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Der Geist im Schnapsglas


Autor: Gerd Schaar

Hammelburg, Sonntag, 23. Juni 2013

Wolfgang Fella pflegt hat einen Familienbetrieb übernommen. Beim Obst- und Kornbrennen ist er auf frische Produkte aus der Region angewiesen.
Wolfgang Fella aus Hammelburg steht hinter der Familientradition des Schnapsbrennens.


"Das Schnapsbrennen ist bei uns Familientradition", sagt Wolfgang Fella. Nach dem Tod seines Vaters Hans hatte er 1977 den Betrieb übernommen. Über seine Schulter lässt sich der Obst- und Kornbrenner gern schauen. Zusammen mit Ehefrau Ingrid betreibt er einen Bauernladen, wo neben heimischen Lebensmitteln Fellas Schnäpse und Liköre direkt vermarktet werden.

"Edel und fränkisch sind meine Produkte", sagt er.

Wolfgang Fella legt großen Wert auf die hohe Qualität des einheimischen Obstes und Getreides, denen seine Brände den Geist entlockt haben. "Dann kommt der Kunde auch gerne wieder", hat er festgestellt.

Aus eigener Ernte

Streuobst aus eigener Ernte ist angesagt: "Da weiß man, was man tut", meint Fella. Darunter sind alte Apfelsorten wie zum Beispiel Plenheim, Boskoop oder Jakob-Fischer. Auch Zwetschgen, Birnen, Mirabellen, Kirschen, Quitten und Himbeeren landen in Fellas Maischbottichen. Nach der Gärung wird im Brennerofen destilliert. "Die Maische muss gut gelingen, das Obst muss gesund sein und der Zeitpunkt zum Brennen muss optimal bestimmt werden", beschreibt Fella sein Handwerk.

Freilich komme es auch darauf an, beim Brennen den Mittellauf richtig zu wählen. Denn weder der Vorlauf zu Beginn des Brennvorgangs noch der Nachlauf gegen Ende seien eine Gaumenfreude. Aus diesen "Abfällen" des Davor und Danach wird später in der Verschlussbrennerei 96,3-prozentiger Industrie-Alkohol für die Verwendung durch die Bundesmonopol-Verwaltung gebrannt. Die trinkbaren Brände und Geiste aber werden auf etwa 40 Prozent Alkoholgehalt mit weichem Wasser gemischt. Lediglich bei etwa 17 Prozent liegen die süßen Liköre. Die Geschmackrichtung Haselnuss sei zurzeit besonders beim jüngeren Publikum der Renner, verrät Fella.

"Ich stelle mich regelmäßig dem Fachurteil des Fränkischen Brennerverbandes, wenn es um die Qualität meiner Schnäpse geht", erklärt Fella. Als Direktvermarkter könne es ihn passieren, dass die Früchte in schlechten Erntejahren rar werden oder dass besonders nachgefragte Schnäpse ausverkauft seien. "Das ist halt der Unterschied zu den Supermärkten", meint er.

In der Stadt Hammelburg besäßen bestimmt noch 27 Familien das alte Brennrecht, schätzt Fella. Mit den zugehörigen Ortsteilen zusammen seien es schätzungsweise 150. "Viele Rechtler brennen nur alle paar Jahre für den Eigenbedarf, um ihr Brennrecht zu behalten", ist Fella überzeugt. Denn nach zehn Jahren ohne Brennen ist das alte Brennrecht hin.

Alljährlich öffnet sich Fellas Bauernhof in der Frobenius-Straße 10 für das Publikum zu den Frühjahrs- und Herbstmärkten, zum Höflesfest und zum Weihnachtsmarkt. Auch gibt es nach vorheriger Anmeldung Führungen durch Fellas Brennereianlage mit Probierverkostungen. Sein Sohn Tobias und seine Geschwister helfen an solchen Besuchstagen bei der Bewirtung mit.