Druckartikel: Der fünfte Zeltplatz ist endgültig vom Tisch

Der fünfte Zeltplatz ist endgültig vom Tisch


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Sonntag, 10. Januar 2016

Zwei Jahrzehnte lang hat der Landkreis nach einem Standort für einen fünften Zeltplatz gesucht. Sogar ein Grundstück war schon gekauft. Nun ist das Thema endgültig abgehakt.
Zelten bleibt im Trend, auch wenn Betreuer wie (von links) Benedikt Schmitz-Rode, Jörg Wiedenhoff und Marc Backmerhoff dabei ins Schwitzen kommen.  Foto: Archiv/Malz


Seit Mitte der 1990er Jahre war gesucht worden, Ende 2013 war sogar ein offizieller Spatenstich, nun wird das Thema endgültig beerdigt: "Es wird keinen neuen Versuch geben", sagt Landrat Thomas Bold (CSU) und beendet damit offiziell die Suche nach dem Standort für einen fünften Jugend-Zeltplatz im Landkreis. Diese Entscheidung unterstützt auch Kreis-Jugendpfleger Karl Englert: "Wir sollten das Geld lieber in die bestehenden Plätze stecken", betont er und verweist auf

den demographischen Wandel: Die vier Zeltplätze seien zwar noch gut ausgelastet, aber der Bedarf gehe eher zurück.


Unterhaltskosten sind gedeckt

In den 1980er Jahren entstanden vier Zeltplätze im Landkreis. Rund 90 000 Euro setzt das Jugendamt auf allen Plätzen zusammen jedes Jahr um. "Es rechnet sich wirtschaftlich ganz gut", verweist Englert darauf, dass die Einnahmen den laufenden Unterhalt decken. Allerdings macht er eine Einschränkung: "Die Investitionen darf man natürlich nicht einrechnen, das können wir auf den Zeltplätzen nicht erwirtschaften."
Weil die vier Zeltplätze so gut ausgelastet waren, dass nicht alle Gruppen zum Zuge kamen, entstand Mitte der 1990er Jahre die Idee, einen fünften zu bauen. Festgelegt wurde damals, dass der Platz im Zuständigkeitsbereich der Gemeinde Wildflecken entstehen soll. Nach jahrelangen Bemühungen einigten sich die Kommune und der Landkreis 2012 endlich auf einen Standort im ehemaligen Standortübungsplatz bei Oberwildflecken. Der Landkreis verhandelte mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) und kaufte eine Teilfläche von 39 100 Quadratmeter. Zum Kaufpreis macht der Kreis keine Angaben.


80 000 Euro investiert

Insgesamt sind in das Projekt laut Landkreis rund 80 000 Euro geflossen, neben Kauf und Planung auch in erste Bauarbeiten: Ende 2013 war offizieller Spatenstich, im März 2014 wurden dann Munitionsreste gefunden, was zum sofortigen Baustopp führte: Der Kreistag hielt eine Nutzung als Jugendzeltplatz für nicht mehr vertretbar.
Es handle sich jedoch nicht um Altlasten, betont Melanie Hofmann, Pressesprecherin des Landratsamtes: Die Gewehrmunitionshülsen stellten keinen Mangel dar, weil die militärische Vornutzung bekannt war. "Deshalb ist ein Rücktritt vom Kaufvertrag oder eine Kaufpreisminderung nicht möglich", betont Hofmann, und: "Der Landkreis Bad Kissingen möchte das Grundstück nun wieder verkaufen. Zur Zeit verhandeln wir mit einem Kaufinteressenten."


Keine Initiative des Landrates

Mit dem Jahreswechsel ist nun auch die Leader-Förderung endgültig verfallen. Laut Landrat Bold war deshalb auch kein Beschluss des Kreistages gegen den fünften Zeltplatz notwendig: Ohne Zuschuss ist das alte Projekt gestorben, einen neuen Vorschlag werde er nicht vorlegen.
"Wir hätten natürlich gerne einen Zeltplatz gehabt, aber die Suche war erfolglos", kommentiert der Wildfleckener Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) die jahrelange Suche. In Oberbach sei er eigentlich mit Grundstückseigentümern und Anwohnern einig gewesen, aber die Verbände hätten den Standort nicht akzeptiert. Auch ein letzter Versuch im vergangenen Sommer scheiterte: "Da hat der Eigentümer nicht mitgemacht." Interesse am Grundstück des Kreises habe der Markt Wildflecken nicht: "Wir haben dort oben keinen Bedarf."
"Ich finde es gut, dass der Landkreis in die bestehenden Anlagen investiert", scheint der scheidende Kreis-Jugendpfleger Karl Englert sogar erleichtert über die Entwicklung: Rund 120 000 Euro wurden alleine in den Platz am Totnansberg investiert. Das wichtigste Projekt war dabei ein Stromanschluss: "Heute muss sich ein Kind einfach die Haare föhnen können", verweist Englert auf die Anforderungen an einen Zeltplatz. Ansonsten habe aber gerade der Totnansberg eine ganz besondere Lage: "Dort wird es nachts noch wirklich dunkel, und man hört kein einziges Auto." Deshalb sprach sich Englert auch gegen den Ausbau der Zufahrt zum Totnansberg aus.

Bestand Der Landkreis hat vier Zeltplätze: Oberhalb von Schloss Saaleck bei Hammelburg ist 1983 ein 12 000 Quadratmeter großer Platz entstanden, der bis zu 140 Personen fasst. Mitten im Wald bei Stangenroth befindet sich der Zeltplatz Totnansberg mit 6000 Quadratmetern und für bis zu 80 Camper. 20 000 Quadratmeter umfasst der Jugendzeltplatz am Farnsberg bei Riedenberg mit möblierten Hütten für 92 Personen plus Zeltfläche für 100 Camper. Die Anlage An der Zent (Münnerstadt) bietet auf 9000 Quadratmetern Raum für 120 Camper.

Bedarf Im ehemaligen Standortübungsplatz bei Oberwildflecken sollten 80 Übernachtungsplätze sowie ein eingeschossiges Sanitär- und Versorgungsgebäude mit Aufenthaltsraum entstehen. Auf dem Gelände waren zudem eine Spiel- und Sportfläche sowie ein naturnaher Bereich geplant, der vor allem für Bildungsangebote genutzt werden sollte. Gerechnet wurde mit 5000 Übernachtungen im Jahr.

Kosten Das Projekt war auf 470 000 Euro veranschlagt. Rund 200 000 Euro wären aus dem Leader-Programm der Europäischen Union geflossen. Den Rest wollten sich die Landkreise Bad Kissingen (250 000 Euro) und Rhön-Grabfeld (20 000 Euro) teilen.