Der "Mobilfunk-Messrucksack"
Autor: Ellen Mützel
LKR Bad Kissingen, Mittwoch, 05. August 2020
Das mit dem Netzempfang ist so eine Sache, bei der Theorie und Praxis gerne auseinander gehen. Deswegen hat Hartmut Vierle nun einen etwas anderen Rucksack zusammengestellt.
Diesen Rucksack trägt keiner. Er darf bei Terminen auf dem Beifahrersitz des Landratsamtpersonals mitfahren. Doch das hat einen Grund: Er ist ausgestattet mit drei Handys, die im Landkreis den Empfang messen sollen, sowie einem mobilen Akku. Eines der Handys hat eine Telekom-Simkarte, eines die von Vodafone und das dritte empfängt das O2-Netz von Telefónica.
Hartmut Vierle hat den Rucksack zusammengestellt und plant, bei welchem Kollegen er wohin mitfährt . Der Fachinformatiker arbeitete zuvor im Zentrum für Telemedizin (Bad Kissingen) und hat Anfang des Jahres seine Arbeit im Landratsamt begonnen. Die Stelle, die der Auraer dort besetzt, soll den Ausbau der Breitband- und der Mobilfunkversorgung im Landkreis vorantreiben. Dabei steht er den Kommunen und Städten als fachliche Beratung zur Seite.
Vierle hat im Auftrag der Kommunen "bereits mehrere Standorte in Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern erkundet und für den weiteren Ausbau festgelegt." Am 17. Juli hatte Vierle den Bürgermeistern den Mobilfunk-Messrucksack vorgestellt. Die drei Handys darin erfassen permanent die Netzverfügbarkeit und Signalqualität aller drei großen Anbieter und zeichnen sie auf.
Empfang messen per App
"Er fährt bei Dienstfahrten der Beschäftigten des Landkreises als ‘stiller Kollege' auf dem Beifahrersitz mit." So bekommen die drei Mobiltelefone ohne zusätzlichen Aufwand oder Kosten eine große Flächenabdeckung. Die gewonnenen Messdaten sind auf www.cellmapper.net dargestellt und für jeden einsehbar (siehe Infokasten).
Wer mit seinem Handy selbst Empfang messen und damit die Karte erweitern möchte, kann die App auf sein Android-Gerät herunterladen und bei Spaziergängen oder kurzen Fahrten anschalten. So könne jeder seinen Beitrag dazu leisten.
Der Rucksack liefert die praktisch erhobenen und sehr fein gegliederten Daten über die Empfangssituation, wie sie die Bevölkerung ebenso auf ihrem Handy empfängt. Denn die Netzkarten der Betreiber hätten ein gröberes Raster und seien sehr theoretisch. "Ich habe so eine konkrete Datenbasis, mit der ich arbeiten kann", sagt der Fachinformatiker. "Damit kann ich zu den Netzbetreibern gehen. So lassen sich Standorte für neue Funkzellen besser auswählen."
Große Unterschiede
Allgemein bezeichnet Vierle die Mobilfunkversorgung im Landkreis größtenteils gut bis sehr gut. Ob Handynutzer in der Region Empfang hätten, sei zum einen aber vom Gelände abhängig, in dem sie sich befinden, und ob sie von Gebäuden umgeben sind. Zum anderen sei es der Netzbetreiber. Zwischen denen sieht er große Qualitätsunterschiede. "Jeder kann sich auf der Karte ein Bild machen, wie die Versorgung am eigenen Wohnort ist und danach dann seinen Anbieter auswählen."