Das Mittelalter kommt zurück auf die Ruine Botenlauben
Autor: Heike Beudert
Reiterswiesen, Sonntag, 16. Sept. 2018
Tausende Besucher erleben auf der Burgruine Botenlauben zwei Tage lang ein Mittelalter-Spektakel mit Schauspiel, Minnegesang, Markttreiben und Feuershow.
Es gibt Tage, die sind geradezu prädestiniert, um ein rauschendes Fest zu feiern. Der Heimatverein hat für seine Botenlauben-Festspiele in diesem Jahr zwei perfekte Tage erwischt. Sonnig, nicht zu warm, nicht zu kalt. Einfach nur ideal. Und so kamen die Besucher auch in Scharen, um sich auf der historischen Burgruine hoch über Reiterswiesen in das Mittelalter zurückversetzen zu lassen. Im Mittelpunkt stand die Geschichte des Grafen Otto von Botenlauben und seiner Frau Beatrix.
Graf Otto von Botenlauben hatte zum Fest geladen und seine Gefolgschaft kam. Der Heimatverein verwandelte die Burg in ein großes Lager. Während die Herrschaften sich der Minne widmeten, feierte das niedrige Volk seinen Jahrmarkt. Der Heimatverein versuche, die verschiedenen Aspekte des mittelalterlichen Lebens rund um die Burg Botenlauben darzustellen, erläutert der Vorsitzende des Heimatvereins, Werner Vogel. "Der Minnesängerwettstreit ist in seiner Art einzigartig in Bayern", betont der Reiterswiesener.
Er begleitet die Festspiele schon seit ihren Anfängen im Jahr 1984, war lange Jahre auch der Darsteller des Otto von Botenlauben. Für Werner Vogel sind die Botenlauben-Festspiele mehr als ein großes Spektakel. Sie sind auch "Geschichtsunterricht in spielerischer Form". Der Verein will damit das gesamte pralle Leben des Mittelalters für zwei Tage zurück auf die Burg holen. Die vielen positiven Stimmen der geschätzten 5000 Besucher bestätigen ihn, dass dies wieder gelungen ist.
300 Mitwirkende aus Reiterswiesen machten die 30. Festspiele auf der Botenlaube möglich. Sie schlüpften in historische Kostüme und kümmerten sich hinter und vor den Kulissen darum, dass die Besucher ein außergewöhnliches Mittelalter-Spektakel erleben konnten.
Morgenland trifft Abendland
Wolfgang Beil, Andrea Seufert und Bernd May haben es sich auf gepolsterten Sesseln an der Burgmauer bequem gemacht. Ihr Lager ist üppig ausgestattet, ihre bunten, schweren Gewänder und Zierrat lassen schnell erkennen, dass die drei Reiterswiesener an diesen Festspieltagen die Delegation aus dem Morgenland verkörpern, die dem Grafen Otto ihre Aufwartung macht. Alle drei sind bereits von Anfang an Akteure beim Botenlaubenfest. Vor einigen Jahren hatten sie sogar eine Reise nach Istanbul unternommen, um im dortigen Basar passende Accessoires zu kaufen, orientalische Stoffe und sonstige Utensilien. Die drei Darsteller haben viel Spaß, erinnern aber auch an die viele Arbeit, die hinter den Botenlauben-Festspielen steckt. Jedes kleine Ausstattungs-Detail müsse zur Burg hochgetragen werden. Ein Knochenjob.
Liebe zum Detail
Dass sich die Liebe zum Detail lohnt, das zeigen die positiven Stimmen. Die familiäre Stimmung sei "etwas Besonderes", erklärt Brunhilta von Reichenstein (ein Künstlername); sie gehört zur Gruppe "Dopo Domani", einem Team professioneller Mittelalter-Künstler. "Alle freuen sich auf die Veranstaltung", betont die Dudelsackspielerin.
Die Bad Kissingerin Hilla Schütze schätzt die Atmosphäre auf der Burg. "Da ist so viel Liebe dabei", erklärt sie. Was der Heimatverein auf die Beine stellt, verdiene Anerkennung.