Der Mensch im Fokus
Autor: Christian Dijkstal
Bad Kissingen, Montag, 26. November 2012
Kunst fasziniert, wenn sie etwas zu sagen hat. So wie bei Romana Kochanowski und Alexander Ruppert.
"Es waren viele Besucher da", freut Romana Kochanowski sich. "Die Leute trauen sich, herein zu kommen." Das zu bewirken, war die Absicht von Kochanowski und ihrem Kollegen Alexander Ruppert, die am vergangenen Wochenende zur Atelierausstellung eingeladen hatten. Vor allem am Sonntag nutzten Fremde und Freunde, Kollegen, Kunstinteressierte und einfach Neugierige die Gelegenheit, zu schauen, was in den Ateliers der beiden Künstler in den vergangenen Monaten entstanden ist. Mancher verliebte sich in ein Kunstwerk und erwarb es spontan.
Menschen standen im Mittelpunkt der Arbeiten, die Kochanowski und Ruppert ausgestellt hatten. Wer beide Ateliers besuchte, der konnte die Ergebnisse zweier ganz verschiedener Möglichkeiten, sich dem Thema "Mensch" zu nähern, betrachten. Wer sich Zeit nahm konnte mit der Künstlerin beziehungsweise dem Künstler ins Gespräch kommen."In der Regel waren die Besucher rund eine Stunde hier", hat Alexander Ruppert beobachtet.
Schon 2011 gemeinsam
Kochanowski und Ruppert haben 2011 bereits gemeinsam ausgestellt und bemerkt, dass ihre Arbeiten, so unterschiedlich sie sind, doch gut zu einander passen; so beschlossen sie, auch gemeinsam und zeitgleich in ihre Ateliers einzuladen. Für den Betrachter eine interessante Sache. Zwei unterschiedliche Sichtweisen und zwei eigene Herangehensweisen konnte der nämlich vergleichen. Und er konnte beobachten, dass die Arbeiten viel über ihre Schöpfer verraten.
Alexander Ruppert hat sich stark mit der Situation auseinander gesetzt, in der Menschen leben. Seine Bilder und Collagen zeigen ein Stück Wirklichkeit; sie scheinen distanziert, manchmal verschlüsselt, nie aber unbeteiligt. Die Wahl des Materials -Zeitungsfetzen und -ausschnitte, Pappe, Holz, Draht und Kissen beispielsweise- spricht oft schon für sich. Seine stark graphische Anordnung und gelegentlich ins Bild eingefügte handschriftliche Kommentare formulieren auf eigene Weise die Aussage.
Denkanstöße
"Er hat mit seiner Kunst etwas zu sagen", meint Marion Schmittutz aus Bad Kissingen. Das kritische Beobachten des Künstlers gefällt ihr: "Denkanstöße" gebe das, wenn Ruppert, wie etwa beim "Kritischen Fetzen", zu dem eine Soldatenjacke, die im Afghanistankrieg zum Einsatz kam, mit Feuer und Blattgold verarbeitet wurde, "ein heikles Thema in Kunst gepackt" hat. "Es ist der Ausdruck, den er mit den Bildern rüberbringt, der fasziniert", sagt auch Toni Schick. Er hat den Werdegang des Künstlers seit gut zehn Jahren verfolgt. "Es ist alles sehr eigenwillig und experimentell. Und es entwickelt sich immer etwas."
Romana Kochanowski, die seit sechs Jahren in Bad Kissingen lebt und arbeitet, stellt den Menschen selber dar. Sie tut es in großen, kraftvollen Pinselstrichen; die ausdrucksstarken Figuren entstehen aus einer einzigen Bewegung. Und sie sind selber immer in Bewegung. Sehr körperlich sind ihre Bilder, und sie kommen meistens mit wenigen Farben aus. "Ich brauche nicht viele Farben; ich will nicht vom Thema ablenken", sagt Kochanowski.
Die ihr so wichtigen Kontraste schafft sie auf andere Weise: Mit kleinen, überraschenden Farbflächen, mit oft diffusem Spiel von Licht und Schatten oder durch flächige Hintergründe, aus denen klare Konturen hervortreten. Man sieht den Perspektiven an, dass die Malerin Kochanowski auch Fotografin ist. Gerade jüngere Besucher waren bei den großformatigen Bildern begeistert von der Kraft, die sie ausstrahlen. "Mutproben" ist das Thema einer Serie, die ganz neu entstanden ist. "Ich finde diese Berührung spannend", sagt Kochanowski. Sie sei so wichtig und fände zu wenig statt, meint die Künstlerin. Durch Liebe und durch Aggression könne sie motiviert sein; beides stellt sie dar. Ganz gefangen von diesen Bildern ist Klaus Schwarz. "Es ist sehr gute Kunst", sagt er. "Man meint, es wäre echt." Die Bilder, die verschiedene Formen der Berührung zeigen, faszinieren auch Gitte Ferley. Eine Zeichnung, die eine Umarmung zeigt, hat sie besonders angesprochen: die Geste, das Einander-Halten, das Zeichen der Zuneigung.
Weitere Bilder finden Sie unter
www.inFranken.de