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Der Kurwart ist immer nah am Gast


Autor: Thomas Mäuser

Bad Kissingen, Montag, 20. Mai 2013

Kevin Voll ist Kurwart und Veranstaltungs- techniker. Ihm macht der abwechslungsreiche Beruf Spaß.
Kurwart Kevin Voll kontrolliert vor dem Konzert in der Wandelhalle die Kurkarten. Fotos: Mäuser


Arbeitsalltag gibt es für Kevin Voll nicht. Der 23-Jährige ist Kurwart, und das bedeutet Abwechslung. Sein ursprünglicher Berufswunsch war das allerdings nicht, er ist Quereinsteiger. Doch wenn man ihn fragt, ob ihm sein Job Spaß mach, kommt das "Ja" wie aus der Pistole geschossen. Gerade, weil es den typischen Arbeitsalltag nicht gibt.

2007 hat Kevin Voll seine Ausbildung bei der Staatsbad GmbH begonnen.

Nicht als Kurwart, sondern als Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Doch als er ausgelernt hatte, war hausintern keine Stelle frei. "Da wurde mir angeboten, Kurwart in Zusammenhang mit Veranstaltungstechnik zu machen", sagt der junge Mann. Er hat damals schon überlegen müssen, doch nach Gesprächen mit seinen Kollegen in spe hat er sich entschlossen: "Das mach' ich."


Karten-Kontrolle

Gerade steht er mit Blazer und Krawatte in der Brunnenhalle, das Kurkonzert beginnt in Kürze. Kevin Voll kontrolliert Kur karten. Nur ein kleiner Bereich im großen Arbeitsspektrum eines Kurwartes.

Kevin Voll und seine sieben Kollegen bei der Bad Kissinger Staatsbad GmbH sind vor allem "nah am Gast". "Sie sind der verlängerte Arm der verantwortlichen Abteilungsleiter", sagt Volls unmittelbarer Chef Hubert Kirchner. Das bedeutet, Präsenz zu zeigen. Im Kurgarten, in der Wandelhalle, im Lesesaal, Ansprechpartner vor Ort zu sein. Die Kurwarte müssen Bad Kissingen und seine Historie bestens kennen, jede gewünschte Auskunft geben können. Sie müssen aber auch darauf achten, dass niemand durch den Kurgarten radelt, Hunde draußen bleiben.


Kontakt mit den Menschen

"Man lernt die Menschen kennen, kriegt einen Blick dafür", sagt Kevin Voll. Und er hat auch feststellen müssen, dass es manchmal schwer fällt, höflich zu bleiben. Doch er weiß auch: "Die meisten Menschen sind nett." Jene Kurgäste, die sich freuen, wenn sie ihn sehen, ihn auch mal in ein Gespräch verwickeln oder sogar Schokolade mitbringen.

"Kurwarte haben eine lange Tradition", sagt Kurdirektor Frank Oette, "Kernaufgabe ist der Service am Gast." Und das gehe mit eigenem Personal besser als mit Leuten von außerhalb. Deshalb hält Bad Kissingen an den Kurwarten fest. Nur zu Spitzenzeiten, wenn drei, vier Veranstaltungen gleichzeitig laufen, dann ist das mit acht Leuten nicht mehr zu schaffen. Dann bedient sich die Staatsbad GmbH bei Fremdfirmen.

Dann müssen auch die Kurwarte verschärft ran: Bühne auf- und abbauen, Stühle stellen, Parkett im Regentenbau bohnern. Die meisten Kurwarte haben eine handwerkliche Ausbildung, die vor allem außerhalb der Saison gefragt ist. Dann reicht das Arbeitsspektrum bis hin zum Polstern von Stühlen.


Licht für den Großen Saal

Nach dem Kurkonzert hat Kevin Voll seine "Uniform" abgelegt, Zivil angezogen. Jetzt ist der Veranstaltungstechniker gefragt. Im Großen Saal des Regentenbaus müssen Scheinwerfer für die Abendveranstaltung der Sachs-Franken-Classic ausgerichtet werden. Kevin Voll ist bei großen Veranstaltungen unter anderem zuständig für für Beleuchtung und Beschallung. "Die Technik macht mir mehr Spaß", sagt er, "aber der Kontakt mit dem Gast würde mir fehlen." Und: Oft sieht der Kurwart etwas, was der Techniker nicht gesehen hätte, und umgekehrt.
Kontakte ganz anderer Art hat der 23-Jährige bei Großveranstaltungen. Wieder in Sakko und Krawatte kommt er auch in Kontakt zu den Künstlern, zeigt ihnen zum Beispiel ihre Garderobe. Manche Künstler sind nett, manche etwas nervig. Dann darf man sich nichts anmerken lassen und besorgt mitten in der Nacht noch den gewünschten Obstkorb.


Thema Arbeitszeit

Nachts, das bedeutet: Kurwarte haben keine alltäglichen Arbeitszeiten. Beim Rosenball muss man bis 3 Uhr das sein, während des Kissinger Sommer muss nachts oft umgebaut werden. Der Aufseherdienst wiederum beginnt morgens um 6 Uhr mit dem Aufschließen der Wandelhalle und dem Besorgen der Zeitungen für den Lesesaal. An mindestens zwei Wochenenden im Monat ist Dienst. Auf Überstunden läuft das aber nicht hinaus, "es gleicht sich aus", sagt Kevin Voll.

"Der Gast wird so bedient, wie er es erwarten kann", sagt Hubert Kirchner. Und er erwähnt ein paar Eigenschaften, die unabdingbar zum Berufsbild des Kurwartes gehören: Kompetenz, Freundlichkeit, gepflegtes Äußeres, Kommunikations- und Teamfähigkeit.

Kevin Voll gefällt sein Job nach wie vor. Hier kann er viele Erfahrungen sammeln - und Fluchtgedanken hegt er aktuell nicht.