Der Soldat am Wolgastrand kann Brücken zwischen den Völkern bauen
Autor: Björn Hein
Bad Bocklet, Mittwoch, 08. April 2015
Ruhige, meditative Töne prägten das Konzert des St.-Daniels-Chors aus Moskau bei seinem Auftritt in Bad Bocklet.
Dem Leiter des Ensembles, Vladislac Belikov gelang es mit seinen Erläuterungen, den Besuchern einiges über den russisch-orthodoxen Ritus zu vermitteln und zu zeigen, wie nah sich nicht nur die christlichen Konfessionen, sondern auch die Völker stehen. Und so wurde es für das Publikum eine interessante Reise in eine bekannt-fremde Welt.
Neben geistlichen Weisen wurden aber auch weltliche Melodien angestimmt.
Eine solche war der russische Estrada-Schlager "Moskauer Nächte" . Tenor Pavel Klimeskov verstand es, die romantische Melodie mit viel Gefühl in der Stimme zu interpretieren, wobei er von Vladislav Belikov am Klavier begleitet wurde. Dem liturgischen Teil des russisch-orthodxon Ritus war das "Lobe den Herrn meine Seele" entnommen. Der Psalm 103 wurde dabei nach einer Weise von Nikolai Nikolajewitsch Dranitsyn interpretiert, wobei man die Leidenschaft, aber auch das
Einfühlungsvermögen und das Können der vier Sänger eindrucksvoll vor Augen geführt bekam. Harmonische, ja meditative Stücke schlossen sich an, Werke des Lobpreis Gottes. Gerade der Gesang gehört bei den Russisch-Orthodoxen essentiell dazu. Mit dem russischen Kirchenklassiker "Ich bete an die Macht der Liebe" von Dmytro Bortnjanskyj wurde dann zum eher weltlichen Teil des Konzerts übergeleitet.
Unter die Haut ging das berühmte "Es stand ein Soldat am Wolgastrand" aus der Operette "Der Zarewitsch" von Franz Lehár, der Tenor Andrey Palamarchuk mit viel Gefühl und Ernst zu interpretieren wusste. Gleichzeitig wurde bei diesem Stück deutlich, wie nah sich Russen und Deutschen eigentlich stehen, auch wenn beide Völker auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken müssen. Dennoch - das Lied des Soldaten, der einsam an der Wolga Wache steht, ist Sinnbild für diese Historie und auch dafür, dass der Krieg für den einen wie für den anderen ein schreckliches Erlebnis ist.
Der 2. Bass Anatoly Obrastzov interpretierte dann die Sarastro-Arie aus Mozarts "Zauberflöte". Am Schluss gab es den russischen Segenswunsch "Auf viele Jahre". Und natürlich gab's eine Zugabe.