Das Umsonst-Regal im Rewe-Markt in Bad Brückenau ist Geschichte, Spenden für die Tafel gibt es aber weiterhin
Autor: Johannes Schlereth
Bad Brückenau, Freitag, 07. Dezember 2018
Auch wenn es das Umsonst-Regal im Rewe-Markt in Bad Brückenau nicht mehr gibt, verschwendet Inhaber Sebastian Hauke kaum Lebensmittel.
Der Lebensmittelverschwendung vorbeugen, war der Gedanke hinter dem Umsonst-Regal. Bis vor kurzem befand es sich im Rewe-Markt in der Kissinger Straße. Jetzt ist das Regal Geschichte. Kunden durften aus dem Regal Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen war, umsonst mitnehmen. "Der Grund dafür, dass das Regal weggekommen ist, ist die bessere Taktung der Warenlieferungen", informiert Sebastian Hauke, der Filialleiter. "Die Mengen haben sich mittlerweile eingependelt." Dadurch ergeben sich für ihn weniger Verluste.
Weiterhin keine Verschwendung
Lebensmittel für die Tafel in Bad Brückenau stellt Hauke aber immer noch zur Verfügung. "Vor Ort unterstützen uns alle Lebensmittelmärkte und einige Bäckereien", teilt Hans-Jürgen Schelle, der Vorsitzende der Bad Brückenauer Tafel, mit. "Außerdem haben wir Großspender über den Bundesverband der Tafel."
Wie ein kleiner Laden
Die Bereitschaft der Firmen, vor Ort Not zu mildern, zeigt sich im Warensortiment der Tafel. "Es gibt Obst und Gemüse, Gebäck, Konserven, aber auch Genussartikel wie Schokolade", zählt Schelle auf. Bevor die Waren in den Einkaufswägen landen, müssen die ehrenamtlichen Helfer jedoch einiges leisten. "Die Waren holen wir immer lose in Kisten ab. Als erstes müssen wir die frischen Lebensmittel putzen und sortieren", beschreibt er den Prozess. Danach kann Schelles Team die Waren packen und ausgeben.
Keine Hektik in der staden Zeit
Weihnachtsstress kommt in der Brückenauer Tafel allerdings nicht auf. "Es ist kein größerer Andrang als sonst", sagt Schelle. Einmal wöchentlich können Bedürftige die Waren abholen. "Wir versorgen 223 Menschen." Um für Gerechtigkeit bei der Verteilung zu sorgen, gibt es in Bad Brückenau ein Nummernsystem wie auf der Zulassungsstelle. "Jeder zieht zunächst eine Nummer, und je nach Höhe der Zahl, kommt er früher oder später an der Ausgabe dran." Die Kunden der Tafel können bei der Lebensmittelausgabe auch Wünsche äußern. "Wenn jemand sagt, er hätte lieber Salat als einen Brokkoli, können wir das - je nach Warenbestand - natürlich berücksichtigen", erklärt Schelle. Dabei spielt jedoch auch der Abholausweis eine Rolle.
Ausweisen ist Pflicht
Denn Lebensmittel abholen kann nicht jeder. Erteilt wird der Abholausweis erst nach gründlicher Prüfung durch die ehrenamtlichen Helfer. Schelle: "Dafür müssen Dokumente vorgelegt werden, etwa der Hartz IV-, der Renten- oder Grundsicherungsbescheid." Auf dem Ausweis finden sich wichtige Daten zum zu versorgenden Haushalt. "Da sind die im Haushalt lebenden Personen mit ihrem Alter aufgeführt", beschreibt Schelle. Dadurch wissen die Helfer, im Voraus, was für den Inhaber des Ausweises interessant ist. "Haben wir zum Beispiel zehn Netze Mandarinen, begünstigen wir Familien mit Kindern in der Weihnachtszeit." Das Vorgehen stoße bei den Kunden der Tafel auf Verständnis.
Verschwendung vermeiden
Außerdem lässt sich durch den Abholausweis Lebensmittelverschwendung verhindern. "Wenn wir wissen, dass im Haushalt ein Jugendlicher lebt, stimmen wir die Waren für den Abholer darauf ab. Die Familie bekommt dann zum Beispiel keine Baby-Nahrung, die dann in der Tonne landet."
Kaum Müll
Weggeworfen werde nur wenig, sagt Schelle. "Ohne die Backwaren holen wir jede Woche etwa 300 Kilogramm Lebensmittel ab. In die Tonne wandern davon so 20 bis 25 Kilogramm", erklärt sein Stellvertreter Klaus Hartmann. "Das sind dann verdorbenes Obst und Gemüse." Welke Salatblätter gehen an Kunden, die beispielsweise Hasen halten. Lebensmittel die noch gut sind, aber keinen Abnehmer gefunden haben, erhält die Initiative "Tischlein deck dich" aus Wildflecken.