Druckartikel: Der Profi-Musiker hat gut lachen

Der Profi-Musiker hat gut lachen


Autor: Benedikt Borst

Bad Brückenau, Sonntag, 02. Dezember 2012

 Manfred Häberlein aus Eckarts weiß seit einem Konzert in Südafrika, "wie sich echte Rockstars fühlen". Auf der kommenden Weihnachtstour gibt er mit "Harmonic Brass München" auch ein Heimspiel in Bad Brückenau, allerdings mit besinnlicheren Tönen.


Das Besondere an Eckarts? Für Manfred Häberlein ist es, als würde er in eine andere Welt abtauchen, wenn er mal wieder nach einem Konzertwochenende in die Rhön zurückkommt. Um die 120 Auftritte bestreitet der Tubist des "Harmonic Brass München"-Ensembles pro Jahr - überall auf der Welt. Zuhause ist er an zwei Tagen der Woche, den Rest der Zeit verbringt er als Berufsmusiker in München. "München hat sicher seinen Reiz. Aber für mich ist es von den Strecken her egal, ob ich jetzt in München oder in Berlin wohne. Mir ist es viel wichtiger, dass meine Familie einen geerdeten Ort zum Leben hat", erläutert Häberlein, warum er auf einen Umzug in die Stadt verzichtet.
Die langen Fahrten und häufigen Reisen belasten ihn nicht.

"Eigentlich genieße ich es, dorthin zu kommen, wo man sonst nicht die Gelegenheit dazu hat", meint Häberlein während er von den letzten Konzerten in Südafrika erzählt und wie die Zuhörer zur Münchner Brass Cover-Version von Michael Jacksons "Black or White" abfeierten. "Jetzt wissen wir, wie sich echte Rockstars fühlen", merkt er gut gelaunt an. Zwar sei man für eine actiongeladene, pulsierende Show bekannt, jedoch ginge in Deutschland so ein Erlebnis mit einem Blechbläserensemble, das trotz allem überwiegend Kammermusik spielt, nicht.
Dann lächelt er, als ihm noch ein Grund einfällt, warum er Eckarts nicht gegen das Leben in einer Großstadt eintauschen möchte: Schon einmal versucht, im dicht besiedelten München in einer Mietwohnung Tuba zu spielen? "Hier dagegen kann ich befreit üben", sagt er. Und das müsse er schließlich, denn auch wenn er spielfrei habe, sei das nicht gleichbedeutend mit arbeitsfrei. Der 45-Jährige weiß: "Die Aufgaben schlafen nicht".
Drei Stunden täglich sitze er deshalb an seinem Instrument, denn die Finger müssen beweglich und der Kopf frisch gehalten werden. Vier Konzertprogramme, jedes dauert etwa zwei Stunden, wollen schließlich auswendig und fehlerfrei gespielt werden. "Das ist wie beim Sport. Du musst konsequent arbeiten, um die Leistung auf dem Platz zu bringen", zieht der bekennende Fußballfan Parallelen zur Bundesliga. Die professionelle Einstellung sei für ihn wie auch für seine vier Mitstreiter beim Harmonic Brass München besonders wichtig. "Du musst an jedem Konzertabend komplett die Hosen runterlassen und alles geben", sagt der gebürtige Mittelfranke und meint weiter: "Nach einem Auftritt bin ich immer klatschnass geschwitzt".
Deshalb hält sich Häberlein körperlich fit, geht zweimal in der Woche Laufen und macht jeden Morgen spezielle Entspannungsübungen, denn "als Tubaspieler hast du eine hohe Belastung auf deinem Rücken." Die Übungen wurden extra für ihn mit einem Sportmediziner entwickelt. So actiongeladen wie in Südafrika wird das Gastspiel des Ensembles in Bad Brückenau aber nicht werden. "Es wird ein festliches Adventskonzert mit strahlendem Blechbläserklang für die Vorweihnachtszeit", kündigt der Musiker aus Eckarts an und verspricht den Zuhörern, dass sie sich zwei Stunden zurücklehnen und entspannen können.
Gespielt werden klassiche Komponisten wie Johann Sebastian Bach (Weihnachtsoratorium) und Georg Friedrich Händel (Der Messias) neben modernen, amerikanischen Künstlern wie Leroy Anderson mit Sleigh Ride oder Felix Bernard mit Winter Wonderland. "Mit dem Programm treten wir fast nur in Kirchen auf. Das müssen wir einfach in der Kirche machen, da gehört es hin", sagt er.