Der "Lego- Kreisel"
Autor: Paul Ziegler
Bad Bocklet, Montag, 23. Mai 2016
Der Kreisverkehr zum Gewerbegebiet Mangelsfeld in Großenbrach ist umstritten - aber effektiv.
"Kreisel in Großenbrach?" Entgeistert schaut mich der Mann an. "Ja in Großenbrach, an der Abzweigung ins Gewerbegebiet Mangelsfeld", sag' ich. "Ach Sie meinen den Lego-Kreisel", antwortet mein Gegenüber. Ja, genau den. Der Mann ist vom Fach, arbeitet bei einer Straßenbaufirma, kennt sich aus. Aber von diesem Kreisel in Großenbrach hält er nicht viel.
Heftige Diskussionen
Er ist mit seiner Meinung nicht alleine. Auf Facebook gab es unlängst eine hitzige Diskussion mit zahlreichen Kommentaren zu diesem Thema. Nicht alle sind zitierfähig. Dass hier "ein neuer Verkehrsübungsplatz" entstanden sei, postete einer, ein anderer - selbst Lokalpolitiker, sprach von einem "Schildbürgerstreich, ein völlig unnötiger Kreisel".
Aber: Die Ziele sind erreicht
Vor gut fünf Wochen (14. April) wurde der Kreisel eingerichtet. Mit ihm wollte man verschiedene Ziele erreichen: Den Verkehr auf der Staatsstraße 2292 in den Ort Großenbrach hinein verlangsamen; außerdem soll der Kreisel dafür sorgen, dass das Ausfahren vom Gewerbegebiet Mangelsfeld auf die Staatsstraße leichter geht. Beides werde mit dem Kreisel sicherlich erreicht, das hat 2. Bürgermeister Andreas Sandwall so festgestellt. "Seit 14 Jahren", sagt er, "höre ich auf den Bürgerversammlungen in Großenbrach jedes Jahr die Klagen der Bürger, dass zu schnell in den Ort gefahren wird." Eine Geschwindigkeitsbegrenzung hat nicht viel gebracht. Wer von Kleinbrach kommt, bremst oftmals erst sehr spät.
Er ist ein Provisorium
Im Zuge der Erweiterung der Firma L&S ist man schließlich mit dem Staatlichen Bauamt Schweinfurt - zuständig für die Staatsstraßen - überein gekommen, hier einen Kreisverkehr als Provisorium für ein Jahr auszuprobieren. Matthias Wacker vom Staatlichen Bauamt hat angedeutet, dass man danach entscheiden will, ob aus dem Provisorium ein "echter Kreisel" wird. Aber solange muss man nicht warten, ist sich der Großteil der Facebook-Gemeinde sicher. Tenor: Weg damit. In Großenbrach selbst sieht man die Sachlage schon anders. Andreas Sandwall: "Wir hören kaum Klagen ... der Kreisel bedarf der Gewöhnung, aber zielführend ist, dass die Autofahrer ihre Geschwindigkeit reduzieren und langsamer in den Ort fahren".
Der Kreisel funktioniert
Das meint auch eine Sprecherin der Firma L&S, die sich bei den Kolleginnen und Kollegen umgehört hat. Deren Meinung über die Wirkung des Kreisverkehrs: Geringere Geschwindigkeit der Autos, leichteres Ausfahren auf die Staatsstraße, ein sichereres Überqueren der Fußgänger und Radfahrer, es sei viel sicherer als vorher geworden für diejenigen, die im Gewerbegebiet Mangelsfeld arbeiten oder einkaufen.Lothar Manger, der Verkehrsexperte der Polizeiinspektion Bad Kissingen, sieht durchaus "stichhaltige Argumente für den Kreisel". Die Verlangsamung des Verkehrs in Richtung Großenbrach natürlich und die sichere Ausfahrt aus dem Gewerbegebiet sind auch seine Argumente. Andererseits stellt er fest, dass der Kreisel "nicht als Kreisel wahrgenommen wird". Der Grund: Er ist zu klein - kaum bist du drin, bist du auch schon wieder raus. Deshalb ersparen sich die meisten Autofahrer zu blinken, wenn sie den Kreisel wieder verlassen. "Es ist ein Provisorium", stellt Lothar Manger mit allem Nachdruck fest. Bislang, bestätigte er auf Nachfrage ebenso wie 2. Bürgermeister Andreas Sandwall, ist noch kein Termin mit dem Staatlichen Bauamt festgelegt worden, um über die ersten Ergebnisse aus der Versuchsphase zu sprechen und das weitere Vorgehen festzulegen.