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Die Angst fährt mit im Bad Kissinger Schulbus


Autor: Robert Huger

Bad Kissingen, Mittwoch, 26. November 2014

Der Schulbus zur Anton Kliegl Mittelschule ist meistens zum Bersten voll. Die Schüler wollen sich das nicht gefallen lassen. Es geht ihnen nicht um Komfort, sondern um ihre Sicherheit.
Der Schulbus zur Anton-Kliegl-Mittelschule ist oft sehr voll. Leider nicht voll genug, damit ein größerer Bus bereitgestellt wird.  Foto: Robert Huger


Dicht an dicht stehen die Schüler wie die Ölsardinen auf dem Gang des Schulbusses. "Ich steige jeden Tag mit Angst in den Bus", sagt Sophie Warmuth. Sie ist als Schülerlotsin aktiv und will diese Zustände nicht länger hinnehmen. Die Buslinie führt von Poppenroth über Albertshausen, Garitz, Arnshausen und Reiterswiesen nach Bad Kissingen zur Anton-Kliegl-Mittelschule.

"Einmal musste der Bus schon eine Vollbremsung durchführen", erzählt Sophie Warmuth, "da sind einige Kinder durch den Bus geflogen." Sie sorgt sich vor allem um die kleineren Schüler, die Fünft- und Sechstklässler.

Genauso besorgt ist ihr Mitschüler: "Es ist der Wahnsinn. Manchmal ist es so voll, dass man keine Luft kriegt", sagt Julian Wolter. Auch die Eltern verstehen nicht, warum kein größerer Bus eingesetzt wird. "Die Sicherheit muss einfach an oberster Stelle stehen", sagt Elternbeiratsmitglied Nikola Renner-Knopp, "ein Sitzplatz für jeden wäre absolut wünschenswert aus Elternsicht." Sie ist nicht die einzige, die diese Meinung vertritt: "Es wäre schon besser, wenn jeder Schüler einen Sitzplatz hätte", sagt eine andere besorgte Mutter, "das wäre auf jeden Fall sicherer."

Kapazität nicht ausgeschöpft

"Uns liegt keinerlei Erkenntnis vor, dass wir das regulieren müssten", meint dazu Thomas Hack, der Pressesprecher der Stadt Bad Kissingen. In Zusammenarbeit mit dem Busunternehmen sei das Problem untersucht worden. Die gesetzlich vorgeschriebene Kapazität des Busses wird nach Zählungen nicht überschritten. "Das ist alles im Rahmen des Zumutbaren", meint Christian Wolf, Geschäftsführer der GWK Reisen GmbH, die die Buslinie betreibt.

Zählungen, die kurz nach Schulbeginn durchgeführt wurden, ergaben, dass die Kapazität des Busses nicht ausgelastet ist. Weniger als 80 Schüler wurden gezählt. Der Reisebus hat 75 Sitzplätze und weitere 20 Stehplätze, also eine zulässige Gesamtkapazität von 95 Plätzen. Bei einer weiteren Zählung Anfang November wurden maximal 89 Schüler im Bus gezählt.

"Es kann sein, dass es Verschiebungen gibt, weil im Sommer noch einige mit dem Fahrrad fahren", sagt Christian Wolf. Daher laufen bereits weitere Zählungen. Falls das Ergebnis nicht mehr im Rahmen liegt, wird ein anderes Fahrzeug eingesetzt: "Wir nehmen das ernst. Wenn es ein Problem gibt, dann wird es gelöst", verspricht Christian Wolf.

Schüler zählen anders

An manchen Tagen sollen sich über 100 Schüler im Bus befinden. "Sie zählen an den falschen Tagen", sagt Julian Wolter. Bei der letzten Zählung seien gerade einige Schüler krank oder bei einem Praktikumstag gewesen. "Die Schüler sitzen oft zu dritt auf den Sitzbänken und trotzdem passt es gerade so eben", sagt Sophie Warmuth.

Sie wünscht sich, dass jemand eine ganze Woche mitfährt und dass nicht nur Stichproben durchgeführt werden.
Die Lösung des Problems ist für Sophie einfach: "Vorher gab es zwei kleinere Busse anstatt einem." Die seien voll, aber nicht überfüllt gewesen. Mit einem Doppeldecker wäre sie auch einverstanden. "Welche Art Bus kommt, ist egal - Hauptsache es passiert irgendwas", sagt sie.

Auf Nachfrage beim Rektor der Kliegl Schule und der Stadtverwaltung sei ihr geantwortet worden, sagt Sophie, dass "das finanzielle Gründe" hat. Gegenüber der Saale Zeitung konnte ein Finanzproblem nicht bestätigt werden. "Wenn wir etwas unternehmen müssten, wäre das möglich", sagt Thomas Hack.

Weitere überfüllte Busse?

Ein Linienbus, der morgens von Reiterswiesen über Arnshausen nach Bad Kissingen fährt, ist angeblich ebenso öfter überbelegt. An manchen Tagen sei es laut einer Schülerin eine Katastrophe. "Das empfinde ich als Schmarrn", sagt Reinhard Weltz, Leiter des Stadtbusverkehrs. Manchmal sei es eben ein bisschen eng, gerade wenn Kurgäste zusteigen. "Aber dafür sind die Busse da", sagt Weltz, "die sollen ja nicht leer durch die Gegend fahren."

Er habe von den Busfahrern keine Rückmeldung erhalten, dass es überfüllte Busse gebe. Genausowenig ließe sich an der Anzahl der verkauften Schülerkarten ein Problem für die Kapazitäten der Busse ersehen. "Schließlich haben wir seit Jahren einen Schülerrückgang", so Weltz. Dass nicht jeder einen Sitzplatz bekommen könnte sei logisch. Wie die Schüler sich hinstellen, sei dann ihre Sache.