Der Krieg ist zurück in den Köpfen
Autor: Ellen Mützel
Bad Kissingen, Freitag, 22. April 2022
Täglich erreichen uns Nachrichten aus der Ukraine. Seniorinnen und Senioren erinnert das an längst vergangene Zeiten. Wie die Pflegeheime damit umgehen.
Das Geschehen in der Ukraine, die Not der Menschen, Flucht, Nachrichten über Panzer und Waffen - all das weckt Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg. Viele der älteren Einwohner des Landkreises haben ihn hautnah miterlebt und sehen nun Bilder, die sie an ihre Kindheit oder Jugend erinnern.
Manche wurden vertrieben, fast alle mussten sich mal vor Bomben im Keller verstecken, viele kennen den Anblick von zerbombten Städten. Die Redaktion hat sich in den Seniorenheimen des Kreises umgehört: Wie äußert sich das, wie geht das Personal damit um?
Seniorinnen und Senioren reagieren unterschiedlich
Jürgen Schmidbauer leitet den Betreuungsbereich des Seniorenheims Dr. Maria Probst in Hammelburg. Er und sein Personal haben viel persönlichen Kontakt mit den Seniorinnen und Senioren: Sie leiten gemeinsame Aktivitäten an. Aus seiner Erfahrung wird der Krieg bei den Bewohnerinnen und Bewohnern sehr unterschiedlich wahrgenommen: "Die einen erzählen viel von der Kindheit, manche äußern sich aber auch gar nicht dazu."
Am Anfang sehr betroffen
Gabriele Eck aus der Betreuung des Münnerstädter Seniorenzentrums St. Elisabeth bemerkte, dass die Seniorinnen und Senioren vor allem am Anfang sehr betroffen gewesen seien. Sie hätten sich Sorgen gemacht, viele hätten ja den Krieg miterlebt. Das sei mittlerweile aber wieder etwas abgeflacht.
Eine Betreuungskraft aus dem Beschäftigungsangebot des Haus St. Gertrudis in Bad Kissingen sagt: "Es ist so, dass wir zu Kriegsbeginn dazu angehalten wurden, das Thema nicht ständig zu thematisieren. Man befürchtete, dass die Menschen zu sehr daran erinnert werden."
Krieg ist nicht so Thema wie Pandemie
Präsent ist das Thema trotzdem: "Es kommen schon Fragen, es geht um die armen Leute im Krieg und wie es ihnen damals ging." Die Seniorinnen und Senioren sprächen jedoch nicht so viel miteinander über den Krieg in der Ukraine, wie sie das erwartet hatte.
"Es ist wohl eher so, dass man das nicht wieder hervorholen möchte." Es seien ja durchwegs negative Erlebnisse gewesen, die sie gemacht hatten. "Es ist schon ein Thema, aber nicht dominierend wie die Pandemie zum Beispiel."