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Das Heimatspielhaus in Münnerstadt wird eingeweiht


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Mittwoch, 17. Juli 2013

Das Heimatspielhaus in Münnerstadt hat seinen Fortbestand dem Engagement der Bürger zu verdanken. Der Blick in die Zukunft ist optimistisch. Am Donnerstag wird das sanierte Gebäude eingeweiht.
Vom Obergeschoss des Heimatspielhauses blickt man über den gesamten Münnerstädter Anger. Fotos: Heike Beudert


Der Blick aus dem Fenster des Münnerstädter Heimatspielhauses gehört wohl zu den schönsten, die Münnerstädter Gebäude zu bieten haben. Er schweift über den weiten Anger und endet am Oberen Tor, das zwischen den Kastanienbäumen hervor spitzt. Diesen Blick sollen in Zukunft möglichst viele Münnerstädter und Besucher genießen können.

Denn für Martin Kuchler, den Vorsitzenden des Vereins "Zukunft für das Heimatspielhaus" soll das historische Gebäude ein Begegnungszentrum werden. Mit der Einweihung am heutigen Tag kann es genutzt werden, auch wenn es noch manche Arbeit zu erledigen gibt, wie Baukoordinator Franz Gock weiß.

Der Verein hat es geschafft.Er hat das historische Haus gekauft und vor dem Verfall gerettet. "Ich kann es mir noch gar nicht so recht vorstellen", meint Martin Kuchler, Und so schwirrt ihm auch ein bisschen der Kopf ob der vielen Gedanken, verrät er: Das Vergangene, die Gegenwart und die Zukunft des Gebäudes, alles das kommt in diesen Tagen zusammen.

Stolz ist Martin Kuchler, dass der Verein dieses Mammutprojekt geschultert hat. Funktioniert hat es nach Meinung des Vorsitzenden, weil es gelungen ist, ein Projektmanagement zu organisieren. Die einzelnen Gruppen innerhalb des Vereins hätten sich selbst organisiert und Verantwortung für ihre Teilbereiche übernommen. Alleine über 4000 ehrenamtliche Arbeitsstunden sind bislang geleistet worden. "Es hat uns kaum einer geglaubt, dass wir das schaffen", erklärt er. Kuchler glaubt, dass diese Eigenverantwortlichkeit dazu beigetragen hat, die Helfer zu motivieren.

Helfer waren unermüdlich

Die letzten Wochen waren voll mit Arbeit, damit alles bis zum Einweihungstermin fertig ist, erzählt Franz Gock, der zusammen mit Longin Farrenkopf die Arbeitseinsätze koordiniert hat. Vor allem das Abschleifen der Türen und Türrahmen sei eine Knochenarbeit gewesen. Aber gerade in den vergangenen zwei Monaten gab es zahlreiche helfende Hände, freut sich Franz Gock. In den kalten Wintermonaten war das nicht immer so einfach. Gock schwärmt vom Haus - die neuen Holzböden erwähnt er besonders. Als die im Haus waren, hätten sie wie ein Motivationsschub gewirkt. Franz Gock freut sich nun auf sein Klassentreffen. Sein Abiturjahrgang wird der erste sein, der das neue Begegnungszentrum noch im Juli für sein Treffen nutzt.

Es ging schneller als geplant

Martin Kuchler hat immer daran geglaubt, dass der Verein sein Ziel erreicht, nicht aber, dass es so schnell gehen wird. "Das ist unglaublich", sagt der Münnerstädter. Die Einweihung des Heimatspielhauses ist das langersehnte Ziel, aber nicht der Endpunkt. Denn in den kommenden Monaten und Jahren stehen weitere Arbeiten an. Gleich nach der Einweihung geht es weiter. Es fehlt noch das Mobiliar, in der Küche die Spülmaschine.

Küche vom Flohmarkt

Die Küche ist nicht von der Stange. Sie stammt aus dem Beständen der Flohmarktgruppe. Franz Gock schätzt, dass es sich um eine Küche der 50er Jahre handelt, die dem Verein für seinen Flohmarkt zur Verfügung gestellt worden ist. Die Mitglieder haben sie aufgearbeitet und mit einer neuen Arbeitsplatte versehen. Jetzt sieht sie aus wie neu und passt perfekt.

