "dass es dieses Jahr viele junge, gesunde Leute trifft", berichtet Jaitner. Das entspreche dem typischen Muster der Schweinegrippe.
Neben dem Schweinegrippevirus H1N1 grassieren der Influenza A-Virus H1N2 und Influenza B-Viren. Ärzte empfehlen für die aktuelle Grippewelle Schutzimpfungen. Außerdem raten sie, sich häufig die Hände zu waschen und auf das Hand geben zu verzichten.
Entwarnung bei den Arbeitgebern
Gernot Schneebergers Einschätzung, dass die Grippewelle dieses Jahr nicht übermäßig heftig auftritt, bestätigen die Bad Kissinger Arbeitgeber. "Alles normal", heißt es von den Heiligenfeld -Kliniken. Natürlich sei mal der eine oder andere krank, aber man habe bisher keine großen Probleme gehabt. Ähnlich beurteilt auch Manfred Klabouch von der Bayerischen Spielbank die Lage: "Wir haben aktuell keine Grippekranken."
Im Landratsamt und in der Sparkasse Bad Kissingen sind die Krankenmeldungen rückläufig. "Vor 14 Tagen war es ganz schlimm. In der Spitze hatten wir 70 Krankenmeldungen gesehen auf eine Woche", berichtet Wolfgang Schottdorf, Personal-Bereichsleiter bei der Sparkasse. In dieser Zeit hat jeder sechste Mitarbeiter krankheitsbedingt gefehlt.
"Die Grippewelle ist bis jetzt kein besonderes Thema", bestätigt Andreas Elsässer, Leiter der Realschule. Der Krankenstand unterscheide sich dieses Jahr nicht wesentlich von anderen Wintern. Momentan bleiben 50 Schüler dem Unterricht fern, an einem typischen Februartag waren es 70. "Das sind im Durchschnitt nicht einmal zwei Schüler pro Klasse. Das ist nichts außergewöhnliches." Auch am Jack-Steinberger-Gymnasium und dem Kissori-Lernzentrum haben die Verantwortlichen keine ungewöhnlichen Beobachtungen gemacht. Grippe ja, aber nicht schlimmer als sonst.