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Die Bierkneipe stirbt nicht aus


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Sonntag, 29. Sept. 2013

Der Bundtschu ist noch eine klassische Kneipe. Sie hält sich in Münnerstadt, auch wenn die Zeiten schwieriger geworden sind.
Werner Müller steht am Zapfhahn. Der ausgebildete Krankenpfleger ist heute überzeugter Wirt und hat den Schritt in die Selbständigkeit noch nie bereut. Foto: Heike Beudert


"Der schönste Platz ist immer an der Theke" , heißt es in einem alten Schlager. Für Werner Müller, dem Bundtschu-Wirt, ist der schönste Platz hinter der Theke. Dort steht er seit zehn Jahren.Bereut hat der gelernte Krankenpfleger den Schritt in die Selbständigkeit nicht. Der Bundtschu ist seit 25 Jahren ein wichtiger Treffpunkt für all die, die eine urige Kneipe suchen.

Für manchen Gast ist er so etwas wie sein zweites Wohnzimmer geworden - zumindest vorübergehend. Denn eines hat Werner Müller in seiner Zeit als Wirt festgestellt. "Sobald die Leute verheiratet sind, ist es damit vorbei".

Werner Müller hat sich im Bundtschu hochgearbeitet. Erst war er Gast, dann Stammgast, später Mitarbeiter und dann Chef. Das Angebot vom Bundtschu-Gründer Matthias Wiesner kam für Werner Müller in einer Zeit der beruflichen Umorientierung. Seinen sicheren Job als Krankenpfleger auf einer Intensivstation hatte er kurz vorher aus gesundheitlichen Gründen aufgeben müssen. Eine wirklich neue berufliche Perspektive hatte er noch nicht gefunden, als Matthias Wiesner ihm schließlich anbot, die Kneipe zu übernehmen. "Ich hab mit dem Steuerberater alles durchgerechnet und es dann gemacht", sagt Müller.

Seitdem steht der "Boni", wie er von seinen Stammgästen auch genannt wird, hinter der Theke. Die Nähe zu den Gästen ist dort Programm. Die Hocker am Tresen sind begehrt. Und an guten Tagen steht man dort schon mal in Zweier-Reihen, um sein Bier zu trinken.Da lässt es sich mit den Gästen gut plaudern. Doch Werner Müller ist nicht der Typ Wirt, der zwischen Ausschank und dem kleinen Häppchen aus der Küche noch die Rolle des Kummerkastens für die diversen Seelenlagen übernimmt. Ein bisschen Distanz ist ihm wichtig. Wenn ihm die Gespräche zu persönlich werden, müsse er mal schnell den Tisch abwischen. Da lieber spielt er mal eine Runde Karten mit Stammgästen, wenn es die Zeit erlaubt.

Sieben Tage in der Woche hat der Bundtschu geöffnet. Nur den Sonntag hält sich Werner Müller für sich frei. "Der ist mir heilig", sagt er. Müller hat einen kleinen Mitarbeiterstamm, der einspringt, wenn er nicht da ist. Viel Freizeit oder gar Urlaub gönnt sich der Münnerstädter allerdings nicht. Mehr als acht Tage am Stück hatte er seit zehn Jahren nicht. Heuer war er zweimal für vier Tage weg.

Mehr Auszeiten gibt die Kneipe nicht her. Er könne zwar vom Bundtschu leben, aber große Sprünge erlaube er nicht. "Es ist nicht mehr das Geld zu verdienen wie früher", hat er festgestellt. Wichtig sind für ihn die Bestatter als regelmäßige Besucher geworden. "Sie haben einen hohen Anteil daran, dass es den Bundtschu noch gibt", meint Werner Müller. Unzufrieden ist er allerdings nicht. Er könne nach wie vor auf ein treues Stammpublikum setzen und längst kämen die Kinder der langjährigen Stammgäste.

Man müsse sich halt immer auch was einfallen lassen, um die Gäste zu halten, weiß Müller. Elf Biersorten bietet er beispielsweise an, darunter immer ein Saisonbier. Und dank der Bestatter ist er fast zu einem Whiskeyexperten geworden. Er hat Freude daran, immer neue Sorten zu entdecken. Müller selbst mag vor allem die milden irischen Sorten.

Froh ist er, dass er nach einer Probezeit von einem Jahr eine feste Konzession für Livemusik im Winterhalbjahr hat. Im Sommer bekommt er die Genehmigung nicht, weil da die Fenster immer wieder geöffnet werden und Livemusik die Nachbarschaft zu sehr stören könnte. Zweimal im Monat dürfen Bands spielen. Das will er nutzen. Musik ist für Werner Müller nicht nur gut fürs Geschäft, sie ist schon immer auch sein Hobby. Zum 25-jährigen Jubiläum am Wochenende startete wieder die Livemusiksaison mit einer Session.