Längerfristig soll ins Haus auch ein Aufzug kommen. Der Schacht war Teil der Finanzierung. Der Lift selbst muss erst noch finanziert werden."Er ist ein Extra-Projekt", sagt Kuchler. Er schätzt, dass der Verein dafür rund 50 000 Euro investieren muss. Und langfristig soll auch über die Nutzung der Scheune geredet werden. Der Einbau eines Blockheizkraftwerkes existiert bislang als Idee. "Hier sind wir noch ganz am Anfang", sagt Kuchler.
Vorrangig ist für Martin Kuchler jetzt aber, das Haus mit Leben zu erfüllen. Die Räume können für Feiern und Veranstaltungen gemietet werden. Die fleißigen Helfer und guten Geister des Vereins haben bereits am Samstag die Möglichkeit zu testen, wie es sich im Heimatspielhaus feiern lässt. Die Münnerstädter Gastronomen geben für die unermüdlichen Freizeitsanierer des Vereins ein Fest im Innenhof des Heimatspielhauses.

"Wir wollen kein Museum", unterstreicht Kuchler. Diese Tatsache habe auch bei der Sanierung eine Rolle gespielt.Er zeigt dies anhand alter Wandverzierungen. Die wurden nur teilweise freigelegt, ansonsten konserviert, damit das Haus gut nutzbar ist. Es sollte nicht nur historisch, sondern auch praktisch sein. Froh ist Martin Kuchler dass im Erdgeschoss Thomas Pfarr mit seiner Galerie vertreten ist. Das ergänze sich gut, findet er. Pfarr öffnet am Wochenende und schwärmt von den alten Mauern. "Hier kann man die Jahrhunderte spüren", betont der Galerist. Er deutet auf eine Tür. Die hat er so belassen, wie sie vorgefunden wurde. Selbst die von den früheren Bewohnern angebrachten Kalenderblätter hängen noch. Begeistert ist er von dem alten Türschloss. "Gotik", sagt er und schätzt es auf rund 500 Jahre. So etwas finde man sonst nur in Museen.

Daten zur Sanierung

Kosten
1, 5 Millionen Euro, davon wurden 1,2 Millionen Euro über staatliche Fördermittel gedeckt. Bayerische Landesstiftung: 160 000 Euro; Entschädigungsfond der Denkmalpflege: 540 000 Euro; Stadtumbau West 500 000 Euro.

Eigenmittel Spenden und Leistungen für den Verein: 135 000 Euro; ehrenamtliche Arbeitsstunden: 40 000 Euro; Deutsche Stiftung Denkmalschutz: 125 000 Euro (dient zur Stärkung des Eigenanteils, den der Verein übernommen hat).

Projektverlauf
Kauf des Hauses 2005 durch den Verein "Zukunft für das Heimatspielhaus"; Sanierungsb eginn 2010.

Historie
Kellergewölbe stammt aus dem 14. Jahrhundert; die ältesten Gebäudeteile sind aus dem Jahre 1478. Die Erweiterung mit der markanten Hausfassade stammt aus dem Jahr 1573.

Bisherige Nutzung Im Haus lebten und arbeiteten in den vergangenen Jahrhunderten Bürger, Gerber, Bäcker oder höhere Beamte und in den letzten 40 Jahren "Käfer und Mäuse" (Aussage Martin Kuchler).

Einweihung
Der Festakt findet heute um 11 Uhr auf dem Anger statt. Mehr als 100 Ehrengäste werden erwartet. Nach den Ansprachen und der Schlüsselübergabe gibt es für die Ehrengäste eine Führung durchs Haus und einen Empfang.

Tag der offenen Tür Die Öffentlichkeit kann sich über die Sanierung bei einem Tag der offenen Tür am Samstag, 20. Juli, informieren. Das Heimatspielhaus ist zwischen 10 und 16 Uhr geöffnet. Mitglieder stehen für Erklärungen zur Verfügung. Eröffnet wird auch die Galerie, die zudem am Sonntag, 21. Juli, zwischen 10 und 20 Uhr zu besichtigen ist. eik