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Die Chöre müssen "mischen"


Autor: Sigismund von Dobschütz

Premich, Dienstag, 10. November 2015

Der Liederkranz Premich hatte zahlreiche Gastchöre eingeladen. Der Nachwuchsmangel macht zu schaffen.
Sänger Hubert Wehner (Mitte) wurde für seine 40-jährige Mitgliedschaft im Beisein der Liederkranz-Vorsitzenden Monika Ziegler von Siegfried Gottwald, dem Vorsitzenden der Sängergruppe Bad Kissingen im Fränkischen Sängerbund, mit Urkunde und goldener Ehrennadel ausgezeichnet. Fotos: Sigismund von Dobschütz


Zum seinem Liederabend hatte sich der "Gesangverein 1897 - Liederkranz Premich" stimmgewaltige Unterstützung ins Premicher Pfarrheim geholt. Mit dem Gesangverein 1890 Aschach, dem Gesangverein 1906 Reiterswiesen sowie dem Traditionschor und dem Projektchor "Thulba, fun@music" der Chorgemeinschaft 1904 Thulba sang man im Wechsel Heimat- und Volkslieder, aber auch Spirituals und Traditionals.

Höhepunkt des vergnüglichen Abends war die Ehrung der Premicher Jubilare.
Zwar waren die Chöre unter sich und brauchten die Öffentlichkeit nicht zu fürchten. Dennoch sahen sich die Sängerinnen und Sänger der verschiedenen Gesangvereine wohl im Wettstreit mit- oder gegeneinander, weshalb anfangs noch Unsicherheit spürbar war. Dirigent Nikolaus Metz musste das erste Lied sogar abbrechen und neu beginnen: "Wir sind eben noch etwas nervös."


Die Stimmgabel stibitzt

Die Zuhörer nahmen dies ebenso mit Verständnis und Humor wie jene Situation, als Chorleiter Elmar Brehm seinem Reiterswiesener Gesangverein nicht gleich auf Anhieb den richtigen Ton vorgeben konnte. "Mein Enkel hat mir heute meine Stimmpfeife stibitzt", entschuldigte er zur Freude aller sein Missgeschick, bevor ihm Kollege Metz mit der eigenen Stimmgabel aushalf.
Das zweistündige Programm bot ein buntes Potpourri bekannter und auch weniger bekannter Melodien, im Einzelfall neu arrangiert. So überraschte Chorleiter Brehm mit dem eigentlich für Männerstimmen geschriebenen Jägerlied "Hussasa" in einer Bearbeitung für gemischten Chor. Brehm: "Warum nicht? Heutzutage findet man doch immer mehr Frauen unter den Jägern."


Problem der Überalterung

In diesem Beispiel zeigte sich das akute Problem der Gesangvereine, wie es auch in manchen Kommentaren ihrer Vorsitzenden erkennbar wurde. Ehemals selbstständige Männer- und Frauenchöre mussten sich mangels Stimmennachwuchses zu gemischten Chören vereinen. Der seit 1906 bestehende Männerchor Reiterswiesen sah schon sein 100-jähriges Bestehen gefährdet und konnte nur durch das Anwerben von Sängerinnen seit 2007 als Gesangverein weiterbestehen. Ein anderes Problem der Chöre dürfte aber auch die Überalterung seiner Aktiven sein.
Deshalb versucht die Chorgemeinschaft 1904 Thulba seit einigen Jahren mit ihrem Projektchor "Thulba, fun@music" neue Wege zu gehen, um mit Spirituals und englischsprachigen Traditionals auch Jüngere anzusprechen.
Mit dem Lied "Ob ich dich liebe, mein Heimatland" ehrte der gastgebende Liederkranz vor der Pause seine Jubilare. Für seine 40-jährige Mitgliedschaft wurde Hubert Wehner mit der goldenen Ehrennadel des Fränkischen Sängerbundes ausgezeichnet. Bereits zwei Jahre nach seinem Beitritt 1979 wurde er Fahnenträger und ist es noch heute. Seit 1991 ist er zudem für die Getränkeausgabe verantwortlich. 1999 wurde Wehner Beisitzer im Vorstand und amtierte dann von 2002 bis 2009 als 3. Vorsitzender.


Silberne Ehrennadel

Vor 25 Jahren traten Anita Katzenberger, Helga Muth und Rosa Stark dem Liederkranz bei. Hierfür wurden sie von Siegfried Gottwald, dem Kissinger Gruppenvorsitzenden im Fränkischen Sängerbund, mit der silbernen Ehrennadel geehrt. Roland Ziegler, Ehemann der Liederkranz-Vorsitzenden Monika Ziegler, erhielt für seine zehnjährige Zugehörigkeit ebenfalls eine Urkunde. Als passive Mitglieder wurden Ludwig Krebs für 65 Jahre und Erhard Antlitz für 40 Jahre gewürdigt.