Die Bomben verfehlten ihr Ziel
Autor: Stefan Geiger
Oerlenbach, Mittwoch, 11. Mai 2016
Die Bürger gedachten der Bombardierung zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Lufttanklager wurde nicht getroffen.
Eindrucksvoll dankten viele Bewohner mit Prozession und Gottesdienst dafür, dass Oerlenbach trotz größter Bedrohungen durch das Lufttanklager am Westrand des Dorfes gegen Ende des Zweiten Weltkriegs vor einer größeren Katastrophe verschont blieb.
Pfarrer Norbert Reinwand erinnerte zu Beginn an die Hintergründe, als im nahen Kirchhofsholz Ende der 30er Jahre ein Lufttanklager errichtet und gegen Kriegsende wiederholt bombardiert wurde.
Zum Glück verfehlten die Abwürfe ihr Ziel und landeten auf angrenzenden Äckern. "Gott hat uns sichtbar vor Unglück bewahrt. Ihm wollen wir mit der gelobten Prozession danken", verdeutlichte der Geistliche den Beschluss des Gemeinderates aus dem Jahre 1946 mit dem Zusatz, dass auch künftige Generationen dieses Vermächtnis aufrecht erhalten.
Begleitet von der Trachtenkapelle des Musikvereins unter Klaus Münch und den Fahnenabordnungen der Vereine zogen die Teilnehmer von der Kirche zur Sebastianikapelle, um hier den Dankgottesdienst zu feiern. Pfarrer Reinwand stellte den Taizè - Text "Wer durstig ist, komme und empfange das Wasser des Lebens" in den Mittelpunkt der Feier. Diese Zusage Gottes erfolge ohne Gegenleistung und schenke Zuversicht. "Wir müssen nur unser Herz öffnen und die Gabe annehmen, so wie es unsere Vorfahren in und nach dem Krieg vorlebten", betonte er.
Die Gefahren für Oerlenbach wurden vor ein paar Jahren erneut lebendig, als das neue Gewerbegebiet "Zwischen B 286 und Bahnlinie" erschlossen wurde. Nicht umsonst nannten die Bauern nach 1945 die Zone "Bombenäcker", denn viele Krater zeugten von den Einschlägen gegen Kriegsende. Mit der Bewirtschaftung verschwanden zwar die Löcher, die Bomben aber blieben im Erdreich. Nach Auswertung der Abwurfkarten ließ die Gemeinde in diesem Bereich insgesamt 20 Bomben und Blindgänger fachgerecht entschärfen, um Erschließung und Bebauung gefahrlos zu ermöglichen.