Deutlich mehr Frauen als Männer leben in Bad Kissingen
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Sonntag, 27. Januar 2019
Die Stadt wuchs im vergangenen Jahr um 207 Einwohner. Der prominenteste Zuzug 2018 war die neue Kurdirektorin Sylvie Thormann mit ihrer Familie.
An Bad Kissingen schätzt Sylvie Thormann vor allem die kurzen Wege: "Ob Einkaufen, Sport oder Weg zur Arbeit: Wir können alles ohne Auto erledigen", berichtet die Kurdirektorin, die im Sommer mit Mann und Tochter aus Bad Driburg nach Bad Kissingen umzog. "Es war von Anfang an klar, dass wir in die Innenstadt ziehen. Das gehört einfach dazu", erzählt sie.
Bad Kissingen und sein Umland seien "sehr vielfältig", fasst die Neubürgerin die Eindrücke des ersten halben Jahres zusammen, und: "Man kann sich gar nicht entscheiden." Sport-Angebote in den Vereinen, Konzerte oder Ski-Fahren auf dem Kreuzberg: Für junge Familien gebe es viel zu entdecken. Ihre siebenjährige Tochter gehe regelmäßig zum Schwimmen. Gemeinsam wandere die Familie gerne oder fahre Rad. Und zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren sei sie in Bad Kissingen wieder mal Eislaufen gewesen.
"Bad Kissingen ist insgesamt eine attraktive Wohnstadt", sagt auch Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD). Deshalb ziehe es so viele Menschen in die Stadt: 424 mehr Zu- als Wegzüge gab es 2018. Allerdings standen 169 Geburten 386 Sterbefälle gegenüber gegenüber, deshalb wuchs Bad Kissingen unterm Strich nur um 207 Einwohner.
Laut Blankenburg gibt es zwei Trends: Den Zuzug aus Großstädten und den aus umliegenden kleineren Gemeinden. "Mittelgroße Städte wie Bad Kissingen sind für Viele eine sehr interessante Option", sagt der OB. Bad Kissingen biete viele Einrichtungen sowie Kultur- und Freizeitangebote aus größeren Städten, andererseits aber auch die Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit einer Kleinstadt.
Analyse des Wohnungsmarktes
Zuzüge bringen aber auch Aufgaben mit sich: Braucht Bad Kissingen etwa mehr Wohnungen für Singles und Senioren? "Eine umfangreiche Wohnungsmarktanalyse wird derzeit erstellt", sagt Blankenburg und hofft auf fundierte Erkenntnisse für weitere Entscheidungen. Gerade für Alleinstehende gebe es aber bereits einen Trend: "Die ersten Ergebnisse zeigen, dass tatsächlich Bedarf vorhanden ist in diesem Bereich, insbesondere auch für Wohnraum im niedrigen Preissegment." Auch die Entscheidung über neue Baugebiete will der OB von der Wohnungsmarktanalyse abhängig machen.
Eine weitere Folge des demographischen Wandels: "Die erfreuliche Situation, dass es mehr Kinder in Bad Kissingen gibt, hat natürlich auch zur Folge, dass wir uns im Bereich der Kindertagesstätten und Schulen entsprechend aufstellen müssen." Die Stadt sei "auf einem guten Weg in engem Austausch mit den Kindertagesstätten, die ja alle von freigemeinnützigen Trägern betrieben werden".
Blankenburg sieht bei der Bevölkerungsentwicklung keine Konkurrenz zu den Gemeinden im Umland: "Eine Differenzierung ergibt sich schon alleine durch Preisunterschiede beim Kauf von Bauland. Das ist in Bad Kissingen natürlich teurer als in den Dörfern des Umlandes", sagt der Bad Kissinger Oberbürgermeister. Letztlich sei es immer eine Entscheidung der Einzelpersonen und Familien, wo sie sich ihr künftiges Lebensumfeld vorstellen können. "Und da hat unsere Stadt sicherlich nicht die schlechtesten Karten."