Der Landkreis Bad Kissingen fiebert mit
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Freitag, 10. Juni 2016
Wer die EM-Spiele nicht alleine daheim schauen möchte, hat dazu von Maßbach bis Hammelburg jede Menge Möglichkeiten.
Spätestens seit der WM 2006 gehört es zu jedem Fußball-Großereignis: Public Viewing, frei übersetzt Rudelgucken, ist auch zur EM 2016 im Landkreis angesagt: Zahlreiche Gaststätten, aber auch Sportvereine, Kirchengemeinden und Feuerwehren beteiligen sich. Sogar eine Bundes-Verordnung "über den Lärmschutz bei öffentlichen Fernsehdarbietungen im Freien über die Fußball-EM 2016" gibt es.
Sonderregelung für Lärmschutz
In der Verordnung werden die Lärmschutzverordnungen, die sonst nur für Sportanlagen gelten, aufs Public Viewing ausgedehnt. Zudem wird der Beginn der Nachtzeit im Sinne des Lärmschutzes bis zum Schlusspfiff hinausgeschoben. "Public-Viewing-Veranstaltungen müssen bei der jeweiligen Gemeinde angemeldet werden", berichtet das Landratsamt. Das gilt allerdings nicht fürs Fernsehgerät auf so genannten konzessionierten Flächen, also Gaststätten. Eine Umfrage bei allen 26 Kommunen im Landkreis hat ergeben, dass nur bei vier Gemeindeverwaltungen offiziell Veranstaltungen angemeldet wurden: In Hammelburg, Nüdlingen, Oerlenbach und bei der VG Maßbach. Das "EM-Studio" öffnet morgen zum Deutschland-Spiel im Oerlenbacher Sportheim. In Nüdlingen zeigt die Feuerwehr alle Deutschland-Spiele sowie alle Spiele ab dem Achtelfinale in ihrer Fahrzeughalle.
Zum "größten EM-Public-Viewing der Region" lädt der Bad Kissinger Stadtstrand. "Wir lassen auf unserer acht Quadratmeter großen Leinwand alle EM-Spiele laufen, aber vertont werden vorerst nur die Spiele mit deutscher Beteiligung", sagt Organisator Andreas Lampert. Ab wann der Ton bei allen Speilen angeschaltet wird, sei noch nicht entscheiden: "Wir schauen mal, wie sich das entwickelt."
Bildschirme in der Innenstadt
Auf dem Stadtstrand steht die Leinwand, die vor zwei Jahren noch im Café "Salinenblick" stand. Dort wird es heuer kein Public Viewing geben. "Wir sind seit 1998 die älteste Fan-Meile in Bad Kissingen", freut sich Emmanuel Papadopoulos von "Emmanuels Bar und Restaurant" in der Grabengasse, während er seinen Bildschirm mit 1,65 Meter Diagonale aufbaut. Auch zahlreiche andere Gaststätten in der Innenstadt haben sich bereits vorbereitet. Zudem ist das Sportheim des FC 06 Bad Kissingen zu allen Spielen der deutschen Elf geöffnet.Damit die EM dem Hammelburger Jubiläumsstadtfest nicht in die Quere kommt, haben die Organisatoren vorgesorgt: Das erste Spiel der deutschen Mannschaft ist morgen auf einer Großleinwand auf dem Marktplatz zu sehen. So können die Besucher die Stimmung in der Altstadt lange genießen und am Abend ruhig noch auf dem Marktplatz sitzen bleiben.
Wasserhaus ja, Pfarrzentrum nein
Alle Spiele der deutschen Mannschaft sowie die Halbfinalpartien und das Finale sind wie gewohnt im Hammelburger Wasserhaus zu sehen. Einlass ist jeweils eine halbe Stunde vor Spielbeginn. Die katholische Pfarrgemeinde bot bei vergangenen Meisterschaften ebenfalls Public Viewing an. Doch diesmal ist keine Übertragung im Hammelburger Pfarrzentrum geplant.In Münnerstadt wird es nach dem bisherigen Sachstand kein Public Viewing geben, auch nicht in der evangelischen Kirche. Dabei hatte Pfarrer Joachim Pennig durchaus vorgehabt, die Spiele zu übertragen, aber: "Das ist zu teuer, das können wir uns nicht leisten", schimpft er über die Gebühren, und: "Das ist eine Sauerei." Die hohen Gebühren gaben auch beim TSV Münnerstadt den Ausschlag: "Wir machen nichts", sagt Gert Zeitler, nachdem der Vorstand noch einmal über das Thema beraten hat.
"Wir möchten als Kirche präsent sein, deswegen machen wir es", erklärt Artur Schneider, Vertrauensmann der evangelischen Kirchengemeinde Maßbach. Ausschließlich Spiele mit deutscher Beteiligung werden in der Pfarrscheune übertragen. Im Idealfall können die Besucher des Gemeindefestes am 10. Juli das Endspiel auf Großleinwand sehen. "So war es auch bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren", sagt Schneider. Das würde er gerne erneut erleben.
Handballer überlegen noch
Der TSV Rannungen hat Public Viewing bei der VG angemeldet. Laut Facebook sind zunächst die Spiele der deutschen Elf in der Mehrzweckhalle zu sehen. Im Staatsbad Bad Brückenau können Besucher des "Castello Belvedere " die Spiele anschauen. Die Handballer vom FC überlegen noch: "In der Vorrunde sicher nicht, das schaffen wir personell nicht", sagt Organisator Dirk Stumpe. Bei der Fußball-WM vor zwei Jahren war jedenfalls "die Hölle los". Maximal 300 Zuschauer darf der FC in die Halle lassen, nicht kommerziell versteht sich. Die Ausnahmegenehmigung vom Landratsamt werde derzeit eingeholt.
Ansonsten sieht es im Altlandkreis Bad Brückenau recht mau aus. "Nach Auskunft unseres Gewerbeamtes liegt bis zum heutigen Tage keine Anzeige auf eine Public-Viewing-Veranstaltung vor", sagt Geschäftsleiter Michael Worschech von der Stadt Bad Brückenau. Auch das "Dorint" passt heuer. "Durch unsere Baustelle werden wir dieses Jahr kein Public Viewing anbieten. Leider", sagt Veranstaltungsleiter Matthias Grief.
Viele Vereine überlegen noch oder bieten ihre Veranstaltungen vorerst nur intern an. Das dürfte sich dann ändern, wenn die deutsche Elf weit kommt ...