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Das Gemeindehaus in Hassenbach hat viel erlebt


Autor: Günther Straub

Hassenbach, Montag, 09. Sept. 2013

Beim "Tag des offenen Denkmals" erzählte Hubert Schenk über die Geschichte des Gemeindehauses in Hassenbach. Hier wohnte ein Kaplan, es gab einen Laden mit Kolonialwaren, und ein Arzt führte Operationen durch.
Hubert Schenk (Mitte) berichtete viel Wissenswertes zur Historie des Gemeindehauses. Foto: Günher Straub


Roland Heinlein zeigte sich beeindruckt von Hassenbach. "Es ist schon bemerkenswert, dass in einem so kleinen Dorf solche Gebäude, ja wahre Denkmäler stehen", betonte der Kreisheimatpfleger. Ob es das ehemalige Pfarrhaus ist, das Anwesen Rummel/Löwenheim mit einem Umfeld, das einem Klostergarten ähnelt, oder auch die Kirche in der Brunnenstraße. Sie alle stehen in der Denkmalliste.

Auch das alte "königliche" Forsthaus, mit seiner wuchtigen, unter Naturschutz stehenden Eiche, prägt das Ortsbild. Auf dem Sandsteinsturz über dem Kellereingang sind die Jahreszahlen 1796 eingemeißelt.

Ursprung bis dato unklar

Zum Tag des offenen Denkmals wurde das sanierte Pfarrhaus, heute Gemeindehaus, geöffnet. In der Denkmalliste ist es als "ehemaliges Kaplaneihaus" eingetragen. 1923 wurde eine Kaplanei errichtet und mit einem Kaplan besetzt. Dafür musste die Gemeinde auch ein Pfarrhaus bereitstellen, wofür das Hartmann`sche Anwesen Hausnr. 6/7, später Scharf-Anwesen, genutzt wurde.

Als 1930 das spätere Pfarrhaus zum Verkauf stand, wurde Kaplan Augustin Blassauer von der Gemeinde mit dem Kauf des Anwesens beauftragt. Es sollte auch den künftigen Seelsorgern des Ortes als Wohnung dienen. Er wurde auch mit dem Verkauf des bisherigen Pfarrhauses an Michael Scharf betraut. Den Erlös durfte er für die Instandsetzung des neu erworbenen Hauses verwenden.

Das zweigeschossige Pfarrhaus mit seinem Walmdach weist an der Giebelseite Richtung Westen die Meiselzeichen "17HOKF79" auf. Ob es das Baujahr ist, steht im Zweifel. Die Ostseite des Gebäudes wurde in Lehmfachwerk-Bauart errichtet, und die Westseite könnte ein späterer Anbau sein. Dieser ist mit Backsteinen (Ziegelsteinen) gemauert.

Der Ursprung des Gebäudes ist bis dato unklar. Vermutet wird, dass es mit den Pröpsten oder Fürstbischöfen zu tun hat, da über den unteren Fenstern kleine Kreuze aus Holz angebracht sind und über den oberen Fenstern Krönchen. Nachgewiesen ist, dass es Ende des 19. Jahrhunderts einen Kolonialwarenladen beherbergte.
Vorher soll es jahrelang ein landwirtschaftliches Anwesen gewesen sein, und um die Jahrhundertwende eine Gastwirtschaft von Johann Kaiser und danach Joseph Schaub.

Viele Bürger wünschten Erhalt

1908 erwarb Gustav Löwenheim dieses Gebäude. Ab 1920 hatte der Sohn Dr. Alois Löwenheim seine Arztpraxis in dem Haus und führte hier sogar kleine Operationen durch. Der letzte Priester im Gebäude war bis 1957 Kaplan Herbert Pfaff. Danach war der jeweilige Pfarrer zunächst von Albertshausen und ab 1975 von Oberthulba Kuratus der Kuratie Hassenbach. Ab 1957 wohnten verschiedene Familien in den Anwesen.

Nachdem es einige Jahr leer stand, wurde es generalsaniert und steht heute der Bevölkerung als Gemeindehaus zur Verfügung. Es war der Wunsch vieler Ortsbürger, dieses Gebäude zu erhalten. Heute befindet sich hier auch das neue Heimatmuseum. Die Besichtigung des Hauses ist auf Anfrage möglich.

Hubert Schenk, Organisator des Museums, informierte jetzt beim "Tag des offenen Denkmals" über die bisher bekannte Geschichte des Gebäudes und auch über das frühere Leben in Hassenbach und Umgebung.

Gottfried Mehling aus Thulba war begeistert: "Es ist gut, dass man solche Gebäude erhält, die viel Geschichte beinhalten. Auch das Heimatmuseum mit den vielen bäuerlichen Geräten ist hervorragend geworden." Diese Meinung teilten auch die zahlreichen Teilnehmer der Führungen. Einige boten zur weiteren Gestaltung sogar alte Geräte an.