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Die Frauen packen bei der Wehr mit an


Autor: Birgit Will

Motten, Dienstag, 07. Mai 2013

In Motten lebt ein altes Projekt wieder auf. Seit Herbst 2012 werden sechs Damen für ihren Dienst bei der Feuerwehr ausgebildet.
Fünf Damen von der Wehr (von links): Verena Schneider, Cornelia Leitsch, Gitta Kreiß, Martina Burrell und Veronika ErbFotos: Birgit Will/Archiv


Ganz neu ist das Projekt in Motten nicht, es lebt aber gerade wieder auf: "Frauen in der Feuerwehr". Bereits 1982 entstand auf Initiative des damaligen Kommandanten Werner Paltian eine Frauengruppe, eine der ersten im Landkreis Bad Kissingen. Die damalige neunköpfige Damengruppe leitete von Beginn an Sigrid Möller. Überwiegend bedingt durch familiäre und gesundheitliche Gründe und mangels ausreichendem jüngeren Zuwachs kam die reine Frauengruppe wieder zum

Erliegen.

Der Rückgang der weiblichen Dienstleistenden in der Feuerwehr - bis auf eine Frau in der von Männern dominierten Einsatzgruppe 4 und einem Mädchen in der Jugendgruppe - war Schriftführer Hubert Mehler schon lange ein Dorn im Auge. "Ich habe bestimmt zwanzig Frauen angesprochen und mehrere Aufrufe über das Gemeindeblatt gestartet", erzählt er, wie er versuchte, die weibliche Bevölkerung für dieses Ehrenamt zu begeistern. Mehlers Bemühungen waren erfolgreich. Seit Herbst vergangenen Jahres bereiten sich sechs Mottener Frauen auf den aktiven Dienst bei der Feuerwehr vor. Die Leitung der Ausbildung der Damenmannschaft hat der bisherige Gruppenführer der Gruppe 4 und Schriftführer selbst übernommen.

Einige Vorteile

Die Vorteile von weiblichen Einsatzkräften liegen für Mehler klar auf der Hand. Da einige Frauen nur in Teilzeit berufstätig sind und sogar in Motten arbeiten, sei die Tageseinsatzbereitschaft der Wehr gestärkt. "Bei einem Verkehrsunfall kann sich eine Frau auch besser um Verletzte - insbesondere Kinder - kümmern", ist er sich sicher.

Die sechs Frauen im Alter zwischen 21 und 54 Jahren wurden von ihm in den Wintermonaten theoretisch geschult, seit März "geht es richtig zur Sache". Zunächst mussten die Frauen mit passender Schutzkleidung ausgestattet werden. Man griff auf vorhandene Jacken und Hosen zurück. "Das passt schon", waren sich die Frauen einig und schnürten kurzerhand die Kleidungsstücke in Herrengröße etwas enger. Was an Schutzanzugsteilen nicht vorhanden war oder passte, wurde neu beschafft.

Jetzt durchlaufen die Frauen die Grundausbildung, die so genannte Truppmannausbildung steht auch noch an. Nach etwa 70 Stunden Theorie- und Praxisunterricht folgt die Leistungsprüfung, bis "frau" reif ist für den Einsatz. Mehler möchte mit "seinen Damen" eine vollwertige Einsatzgruppe aufbauen: "Die Frauen haben bei uns die gleichen Aufgaben wie ihre männlichen Kollegen."

Das ist ganz im Sinne von Feuerwehr-anwärterin Gitta Kreiß. "An Kaffeekochen habe ich dabei nicht gedacht", erwartet sie "Action" bei ihrem Dienst in der Feuerwehr und schätzt gleichzeitig deren gute Organisation. "Ich hätte das schon viel eher machen sollen", sagt die 54-Jährige. Nach geltendem Feuerwehrgesetz ist für sie - gleichermaßen wie für ihre männlichen Kollegen - mit 63 Jahren Schluss mit dem aktiven Feuerwehrdienst. "In den nächsten zehn Jahren wird sich altersbedingt die Zahl der Aktiven in unserer Wehr stark reduzieren", erklärt Mehler und hofft gleichzeitig, dass die Altersgrenze für ehrenamtliche Feuerwehrleute ein weiteres Mal angehoben wird.

Verena Schneider ist mit ihren 27 Jahren eine der Jüngeren unter "den Neuen". Bereits als 14-Jährige startete sie schon einmal mit dem Feuerwehrdienst in einer gemischten Jugendgruppe, die allerdings wieder zum Erliegen kam. "Bei uns ist die ganze Familie aktiv", freut sie sich umso mehr, dass sie jetzt wieder dabei ist. Auch ihre Mutter habe vor dreißig Jahren schon mitgemacht.

Höhen und Tiefen hat die Freiwillige Feuerwehr Motten in den 140 Jahren ihres Bestehens mitgemacht. Davon berichtet auch die Festchronik, die zum 125-jährigen Bestehen im Jahre 1999 gedruckt wurde. Eigentlich war die Mottener Wehr damals mit den Feierlichkeiten ein Jahr zu spät dran, orientierte sie sich doch lange Zeit an der Jahreszahl "1874" auf der Vereinsfahne.

Heute wissen die Mottener es besser: Die Vereinsstatuten wurden bereits am 10. Januar 1873 vom Königlichen Bezirksamt Brückenau genehmigt. Damit war die Freiwillige Feuerwehr Motten offiziell gegründet.
Aktuell kann die Feuerwehr Motten noch auf einen zuverlässigen Kern von Freiwilligen bauen. In vier Gruppen leisten zurzeit 76 Erwachsene Feuerwehrdienst. Eine achtköpfige gemischte Jugendgruppe lässt sich zu Feuerwehranwärtern ausbilden.

140 Jahre Feuerwehr Motten

Vorstand im Jubiläumsjahr: Vorsitzender Feuerwehrverein: Alfons Mehler; Stellvertretender Vorsitzender Feuerwehrverein: Rudolf Will; Kommandant: Andreas Möller; Stellvertretender Kommandant: Manuel Statt; Kassierer: Thorsten Schreiner; Schriftführer: Hubert Mehler; Jugendwart: Kai-Uwe Brinkmann

Festprogramm am Samstag und Sonntag, 11. und 12. Mai: Am Samstag zieht um 18.30 Uhr der Jubiläumsfestzug von der Knorrstraße in Motten zum Dorfplatz. Ab 20.30 Uhr sorgt die Rhöner Gruppe "spilk" für Unterhaltung. Der Sonntag beginnt um 10.30 Uhr mit einem Wortgottesdienst im Festzelt, dem sich ein Frühschoppen anschließt. Ab 12 Uhr haben die Feuerwehrkameraden einen Mittagstisch vorbereitet. Der Musikverein Döllautaler Motten e.V. unterhält anschließend die Gäste, bis um 14.30 Uhr zahlreiche Ehrungen auf dem Programm stehen. Mit hausgemachter Gitarrenmusik des Duos "6StringCo" um 16 Uhr und Pizza vom Pizzabäcker klingen die Festtage aus. An beiden Tagen ist der Eintritt frei.

Fahrzeuge: Die Freiwillige Feuerwehr Motten verfügt über Löschgruppenfahrzeug (LF 8/6) für neun Personen und Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) für sechs Personen.

159 Mitglieder hat der Feuerwehrverein Motten, davon sind 84 aktiv, 30 passiv und 45 fördernd. Die Wehr verfügt über vier Gruppen mit 70 Feuerwehrmännern, davon 13 ausgebildete Atemschutzgeräteträger. Die Jugendgruppe besteht aus sieben Jungen und einem Mädchen, der Frauengruppe gehören sechs Damen an.