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Das Web hält die grauen Zellen fit


Autor: Robert Huger

Bad Kissingen, Sonntag, 14. Dezember 2014

Im Burkadus-Wohnpark der Caritas in Bad Kissingen gibt es ein Internetcaf é f ür die Altenheimbewohner. Das generelle Interesse der älteren Menschen in der Region an neuen Medien ist aber noch begrenzt. Für Siegfried Schmidt ist das Netz ein Segen.
Siegfried Schmidt und seine Frau Regina sind regelmäßig im Internet unterwegs und besuchen gerne die Seite ihres Sohnes.  Foto: Robert Huger


Siegfried Schmidt (80) und seine Frau Regina (75) sind "Silver Surfer", also ältere Internetnutzer. Sie unterhalten sich mithilfe von Videotelefonie mit ihrem Sohn, der in Amerika lebt. "Das ist ganz wichtig für uns", sagt Siegfried Schmidt, "manchmal machen wir das stundenlang."

Doch nicht nur dafür gehen sie ins Netz. Siegfried Schmidt informiert sich mehrmals täglich bei Nachrichtenportalen und Datenbanken.

"Wenn ich etwas nicht weiß, gehe ich einfach ins Internet", sagt er. Auf diese Weise recherchiert er für seine Bücher, mit denen er gerne anderen Heimbewohnern eine kleine Freude bereitet. Siegfried Schmidt ist Kinderbuch- und Krimiautor. Für ihn war das Schreiben sogar der Hauptgrund, sich mit der neuen Technik zu beschäftigen.


Überschaubarer Nutzerkreis

Im Burkadus-Wohnpark in Bad Kissingen haben immerhin zwölf Bewohner einen eigenen Internetanschluss. Zusätzlich gibt es dort ein Internetcaf é , das für alle Senioren zugänglich ist. "Es wird annähernd täglich genutzt", sagt Ralf Grosch, Leiter der Einrichtung, "wobei sich das auf einen überschaubaren Kreis bezieht."
Meistens seien die Enkel die Initiatoren, wenn es um die Nutzung des Internets ginge. Siegfried Schmidt hat vor allem von seinem Sohn den Umgang mit dem World Wide Web gelernt. "Ich habe ihm über die Schulter geguckt", sagt er. Vor vier Jahren hat er angefangen, sich mit dem Internet zu beschäftigen. Heuer kennt er sich bestens damit aus. Nur zum Online-Banking will er sich nicht durchringen: "Das ist wohl die Vorsicht des alten Mannes."


Angebote in Pflegeheimen

Im Parkwohnstift Bad Kissingen gab es zwar im vergangenen Jahr ein Projekt, bei dem den Senioren der Umgang mit Tablets nähergebracht wurde, dennoch ist das Interesse gering. "Nächstes Jahr werden wir eine Sprechstunde zum Thema Internet anbieten", sagt Direktor Robert Keppner.

Auch im Haus St. Gertrudis ist die Nachfrage nicht allzu groß. "Ich denke, das kommt dann mit dem Generationswechsel", sagt Leiterin Heidi Manger. Im Moment gebe es aber keine Angebote zum Thema World Wide Web.
Ebenso will im Dr. Maria Probst Seniorenheim in Hammleburg niemand ins Netz. "Es gibt kein Interesse dafür", sagt Jürgen Schmidtbauer, stellvertretender Pflegedienstleiter. Er denkt aber, dass sich das in Zukunft ändern wird.

Im Seniorenheim Haus Waldenfels wird es erst nach dem geplanten Umbau entsprechende Möglichkeiten geben online zu gehen. "Im neuen Haus sieht die Welt dann anders aus in Sachen Internetanschlüsse", verspricht Martin Pfeuffer, Regionalleiter der Carl von Heß'schen Sozialstiftung, dem Träger der Klinik. Denn dort gebe es zusätzlich einige Plätze für betreutes Wohnen. Bis jetzt ist das Haus "nur" ein Pflegeheim, und das Interesse sei nicht gegeben. "Da will sich niemand mit dem Internet beschäftigen", sagt Martin Pfeuffer.


Gründe für Ablehnung

Siegfried Schmidt glaubt zu wissen, warum viele seiner Altersgenossen sich nicht für das Web interessieren. "Je älter man wird, desto weniger will man sich sagen lassen", meint er. Sprich, die Senioren wollten ihre Schwächen nicht preisgeben. Oft würde einfach alles Neue abgelehnt.Viele sehen zudem nicht ein, Geld für einen Internetanschluss zahlen. "Eigentlich wäre es ideal, wenn alle Senioren das Internet nutzen würden", so Schmidt, "das ist gut für das geistige Fithalten."

Ein Smartphone besitzt Siegfried Schmidt nicht. Nur ein einfaches Handy für Notfälle. Schließlich lässt sich doch alles am PC erledigen. "Der Computer ist mein Allerwichtigstes", sagt er. Den Umgang der Jugendlichen mit den mobilen Geräten findet er nicht gut. "Da fehlt doch die Kommunikation, wenn jeder für sich auf diesem Ding rumkloppt", sagt der 80-Jährige. Einmal habe seine Enkelin sogar, während sie mit ihm via Skype telefonierte, auf ihr Smartphone geguckt.

Ansonsten ist Siegfried Schmidt allerdings mit allem ausgestattet, was man braucht. Er hat einen Drucker, einen Scanner und eine zusätzliche externe Festplatte. Mit dieser Ausstattung ist er bis jetzt zufrieden."Ich will es nicht übertreiben", sagt er.