Druckartikel: Die Grenze wird wieder sichtbar

Die Grenze wird wieder sichtbar


Autor: Kathrin Kupka-Hahn

Frauenroth, Freitag, 25. August 2017

Dabei werden auch die Marksteine überarbeitet - und seltsame Zeichen sichtbar.
Walter Herold (von links), Heinz Schmück und Ewald Wehner arbeiten sich durch Gestrüpp. Hier wird ein Stamm zersägt.  Fotos: Kathrin Kupka-Hahn


Frauenroth/StralsbachAn der Schafmühle herrscht reger Betrieb. Mehrere Bulldogs stehen herum, Motorengeräusche sind zu hören. Verursacht werden sie von Ewald Wehner, Walter Herold und Heinz Schmück. Die drei Stralsbacher sind Feldgeschworene und momentan dabei, die Gemarkungsgrenze zu pflegen - mit Motorsäge und -sense. Dabei arbeiten sich die Männer durch dichtes Gestrüpp, sie mähen Gras, kappen Bäumchen und kürzen Zweige im Abschnitt zwischen Stralsbach und Frauenroth.
"Wir haben vor etwa drei Wochen mit den Arbeiten begonnen. Denn es ist unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Grenze sauber und sichtbar sind", erzählt Obmann Egon Schlereth. Er ist schon ein Stück weitergegangen, kontrolliert mit den Frauenrother Feldgeschworenen Anton Metz und Hermann Metz, ob die Grenzsteine in diesem Abschnitt vorhanden sind und richtig sitzen. "Da vorne fehlt einer", sagt Schlereth und zeigt den Punkt auf der Karte. Der muss nun ersetzt werden.


Mit Drahtbürste und Spachtel

"Zunächst melden wir das der Gemeinde, die verständigt das Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung", erklärt der Stralsbacher. Die Mitarbeiter der Behörde werden diesen Grenzpunkt dann neu ausmessen, während die Gemeinde einen neuen Grenzstein beschafft. "Am Bauhof sind welche eingelagert", weiß Hermann Metz. Sobald sämtliche Messungen und Aufträge erledigt sind, wird der Grenzstein von den Feldgeschworenen neu gesetzt.
Oft kommt es nicht vor, dass ein sogenannter Marker fehlt. Doch auch die vorhandenen erfordern die Aufmerksamkeit der Feldgeschworenen. "Wir reinigen sie mit Drahtbürste und Spachtel", sagt Walter Herold. Heinz Schmück ergänzt: "Das ist manchmal gar nicht so einfach".
Zahlreiche Grenzsteine haben die Feldgeschworenen in den vergangen Wochen gereinigt und frisch angestrichen. Schließlich ist die Gemarkungsgrenze Stralsbachs rund 14 Kilometer lang, trennt Wald und Flur von den Nachbarn Poppenroth, Bad Kissingen, Zahlbach, Lauter und Frauenroth. "Da geht es bergauf und bergab", sagt Ewald Wehner. Den Großteil der Grenze haben die Stralsbacher Feldgeschworenen bereits bereinigt. "Das machen wir so alle drei bis vier Jahre", sagt Obmann Schlereth. Zudem findet am 16. September ein öffentlicher Grenzgang statt, zu dem die Bürger eingeladen sind.


Extra Hütezeichen für Bauern

Viele der bereits hergerichteten Grenzsteine stehen im Klauswald direkt an den Wanderwegen. Aufmerksame Wanderer und Spaziergänger haben sie bestimmt schon entdeckt. "Wir haben dort sehr alte Steine", erklärt Egon Schlereth. Einer der ältesten ist von 1601. Außerdem sind bei der Reinigungsaktion ungewöhnliche Zeichen auf den Grenzsteinen sichtbar geworden. "Ich gehe davon aus, dass es sich dabei um alte Hütezeichen handelt", sagt der Stralsbacher Obmann.
Schließlich konnten Bauern früher nicht lesen, was auf den Steinen steht, etwa der Buchstabe S für Stralsbach, CF für Kloster Frauenroth oder Z für Zahlbach. Deshalb wurden laut Schlereth Zeichen in die Steine eingeritzt, beispielsweise Blumen. Doch auch Initialen geben Rätsel auf, da sich die Besitzverhältnisse geändert haben. So steht KW für Königlicher Wald und CH für Kloster Hausen.