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Das letzte selbst gebraute Bier aus Garitz


Autor: Robert Huger

Garitz, Mittwoch, 20. Mai 2015

Das Museumsbraugasthaus in Garitz schließt im Juli. Bis dahin braut Hubert Stärker die letzten 800 Liter seiner Hausmarke. Er verrät, warum sein Bier bekömmlich ist. Einen Nachfolger gibt es nicht. Das Gasthaus soll verkauft werden.
Hubert Stärker überprüft die Temperatur des Bieres.  Foto: Robert Huger


Vier ganze Jahre hatte es gedauert, bis das Gasthaus renoviert war. Betreiber Hubert Stärker hat die meiste Arbeit selbst gemacht. Und das neben der Ausübung seines damaligen Berufes. "Nachts habe ich als Croupier in der Spielbank gearbeitet und tagsüber war ich hier", erzählt Stärker.

Wände wurden durchgebrochen, neue Bänke und Fenster eingebaut, das Fachwerk wurde freigelegt und sowohl die Küche als auch die Toiletten wurden neu eingebaut. "Das war eine Menge Arbeit", sagt Hubert Stärker. Als er und seine Frau Hannelore das Haus 1996 gekauft hatten, war fast nichts von der derzeitigen Ausstattung vorhanden.

Eröffnet wurde im Dezember 2000. Zum 18. Juli wird der Zapfhahn nun endgültig abgedreht. Aus Altersgründen möchte das Ehepaar die Wirtschaft nicht mehr betreiben. "Wir sollten ein bisschen kürzer treten", sagt er. "Irgendwann geht's eben nicht mehr so", ergänzt seine Frau.

Das Besondere am eigenen Bier

Grund für sein Interesse am Brauwesen war seine Unverträglichkeit herkömmlichen Bieres. Geübt wurde zuerst zu Hause im Garten und in der Garage. Irgendwann kamen er und seine Frau auf die Idee, professionelle Sudkessel zu kaufen. Fündig wurden sie schließlich in Ungarn. Dort erwarben sie zwei Kessel aus Edelstahl und Kupfer. Für die gesamte Brauanlage zahlten sie rund 250 000 Mark.

Bier - unfiltriert

Hubert Stärker braut Kellerbier - und zwar unfiltriert. "Das schmeckt einfach besser", sagt er. Nur so blieben alle Geschmacksstoffe und Vitamine erhalten. Außerdem bekomme man davon keine Kopfschmerzen. Das haben ihm auch schon seine Gäste versichert. Von den Bieren der Markenhersteller hält er wenig. "Bei den großen Brauereien schmeckt ein Bier wie das andere", findet Stärker, "da gibt es keine großen Unterschiede."

Auch wenn das Ehepaar im Urlaub ist, schaut es sich stets nach Privatbrauereien um. Sie mögen eher das Bier mit einem geringeren Hopfenanteil nach Märzenart. "So wird auch mein Bier gemacht", sagt Stärker. 800 Liter hat er für die letzten Betriebswochen bereitgestellt. Hubert Stärker hofft, dass diese Menge ausreichen wird. "Wenn es kein Bier mehr gibt, dann gibt's halt Wein", sagt der Gastwirt gelassen.

Vor der Arbeit des Brauens hat sich der Gastwirt eigentlich immer so lange wie möglich gedrückt. Schließlich bedeutet das einen Haufen Reinigungsarbeiten und die ständige Kontrolle des Gebräus. Einmal musste er sogar zum Saubermachen in einen Kessel hineinklettern, weil der Sud angebrannt war, der weggeschüttet werden musste. Diese Arbeit wird er nicht sonderlich vermissen.

Gerade zu Anfangszeiten ist im Museumsbraugasthaus mehr los gewesen als zur heutigen Zeit. "Die Leute bleiben lieber zu Hause auf dem Sofa und trinken dort ihr Bier für ein paar Cent", sagt Hubert Stärker. Einen spürbaren Einbruch der Gästezahlen gab es in dem Jahr, als die Promillegrenze von 0,8 auf 0,5 heruntergesetzt wurde.

Eine Sorte setzt sich durch

Generell wurde das Angebot der Kneipe jedoch gut angenommen. Wenngleich die meisten Gäste aus Bad Kissingen und von auswärts kamen. Nur am Anfang seien viele Garitzer neugierig gewesen. Da hatte das Gasthaus noch fünfmal die Woche auf. Heuer sind es drei Tage.

In der Vergangenheit hat Stärker viele verschiedene Sorten gebraut. Mal gab es ein Weizenbier, mal einen Doppelbock, und sogar ein eigenes Rauchbier hat es schon gegeben. Obwohl gerne bestellt, hat es sich nicht gelohnt, verschiedene Sorten herzustellen. Daher ist der Brauer schließlich bei seinem Kellerbier geblieben. Die Zutaten für sein Bier bekam er aus der Region. Das Malz kaufte er bei der Mälzerei Lang in Mellrichstadt. Den Hopfen und die Hefe bezog Stärker von einer Schweinfurter Brauerei.

Keine Eile mit dem Nachfolger

Einen Nachfolger für das Gasthaus gibt es nicht. Es soll verkauft werden. Doch damit will sich Hubert Stärker Zeit lassen: "Wir warten, bis der Richtige kommt." Schließlich soll nicht irgendwer an diesen kostbaren Besitz kommen. Vielleicht jemand, der Spaß am Brauen hat. "Hier kann sich ein Nachfolger verwirklichen", sagt Hubert Stärker. Denn das Brausystem ist gut in Schuss.