Von der Bevölkerung fast unbemerkt, ist die reparierte Marienglocke von einem Kran wieder in den Aschacher Kirchturm gehievt worden.
Vier Monate lang mussten die Aschacher ohne ihr harmonisches Kirchengeläut auskommen. Selbst die Kirchturmuhr schlug nicht das gewohnte Bimbam als Doppelklang vor Verkündung der Stundenzahl. "Das Bam fehlte", beschreibt Messner Matthias Pancochar (21) diesen Missklang. Die Marienglocke war zur Reparatur.
Grund war ein 90 Zentimeter langer Riss in der 140 Jahre alten Glocke. Am Mittwoch konnten Pancochar und Glockenbauer Harald Götz die A-Glocke wieder am alten Platz im Kirchturm der Dreifaltigkeitskirche einbauen. Freitagabend wird sie um 19 Uhr erstmals wieder mit den anderen drei Glocken gemeinsam zum Kirchgang rufen.
Riss war einen Meter lang Im Juni habe er plötzlich gemerkt, dass etwas nicht stimme, erinnert sich Pancochar. Mit Freunden habe er unter der Dorflinde gestanden, als er plötzlich die Dissonanz vom Kirchturm hörte. Er sei zwar kein Musiker, sondern gelernter Lokomotivführer. Aber der Missklang sei doch nicht zu überhören gewesen. Sofort sei er in den Turm gestiegen und habe das Glockenwerk überprüft. Dabei sei ihm dann der fast ein Meter lange Riss in der ältesten Glocke aufgefallen.
Dies sei die erste Reparatur der Marienglocke gewesen, betont der langjährige Kirchenpfleger und frühere Aschacher Bürgermeister Walter Hein (77). 1872 in Schweinfurt gegossen, habe sie seitdem als einzige der vier Glocken im Turm der Dreifaltigkeitskirche Unwetter und Kriege schadlos überstanden. Die anderen drei seien im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen und erst 1949 wieder durch neue ersetzt worden.
Nach 140 Jahren musste nun die mit drei Zentnern Gewicht zweitschwerste Glocke der Aschacher Kirche zum ersten Mal ausgebaut und beim Glockenschweißwerk Hans Lachen meyer in Nördlingen fachgerecht repariert werden. Da lag es nahe, sie auch gleich rundzuerneuern. Denn der Klöppel hatte in den vielen Jahrzehnten etliche Dellen in den Glockenmantel geschlagen, der nun geglättet werden konnte.
Alles in allem müsse die Kirchengemeinde mit Reparaturkosten von 10.000 Euro rechnen, sagt Kirchenpfleger Walter Hein. Davon wolle die Marktgemeinde Bad Bocklet 4000 Euro übernehmen, da sie als Baulastträger ohnehin für das Kirchengebäude verantwortlich ist. 3000 Euro seien an Spenden zusammengekommen, und die Bischöfliche Finanzkammer in Würzburg habe einen Zuschuss in Höhe von 2000 Euro versprochen. Nur einen kleinen Rest von nicht einmal 1000 Euro müsse die Kirchengemeinde finanzieren.
Von der Bevölkerung fast unbemerkt, hievte am frühen Mittwochmorgen ein Kranwagen die runderneuerte und wieder glänzende Glocke hoch in den Kirchturm, wo Glockenbauer Harald Götz vom Wartungsunternehmen Rhöner Turmuhren (Sondheim) und Messner Matthias Pancochar sie von innen entgegennahmen. Jetzt brauchten beide noch zwei Stunden, bis sie die Marienglocke mit Hilfe eines Flaschenzugs wieder an ihrem angestammten Platz befestigt hatten. Ab zwölf Uhr mittags konnten dann die Aschacher endlich wieder ihr vertrautes Bimbam als Doppelklang von der Kirchturmuhr hören.