Der Abschied ist kein Ende
Autor: Robert Huger
Ebenhausen, Dienstag, 14. April 2015
Nach 34 Jahren gehen Elisabeth und Max Karch von der gleichnamigen Bäckerei in Rente. Ihr Sohn hat neue Pläne für den Betrieb. In einigen Wochen soll das Geschäft neu eröffnen. Bis dahin muss der Sohn die geheimen Familienrezepte lernen.
Ein Mann kommt zur Tür der Bäckerei herein. Ohne zu fragen, stellt Elisabeth Karch eine Auswahl an Gebäck für ihn zusammen. Vielen ihrer Kunden sieht sie an der Nasenspitze an, was sie zum Frühstück mitnehmen. Kein Wunder - schließlich arbeitet Elisabeth Karch seit 1981 als Verkäuferin im Laden und kennt fast jeden Kunden. "Der persönliche Kontakt ist am schönsten", sagt sie. Das wird sie am meisten an ihrer Arbeit vermissen.
Aus Altersgründen werden sie und ihr Mann die Arbeit aufgeben.
Ihr Sohn wird das Geschäft übernehmen. Allerdings wird er es nicht als reine Bäckerei fortführen. Was genau geplant ist, darf noch nicht verraten werden. Eines steht aber fest: Backwaren stehen weiterhin im Angebot.
Neueröffnung im Sommer
Die Renovierung soll zügig von statten gehen. In zehn Wochen soll das Geschäft wieder öffnen. Schon einen Tag nach der Schließung beginnen die ersten Entrümpelungsarbeiten. "Alles kommt raus", sagt Elisabeth Karch. Viele der Arbeitsgeräte sind immerhin schon 34 Jahre im Dienst. Funktioniert haben sie stets tadellos. Für den den Neuanfang sind die dennoch nicht mehr zu gebrauchen.
Die alten Rezepte werden hingegen nicht ausrangiert. Die gut gehüteten Familienrezepte muss der Sohn von seinen Eltern erlernen, bevor er den Betrieb wieder aufnimmt. Dürrplätz, Bierstangen und nassgelaibte Brote sind Ebenhausener Spezialitäten und sehr beliebt bei den Kunden.
Lieferservice soll erhalten bleiben
Bisher gab es bei der Bäckerei Karch einen speziellen Service. Brote, Brötchen und manchmal zusätzlich Fleisch- und Wurstwaren wurden direkt zum Kunden geliefert. Ein Angebot, das hauptsächlich eine Hilfe für ältere Menschen ist. "Das tut mir leid für diese Menschen", klagt Elisabeth Karch. Es sei wie ein Ehrenamt gewesen. Tatsächlich wurde für diesen Service kein Aufpreis erhoben.
Diese Dienstleistung soll es im neuen Betrieb auch geben. In den nächsten Wochen müssen die Ebenhausener und auswärtige Kunden vorübergehend auf andere Dörfer ausweichen. Die nächsten Bäckereien befinden sich in Oerlenbach, Poppenhausen, Rams thal und Eltingshausen.
Abschied ohne Wehmut
Die Aussicht auf den Ruhestand gefällt Elisabeth Karch und ihrem Mann ziemlich gut. "Der Abschied fällt nicht schwer", sagt Max Karch. Der 76-Jährige hätte ohnehin längst in Rente gehen können. Jeden Morgen stand er schon ab zwei Uhr morgens in der Backstube.
Wirklich wehmütig ist seine Frau eigentlich auch nicht. "Weil es kein Schlussstrich ist", begründet Elisabeth Karch. Zum einen übernimmt der Sohn den Betrieb, und zum anderen wird sie weiter aushelfen. "Wenn ich gebraucht werde, bin ich da", verspricht sie.
Die neugewonnene Freizeit wollen die beiden Rentner erst einmal für gemeinsame Urlaubsfahrten nutzen. "In den vergangenen Jahren gab es nur ganz kurze Urlaube", erzählt Elisabeth Karch. Das soll sich nun ändern. Zunächst wollen sie sich im Allgäu und im Bayerischen Wald erholen. Danach geht es mit einem Kreuzfahrtschiff in Richtung Dubai.
Die Brote der Bäckerei waren schon vor den beiden auf Reisen. Nach Köln, in die Schweiz und bis nach Ägypten und Amerika haben es ihre Backwaren geschafft. Ausgewanderte Ebenhausener wollten auch in der Ferne nicht auf ein zünftiges Brot verzichten und ließen es sich kurzerhand zusenden.