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David Garrett nur noch als Hörgenuss


Autor: Werner Vogel

Bad Kissingen, Mittwoch, 09. April 2014

Der Vorverkauf für das Festival in Bad Kissingen läuft gut. Das Konzert mit David Garrett ist ausverkauft. Hoffnung kann sich nur noch machen, wer den Star nicht sehen will.
David Garrett kommt wieder zum "Kissinger Sommer" - nicht nur, weil er hier mit neun Jahren seine Karriere startete, sondern auch, weil das Festival anders ist als andere.  Foto: Ahnert/Archiv


Bad Kissingen — Ja, es wird schon wieder über den Sommer gesprochen und das ist ein gutes Zeichen. Denn wenn in der Stadt über den Sommer gesprochen wird, dann ist der "Kissinger Sommer" gemeint, der kulturelle Höhepunkt des Jahres, mit dem die Kurstadt in der ersten Reihe der internationalen Musikfestivals spielt. Oberbürgermeister Kay Blankenburg und glaubt die Spannung zu spüren und erlebt die Vorfreude auf die insgesamt 50 klassischen Konzerte.


"Der Vorverkauf läuft gut, etwa 50 Prozent der Plätze sind bereits verkauft und das liegt etwa auf dem guten Vorjahresniveau", meint Thomas Lutz vom Organisationsbüro, "Zunehmend wird immer kurzfristiger gebucht. Eine Erfahrung die alle großen Veranstalter machen." Die Mitglieder des Fördervereins, größter Sponsor des "Sommers", nutzten ihre Chance, früher als das Publikum Karten zu ordern, aber es gibt genügend Tickets für den freien Verkauf, versichert Lutz.
"Auch das unterscheidet uns von andern Festivals und ist zum Beispiel ein nicht zu unterschätzender Grund für David Garrett, einen der Weltstars auf den sich Bad Kissingen wieder freuen darf". Intendantin Kari Kahl- Wolfsjäger erinnert an seinen besonderen Bezug zum Festival seit er -neun Jahre alt- nicht nur mit Geige, sondern auch mit einem großen Plüschkrokodil im Gepäck anreiste."Er achtet auf solche Details, legt Wert darauf, dass junges Publikum einbezogen wird und die Karten nicht zu teuer sind. Das ist einer der Gründe, warum er wieder zu uns kommt".
"Das gibt es nirgendwo auf der Welt", meint sie überzeugt, "dass Jugendliche für drei Euro an der Abendkasse hochkarätige Konzerte erleben können". Viele der jungen Künstler, die sich in unseren Sälen einem kleineren Publikum vorstellen konnten, kommen als Weltstars in den Max Littmann Saal wieder.
Wie eben ein David Garrett, dessen Klassiksoiree mit der Tschechischen Philharmonie -natürlich, möchte man meinen- schnell ausverkauft war. Erna Buscham, vom Kartenservice macht indes den Fans des Stars noch ein wenig Hoffnung: "Es gibt noch einige Plätze mit eingeschränkter Sicht und auch 30 Hörplätze im grünen Saal".

Bekannte Namen und Werke ziehen

Auf Platz zwei des Vorverkaufs rangiert der Münchner Galaabend am 27. Juni mit Christoph Eschenbach am Pult der Münchner Philharmoniker. Das vormalige Kissinger Kurorchester bringt u.a. die "Pastorale" und begleitet die aufstrebende Violinistin Iskandar Widjaja mit Mozarts G-Dur Violinkonzert. "Topstars und bekannte Werke ziehen halt immer", stellt die Intendantin fest.
Das gilt auch am 20. Juni für die Pianistin Helene Grimauld, die Ravels Klavierkonzert interpretiert und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Smetanas Moldau fließen lässt. Auf der Erfolgshitparade belegen die jungen Opernsänger der Scala Accademie aus Mailand mit Lawrence Forster, am 28. Juni, Beethovens Neunte unter Enoch zu Guttenberg am 2.Juli und die Bamberger Symphoniker mit Beethoven und Jean-Yves Thibaudet mit Griegs Klavierkonzert am 11.Juli die nächsten Plätze. Das Festival zeichnet sich wieder durch eine Mischung als unterschiedlichsten Musikrichtungen aus. OB Blankenburg stellt fest: "Das ist eben der Unterschied. Wir machen keine Konzertreihe, der Kissinger Sommer ist ein echtes vielseitiges Musikfestival".
Da leuchten die Augen der Intendantin, "das ist uns gelungen, das wollen wir bleiben" und verweist auf die russischen hochbegabten Kinder die im Programm ebenso ihren Platz haben wie das Konzert mit dem chinesischen Gewinner des Kissinger Klavier Olymp Chi Ho Han, und dem "Artist in Residence" Ning Feng, beide repräsentieren auch China, das Gastland des Sommers 2014.

Liederwerkstatt

Er ist nicht der größte Publikumsmagnet, aber hohe internationale Beachtung findet auch die Kissinger Liederwerkstatt, in der Komponisten neue Lieder nach alten Texten erarbeiten. Ein in Europa einmaliges Projekt.
Für Thomas Lutz vom Organisationsbüro beginnt jetzt die spannendste Phase: "Die Konzertabende mit Künstlern unterschiedlicher Nationen sind die größte Herausforderung". Aber auch Probenpläne zu koordinieren und Noten zu beschaffen gehört zum Geschäft. Ausländische Orchester mit langen Flugzeiten fragen schon mal gerne nach, ob die Organisatoren große Pauken oder Kontrabässe vor Ort beschaffen können um Transportkosten zu sparen. "Da werden wir schon mal zum Logistiker" meint er.
Zum Abschluss verrät die Intendantin noch ihren Geheimtipp: Die Konzertante Aufführung von Donizettis "Liebestrank". Kein Mammutwerk wie bei Wagner aber lustvolles Singen und Musizieren mit den Ohrwürmern des Nemorino "Una furtiva lagrima" oder Dulcamara. "Das ist spritzigster italienischer Opernprosecco".