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Deftiges beim "Eisernen Kanzler"


Autor: Peter Rauch

Bad Kissingen, Sonntag, 31. August 2014

Bei einem Frühstück wie zu Bismarcks Zeiten las Sigismund von Dobschütz in berichten von Zeitgenossen des Politikers. Auch Teilnehmer aus Bad Kissingen haben noch etwas gelernt.
Während Sigismund von Dobschütz den Menschen und Kurgast Otto von Bismarck vorstellte, servierte Birgit Merkl vom Kulturreferat der Stadt das Frühstück. Foto: Peter Rauch


Zum Frühstück bei Otto von Bismarck hatten Stadt und Kulturreferat in die Orangerie der Oberen Saline eingeladen. Zum reichhaltigen Champagnerfrühstück, wie es der "Eiserne Kanzler" in seinen letzten Lebensjahren gern genoß, sprach Moderator Sigismund von Dobschütz über den "ollen Bismarck", wie er vom gemeinen Volk oft tituliert wurde.
Sigismund von Dobschütz war daran gelegen, weniger den Politiker als den Menschen und Kurgast Otto von Bismarck vorzustellen. Dazu zitierte er Beiträge von Zeitgenossen, die Bismarcks Aufenthalte in der Oberen Saline miterlebt hatten.
Als Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen 1815 in Schönhausen (Elbe-Havel-Land) geboren, kam er 1874 erstmals nach Bad Kissingen. Nicht unerwähnt ließ von Dobschütz diese erste Begegnung des Reichskanzlers mit dem Kurort, wurde doch ein Attentat auf ihn verübt, bei dem Bismarck leicht an der Hand verletzt wurde.
Der Attentäter, der auf Bismarck mit einem Revolver geschossen hatte, verletzte durch einen Biss in die Hand einen Schauspieler, der ihn von weiterem Tun abhalten wollte. Noch Jahre später war dieser fast stolz auf seine "Bissmarke" die er jedem und allen mit der authentisch erzählten Geschichte präsentierte.

15 mal zur Kur

Bismarck, der sich lange gegen den Rat seines Leibarztes Schweninger sträubte, "wegen tödlicher Langeweile" eine weitere Kur in Bad Kissingen anzutreten, kam dann doch nach einer fast zweijährigen Pause wieder, um dann insgesamt 15 mal hier zu kuren. Nachdem er durch seine Kissinger Kur sein Gewicht von 128 auf 90 Kilo reduziert hatte, ließ sich der damalige Reichskanzler sogar zu dem bedeutenden Spruch hinreißen: "Nebst Gott verdanke ich mein gutes Befinden und meine Gesundheit meinem Leibarzt Schweninger und Bad Kissingen".
In der Tat taten die Kissinger viel für den ersten Kanzler des Deutschen Reiches. Zuerst musste jedoch eine passable Unterkunft für den Staatsmann und einen Teil seiner mitreisenden Beamten gefunden werden.
Etliche Kissinger Hotels schieden aus verschiedensten Gründen aus und so kam man auf die Obere Saline "in dem Örtchen Hausen, gut eine Fußstunde von Bad Kissingen entfernt und mit der offenen Pferdekutsche, die Bismarck bevorzugte, eine knappe halbe Stunde weit weg".

Wie ein Schießhund bewacht

Der kleine Polizeiposten, der sich damals in dem schloßartigen Gebäude befand, wurde vor Kurantritt still und heimlich erweitert, durch die Saaleauen ein Fahrweg angelegt, und selbst eine hölzerne Brücke entstand in kürzester Zeit für Otto Graf von Bismarck. Der monierte zwar weiterhin, "dass hier keine Katze zu sehen ist" und er nun dennoch wie ein Schießhund bewacht würde.
Zwischen Bismarcks einzelnen Kuraufenthalten in Bad Kissingen, die Sigismund von Dobschütz in vier Episoden gliederte, ließ er immer so viel Zeit, dass die über 30 zahlenden Gäste dem aufgebauten Frühstücksbüffet fröhnen konnten. Ganz wie zu Bismarcks Zeiten bestand dies aus deftigen Häppchen mit Fisch, Fleisch, Käse und Wurst und natürlich Kaffee, zu dem edler Champagner gereicht wurde.
Nach dem Frühstück hatten die Gäste die Möglichkeit, das Bismarckmuseum zu besuchen. Immerhin existiert dort die einzige noch original eingerichtete Wohnung des "Eisernen Kanzlers".